Schneechaos auf den Straßen in und um Bad Oeynhausen hält an

Bad Oeynhausen. Seit Samstagnacht schneit es fast ununterbrochen. Das Schneechaos auf den Straßen in und um Bad Oeynhausen hält an. Autos sind in Gräben gerutscht oder in Schneewehen steckengeblieben, Lastwagen stehen quer. Der Winterdienst bemüht sich um Schadensbegrenzung. Zu dem heftigsten Schneefall seit zehn Jahren gesellen sich ab Montagnacht nun auch noch Minustemperaturen im zweistelligen Bereich. Polizei Die Situation auf den Straßen im Kreis Minden-Lübbecke habe sich gegenüber Sonntag kaum verändert, so die Kreispolizei. Mittlerweile sind zwei Straßen über das Wiehengebirge gesperrt. Betroffen sind die Verbindungsstrecken zwischen Bad Oeynhausen und Hille-Rothenuffeln sowie die Bergstraße zwischen Lübbecke-Nettelstedt und Hüllhorst-Schnathorst. Auch am Montag erreichten doe Leitstelle Meldungen über liegengebliebene Lkw oder andere Fahrzeuge. Dies führte mitunter zu erheblichen Behinderungen. Betroffen davon waren bis zum frühen Nachmittag in erster Linie Abschnitte im Raum Bad Oeynhausen. Winterdienst Es ist ein Kampf gegen Windmühlen. Das gibt Stadtwerke-Sprecher Rüdiger Ernst unumwunden zu. "Bei einem derart heftigen Wintereinbruch mit massiven Schneeverwehungen wird es auch für unseren Räumdienst schwierig", sagt er im Gespräch mit der NW. Seit Samstagmorgen um 4 Uhr ist der Winterdienst der Stadtwerke im Einsatz. 23 Mitarbeiter, 14 Fahrzeuge. Und doch sei es, so Ernst, derzeit mehr eine Sisyphos-Arbeit, den Schnee von den Straßen zu bekommen. Es sind vor allem die Schneeverwehungen, die den Mitarbeitern zu schaffen machen. "Sie können schieben und auf dem Rückweg ist bereits alles wieder zugeschneit", winkt Rüdiger Ernst ab. Das wird auch schon beim Schneeschüppen auf privaten Grundstücken deutlich. In erster Linie versuchen die Stadtwerke, den Schnee an die Seite zu schieben. "Unser Solegemisch kommt nur auf Eis zum Einsatz. Bei einer geschlossenen Schneedecke nützt das sowieso nichts", erklärt der Pressesprecher. Falls es aber doch noch eisiger wird, sind die Stadtwerke vorbereitet: "Die Lager sind voll. Bisher wurde in diesem Winter ja nichts verbraucht." Samstag und Sonntag ging es für die Stadtwerke-Mitarbeiter morgens um 4 Uhr los, am Montagmorgen stiegen die ersten um 3 Uhr auf die Räumfahrzeuge. "Wir haben vier Großfahrzeuge im Einsatz, fünf Trecker und fünf kleinere Bullis", zählt Rüdiger Ernst auf. Gefahren wird im Schichtsystem. Bis weit in den Abend. "Der Einsatzleiter entscheidet nach Wetterlage." Es werde aber das Möglichste versucht. "Wir sind ja nicht die einzigen, die Schwierigkeiten haben", sagt Ernst. Auch in den Nachbarkommunen wie Löhne oder Minden sei die Lage ähnlich. "Da unsere Streufahrzeuge nach Schneefällen und bei Eisglätte nicht überall gleichzeitig sein können, geschieht das Räumen und Streuen der Straßen nach einem Dringlichkeitsplan." Und der sieht vor, dass Hauptverkehrsstraßen zuerst dran sind: "Wir versuchen die wichtigsten Verbindungen offen und befahrbar zu halten." Ziel sei es, so schreiben die Stadtwerke auch auf ihrer Homepage, allen Bürgern im Abstand von rund 300 Metern von der Wohnung eine gestreute und geräumte Straße für den Weg zur Arbeit anbieten zu können. Formulierungen, die für "normale" Wintertage gedacht sind - nicht für die derzeitigen Verhältnisse. "Wir werden weiter räumen - zuallererst nach dem Winterdienstplan. Alles darüber hinaus ist nicht zu schaffen", betont Ernst und bittet die Bürger um Verständnis. In diesen Wintertagen bleiben Anliegerstraßen, die keine besondere Dringlichkeit haben, außen vor: "Da sind die Anlieger auch mal selbst gefordert", betont Ernst. Trotzdem machen sich die Stadtwerke-Mitarbeiter auch am Dienstagmorgen wieder um 3 Uhr mit den Räumfahrzeugen auf den Weg - so wie in den Tagen danach. Ernst: "Damit wir die Schneemassen beiseite bekommen bevor der erste Verkehr rollt. Und die meisten Straßen befahrbar bleiben." Die Räumpflicht In der Straßenreinigungssatzung der Bad Oeynhauser Stadtwerke wird geregelt, wann und wie oft die Bürger Schnee schippen und Gehwege streuen müssen. Festgelegt ist, dass der Gehweg vor der eigenen Haustür zwischen sieben Uhr morgens und 20 Uhr abends geräumt werden muss. Wohnt man beispielsweise in einer Spielstraße ohne Bürgersteig, entfällt die Pflicht nicht, sondern es muss ebenfalls ein eineinhalb Meter breiter Streifen geräumt und gestreut werden. Fällt nach 20 Uhr noch Schnee oder es wird glatt, muss am nächsten Werktag vor sieben Uhr und sonn- und feiertags bis 9 Uhr geräumt und gestreut werden. "Bei andauerndem Schneefall muss aber niemand zwischen 7 Uhr morgens und 20 Uhr abends dauerhaft vor die Tür", betont Rüdiger Ernst, Pressesprecher der Stadtwerke Bad Oeynhausen. Das könne niemand leisten. Stattdessen solle man immer wieder dann aktiv werden, wenn der Schneefall etwas nachlasse. Um gegen Glätte vorzugehen, sollen nach Angaben der Stadtwerke abstumpfende Mittel, wie Sand, Splitt oder Holzspäne verwendet werden. Salz dürfe grundsätzlich nur an gefährlichen Stellen, wie Treppen oder Rampen, benutzt werden oder in Ausnahmefälle, wie beispielsweise bei Eisregen. Wichtig: Gesundheitliche Einschränkungen entbinden Bad Oeynhausener nicht von diesen Pflichten. Stürzen Personen auf dem Gehweg vor der Haustür, so kommt dafür nicht die Haftpflichtversicherung auf. "In solchen Fällen müssen dann, wenn Familie, Freunde oder Nachbarn nicht einspringen können, private Hausmeister- oder Räumdienste in Anspruch genommen werden", erklärt Ernst. Die Stadt biete keinen derartigen Service an. Aber auch Unternehmen, die einen solchen Service gegen Bezahlung anbieten, sind derzeit überlastet und kaum in der Lage Aufträge von Neukunden anzunehmen. Heizung und Leitungen Bei Minus-Temperaturen ist es besonders wichtig, das Haus ausreichend zu heizen. Energiesparen sei zwar sinnvoll und richtig, dürfe aber nicht zu Schäden am Haus führen, teilt der Verband Privater Bauherren (VPB). "Wir raten dringend dazu, die Wohnräume auf mindestens 17 Grad zu erwärmen." Grundverkehrt sei es, die Heizung nachts abzustellen. Dann sinkt die Temperatur gefährlich ab. Schlecht isolierte Leitungen können einfrieren, beispielsweise im Keller oder im Dachgeschoss. Das Abstellen der Heizung bringt auch keine Ersparnis, denn es dauert morgens umso länger, das Haus wieder aufzuheizen. "Die meisten Heizungen sind aber durch einen Frostschutz abgesichert und werden über einen Außentemperaturfühler gesteuert", sagt Wolfgang Vette von Vette Haustechnik in Dehme. "Es ist aber sinnvoll, in allen Räumen das Thermostatventil der Heizkörper mindestens auf die Gefriermarkierung zu stellen." Der Müll Die am Montag ausgefallene Leerung der Papiertonne und die Anfuhr des Restmülls soll am Samstag nachgeholt werden. "Auch am Dienstag wird die Abfuhr nicht stattfinden", teilte Rüdiger Ernst, Sprecher der Stadtwerke, am Montagnachmittag mit. Über Ausweichtermine sie man mit dem Portaner Entsorgungsunternehmen PreZero in Gesprächen. Die Post Die Deutsche Post hat sich dazu entschieden, die Arbeit am Montag ruhen zu lassen. &bdquo;Bei uns fällt heute alles komplett aus", erklärt Pressesprecher Rainer Ernzer am Vormittag. Dafür gibt es gleich mehrere Gründe. &bdquo;Klar, die Sicherheit unserer Mitarbeiter geht natürlich vor. Aber auch andere Hintergründe sind entscheidend. Durch den Schnee gibt es aktuell so gut wie keinen Verkehr zwischen den Briefzentren", erläutert Ernzer. Zudem sei die Post an Montagen ohnehin immer übersichtlich, da höchstens Briefe von Privatpersonen zugestellt werden - &bdquo;und die werden ja leider immer weniger", so der Pressesprecher. Wie sich die Zustellung in den kommenden Tagen gestaltet, bleibt abzuwarten. &bdquo;In der Regel kämpfen wir uns durch den Schnee", sagt Ernzer. So seien die Postboten zum Beispiel mit Schuhspikes gegen die Glätte ausgerüstet. &bdquo;Aber momentan heißt es abwarten." Erfahrungsgemäß würde es immer nur wenige Tage dauern, bis sich der Bauhof und das Wetter eingespielt haben. &bdquo;Dann kann die überwiegende Zustellung wieder erfolgen", so Ernzer. Doch auch wenn sich die Lage auf den Hauptstraßen entspannt hat, könnte es noch Einschränkungen geben - zum Beispiel wenn auf kleineren Wegen nicht geräumt ist. &bdquo;Wenn die Zustellung nicht ohne ein Risiko für unseren Mitarbeiter möglich ist, dann geht es halt nicht.Wir müssen da auf uns selbst achten, einfach aufs große Ganze", meint der Pressesprecher. &bdquo;Wir können ja auch nicht zaubern", sagt Ernzer und hofft auf das Verständnis der Bevölkerung.

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