HDZ berichtet: So war die Organspende-Bereitschaft im Corona-Jahr

Bad Oeynhausen. Geschäftsführerin Karin Overlack und der Ärztliche Direktor Jan Gummert sind sich einig: "Das Herz- und Diabeteszentrum hat 2020 besser überstanden als zu Beginn der Corona-Pandemie befürchtet". Ausdrücklich sprechen beide den 2.500 HDZ-Mitarbeitern ihren großen Dank für den Einsatz aus, nur dank "unseres tollen Teams" sei die Krise bislang gemeistert worden. Ihre Bilanz haben Overlack und Gummert sonst stets auf dem Jahresempfang im Theater im Park gezogen. Der musste in diesem Jahr ausfallen. Im Gespräch mit nw.de präsentieren sie nicht nur Zahlen, sondern nennen auch Gründe für die Entwicklungen. 73 Herzen und sieben Lungen wurden im letzten Jahr im Herz- und Diabeteszentrum (HDZ) transplantiert, darunter sind auch fünf Kinder, die im Kinderherzzentrum mit einem Spenderherzen versorgt wurden. Das sind zwar 18 Transplantationen weniger als im Jahr 2019, aber genauso viele wie beispielsweise 2012. Bei den Lungentransplantationen weist die Statistik zwei weniger aus als 2019. Ein Patient hat in 2020 Herz und Lunge von einem Spender bekommen, das war genauso wie im Jahr zuvor. Bundesweit wurden 320 Herzen transplantiert Die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) hat mitgeteilt, dass 2020 bundesweit 320 Herzen transplantiert wurden. In Deutschland haben 913 Menschen nach dem Tod ein oder mehrere Organe gespendet, das sind nur 19 weniger als im Jahr vor der Corona-Pandemie. "Im Osten ist die Organspendebereitschaft seit Jahren besonders hoch", weiß Gummert. Als sich dort die Pandemie stark ausbreitete, seien die Spenderzahlen zurückgegangen. 2019 wurden aber auch die gesetzlichen Grundlagen für eine Verbesserung der Zusammenarbeit und der Strukturen bei der Organspende geschaffen. Und deshalb mag auch Gummert nicht ausschließen, dass es ohne Corona vielleicht doch mehr Spenderorgane gegeben hätte. Viel wichtiger ist ihm allerdings, dass wir "wieder 80 Menschen mit Spenderherzen und -lungen neues Leben schenken konnten". Von Juli bis Oktober 600 Fälle mehr als geplant "Auch unter erschwerten Bedingungen ist es uns gelungen, alle zu Jahresbeginn geplanten Projekte zu realisieren", erklärt Geschäftsführerin Karin Overlack. Zwei Katheterlabore wurden modernisiert, ein drittes gebaut. Ein zweiter Hybrid-Operationsaal konnte in Betrieb genommen werden, die Diabetesstation wurde modernisiert. Insgesamt wurden dafür rund 8,5 Millionen Euro investiert. Mitte März wurden die Krankenhäuser von der Landesregierung angewiesen, weniger planbare Operationen durchzuführen. "Von März bis Juni brach die Leistung im HDZ um durchschnittlich zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr ein. Damit wurden in diesen vier Monaten im Zuge des ersten Lockdowns insgesamt knapp 1.500 Patienten weniger als geplant versorgt", nennt die Geschäftsführerin eine Konsequenz. Allerdings sei es gelungen, "diese Delle" bis Oktober weitgehend auszugleichen. Overlack: "Von Juli bis Oktober wurden knapp 600 Fälle mehr als ursprünglich geplant am HDZ versorgt". Maßgeblichen Anteil daran hat die vor zwei Jahren neu gegründete Klinik für Elektrophysiologie, in der schwerpunktmäßig Herzrhythmusstörungen behandelt werden. Schutzmasken für 1,3 Millionen Euro "Wir haben frühzeitig eine Corona-Task-Force etabliert, um gemeinsam Lösungen auch für die vielen organisatorischen Herausforderungen zu finden, die eine Pandemie mit sich bringt", berichtet die Geschäftsführerin und verweist beispielhaft auf den frühzeitigen Einkauf von Schutzmasken im Wert von 1,3 Millionen Euro. Im Zuge der Corona-Pandemie mussten die Kapazitäten auf der Intensivstation erweitert werden. Durch Pflegekräfte aus anderen (zeitweise geschlossenen) Normalstationen, die zudem eine besondere Schulung erhielten, konnte der zusätzliche Fachpersonalbedarf gedeckt werden. "Das Fachkräfteproblem wird sich für uns bald etwas entspannen", zeigt sie sich zuversichtlich. Dafür sollen nicht nur die 37 philippinischen Pflegekräfte sorgen, die in den nächsten Monaten ihren Dienst antreten werden. Mittelfristig hoffen Karin Overlack und Pflegedirektor Christian Siegling auf den Nachwuchs aus der Region. &bdquo;Das HDZ hat noch vor Corona seine Ausbildungskapazitäten erhöht, so dass bis 2024 bis zu 100 Auszubildende jährlich ihre Prüfung als Pflegefachmann oder Pflegefachfrau ablegen können" betont Siegling.Natürlich soll auch in diesem Jahr weiter gebaut werden. Die herzchirurgische Intensivstation wird erweitert und modernisiert. Pläne für den Bau eines Parkhauses gibt es hingegen derzeit nicht. Karin Overlack: "Damit müssen wir warten, bis eine Standortentscheidung für den Krankenhaus-Neubau gefallen ist".

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