Abschied nach 1.600 gemeinsamen Operationen: Japanischer Oberarzt geht

Bad Oeynhausen. Ein bisschen Gedankenlesen gehört offenbar dazu. "Doktor Hata weiß immer schon im voraus, was ich als nächstes tun werden", berichtet Jan Gummert. Herzklappen, Aorten, Bypässe,Tumore: Es gibt wenig am Herzen, das Gummert und Masatoshi Hata nicht schon gemeinsam unter dem Messer gehabt hätten. 1.600 Mal hat Hata dem ärztlichen Direktor des Herz- und Diabeteszentrums NRW (HDZ) im Operationssaal assistiert. Nun aber trennen sich die Wege der beiden Herzchirurgen. Hata kehrt zurück nach Japan, in seine Heimat. 2005 kam Hata zum ersten Mal nach Bad Oeynhausen. Er begleitete einen erst sieben Jahre alten Patienten, der im HDZ operiert werden sollte. "Ich wollte nur eine Woche bleiben", berichtet Hata. Den Kontakt nach Bad Oeynhausen hatte Kazutomo Minami hergestellt, der damals Oberarzt am HDZ war. Hata, damals Assistenzarzt an der Universitätsklinik in Osaka, durfte eine Operation im HDZ besuchen. Und war begeistert. "Ich wusste: Wenn ich richtiger Herz-Operateur werden will, dann darf ich nicht in Japan bleiben", erinnert sich Hata. "Der Assistent muss den Patienten perfekt vorbereiten" Vor dem OP-Saal habe er sich bei Minami beworben. "Dann schicken Sie mir mal Ihre Unterlagen", habe der geantwortet. Und 2006 wurde Hata Assistenzarzt an der Klinik für Thorax- und Kardiovaskularchirurgie am HDZ. Wo er 2009 Jan Gummert begegnete, der am 1. Februar die Nachfolge von Reiner Körfer als ärztlicher Direktor des HDZ antrat. Und in Bad Oeynhausen die minimalinvasive Operationstechnik einführte, bei der bei Herzeingriffen nicht der komplette Brustkorb geöffnet werden muss. Im April 2009 ging Hata dem Chefchirurgen erstmals als zweiter Assistent zur Hand, ein Jahr später war er sein erster Assistent. "Der Assistent muss den Patienten perfekt vorbereiten", erläutert Gummert das Zusammenspiel. "Er muss die Brust öffnen, den Zugang für den Katheter legen." Dann erst kommt der Chef, und setzt - zum Beispiel - eine neue Herzklappe ein. "Das ist ein blindes Vertrauensverhältnis" Neben handwerklichem Geschick gehören Verlässlichkeit, Teamfähigkeit und Demut zu den Tugenden des Operateurs, so zählt Gummert auf. Und die Ehrlichkeit, Fehler zuerst bei sich selbst und nicht den anderen zu suchen. "Ein guter Chirurg erkennt drei Schritte im voraus, was zu tun ist. Doktor Hata hat schon vier Schritte im voraus gewusst, was notwendig ist", sagt Gummert über seinen langjährigen Assistenten. Der für ihn längst zu einem Kollegen auf Augenhöhe geworden ist, wie Gummert betont. "Das ist ein blindes Vertrauensverhältnis, das da entsteht", beschreibt Gummert die Zusammenarbeit. Und dankt Hata, "dass er mich die ganze Zeit ertragen hat. "Das war leicht", kontert Hata, "er ist ja ein sehr guter Operateur." Masatoshi Hata, mit 47 Jahren genau zehn Jahre jünger als sein Mentor Gummert, hat in seiner Zeit am HDZ rund 5.000 Operationen durchgeführt, als Assistent oder auch als verantwortlicher Chirurg im OP-Saal. 27 Herzen hat Hata am HDZ transplantiert. 2012 bekam er seine Approbation, seit 2014 ist er Facharzt für Herzchirurgie, seit 2015 Oberarzt am HDZ. Warum geht er jetzt? "Weil ich Japaner bin", erklärt Hata. Und: "Meine Frau will nach Haus." Hata ist verheiratet und hat zwei Kinder. "Ich möchte nach Japan bringen, was ich in Deutschland gelernt habe" Und dann ist da auch noch der Gedanke an die Karriere. "Ich möchte nach Japan bringen, was ich in Deutschland gelernt habe", sagt Hata. Und zählt dabei nicht nur die minimal-invasiven OP-Techniken auf, sondern auch die Organisation des Klinikalltags im HDZ. Am 15. Dezember wird er Deutschland verlassen. Nach zwei Wochen Quarantäne erwartet ihn ein neuer Job an seiner alten Wirkungsstätte, der Uniklinik Osaka. Hier wird Hata Chef-Operateur der Herzklinik. "Und ich werde dort Ärzte ausbilden", sagt Hata. Für diese neuen Aufgaben wünscht Gummert ihm alles Gute. Auch, wenn er seinen Vertrauten im OP-Saal sicher vermissen wird. Ganz werden sich die beiden Chirurgen aber nicht aus den Augen verlieren. "Wir arbeiten bei einem Forschungsprojekt zur Mitralklappe weiter zusammen", sagt Gummert.

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