Restaurants über Weihnachten zu: Gastronomen probieren neue Angebote aus

Bad Oeynhausen. Der Dezember gehörte für die Gastronomie vor der Pandemie zum umsatzstärksten Monat, betriebliche Weihnachtsfeiern sorgten ebenso für vollbesetzte Räume wie Familien, die sich an den Festtagen an den gedeckten Tisch setzten. Doch nun bleiben die Restaurants coronabedingt mindestens bis 10. Januar geschlossen. Schon im Frühjahr mussten Gastronomen auf die Bewirtung ihrer Gäste verzichten. Was hat sich gegenüber dem ersten Lock-Down im Frühjahr geändert? Der Koch "Im Frühjahr lief es besser", bilanziert Klaus Brandscheidt. Auch damals hat er seinen Kunden einen Außer-Haus-Verkauf für nahezu alle Gerichte auf der Speisekarte angeboten, doch nun sei die Nachfrage deutlich geringer. "Jetzt bereite ich manchmal nur vier Gerichte am Abend zu", berichtet er. Zu seinen Stammgästen gehören viele ältere Menschen und deren Angst vor Ansteckung sei jetzt offenbar noch größer als im Frühjahr. Die Einnahmen durch den Außer-Haus-Verkauf seien nur ein "Tropfen auf dem heißen Stein", dennoch wolle er das Angebot vorerst aufrechterhalten. "Das bin ich meinen Stammgästen schuldig". Für die hat er - ganz wie vor Corona- auch die Speisekarte saisonal angepasst. Neben Grünkohlgerichten gibt es auch Gänsekeulen mit Rotkohl. Paradiso Beim ersten Lockdown hatte Antonio Casdatanheira sein Restaurant komplett geschlossen, jetzt bietet er seinen Gästen eine Außer-Haus-Versorgung an. "Abholen oder liefern lassen", zeigt er die Alternativen auf. Auch bei ihm sind es überwiegend Stammkunden, die seine mediterranen Speisen ordern. Wobei er betont, dass vielen eben auch der Service in seinem Lokal wichtig sei. "Auf höchstens 25 Prozent" schätzt er deshalb den Umsatz, den er derzeit erzielt. In normalen Zeiten arbeiten drei Köche im Paradiso, jetzt ist es nur einer. Die Öffnungszeiten hat er nur geringfügig verändert, abends wird jetzt schon um 21 Uhr geschlossen. Wie gewohnt will er aber auch an den Feiertagen für seine Gäste im Einsatz sein. Und natürlich hofft er, dass er möglichst bald wieder "normal" arbeiten kann, denn auf Dauer sei "Außer-Haus ist für ihn keine Lösung". Die erfordere unter anderem ganz neue Logistik. Casdatanheira: "Und die will ich nicht". Trollinger Hof Im Frühjahr hat Frank Wiegand noch einen Außer-Haus-Service angeboten, jetzt bleibt bei ihm die Küche kalt und verschlossen. "Ich habe aus meinen Erfahrungen gelernt", betont der Küchenchef und Inhaber. Aus unternehmerischer Sicht habe sich das Angebot einfach nicht gerechnet. Noch entscheidender sei aber, dass er seinen eigenen Ansprüchen nicht gerecht werden könne. Hohe Qualität zu liefern sei sein wichtigstes Ziel und die, so Wiegand, "kann ich leider nicht auf die Straße bringen". Nach der Zubereitung hat er die Speisen vakuumiert, die Kunden mussten sie daheim nur im Wasserbad oder im Ofen erwärmen. Wiegand: "Ich kann keine Garantie für die Endgarung übernehmen". Auch bei der Präsentation fehle der professionelle Service, manchem Kunden sei auch das Öffnen der Beutel zu umständlich gewesen. In einen professionellen Lieferservice beispielsweise mit transportablen Warmhaltegeräten zu investieren, kommt für ihn nicht in Frage: "Mein Kerngeschäft bleibt das Restaurant.". Dort sollen sich seine Gäste - sofern es Corona zulässt - nicht nur wohl, sondern auch sicher fühlen. Wiegand: "Ich habe Luftfilteranlagen angeschafft. Weinhaus Möhle Noch ist der Restaurantbetrieb komplett geschlossen, doch rechtzeitig zum Fest soll Küchenchef Andreas Bünz wieder an die Arbeit gehen können. "Wir bieten Drei-Gang-Menüs zum Abholen", kündigt Vitus Schulte, Geschäftsführer des Hotels Weinhaus Möhle und des angeschlossenen Restaurants Esszimmer in Volmerdingsen, an. Lammhaxe, Rinderschmorbraten und Edelhirschragout stehen bei den Hauptgerichten zur Auswahl. Ente und Gans werden nicht angeboten. "Aufwärmen bekommt denen nicht", ist Schulte sicher. Denn die Menüs werden vorgekocht und in Beuteln vakuumiert. Am 23. und 24. Dezember können die Speisen abgeholt werden - zusammen mit einer Flasche Wein, die Schulte spendieren will. Nun ist er natürlich gespannt, wie viele telefonische Anmeldungen zum 18. Dezember eingehen. "Vielleicht bauen wir den Lieferservice aus", fügt er hinzu. Das allerdings frühestens im Neuen Jahr. Silvester und Neujahr bleibt das Restaurant auf jeden Fall geschlossen. Spree-Engel Auch Julia Janke möchte ihre Gäste an den Feiertagen daheim verwöhnen. Dafür will sie sich nicht nur selbst an den Herd ihres Restaurants in der Viktoriastraße stellen, sondern auch Koch-Boxen packen. Neben sämtlichen Zutaten für ein Drei-Gänge-Menü gibt es das Rezept und detaillierte Zubereitungsempfehlungen. Abgesehen von Pfeffer und Salz brauchen die Kunden dann aber noch Zeit: Auf gut drei Stunden schätzt die Fachfrau den Aufwand für Hobbyköche. Die sich nicht nur zwischen den beiden Hauptgerichten Entenbrust und Rehrücken entscheiden müssen - auch bei Vorspeise und Dessert gibt es Varianten. Bis zum 20. Dezember werden Bestellungen angenommen, die dann pünktlich vor dem Fest abgeholt werden können. Einschlägige Erfahrungen mit Kochboxen hat Julia Janke bereits gesammelt - schon im Sommer hat sie die angeboten. Und Mittagsgerichte außer Haus gehören bei ihr von Anfang an zum Service - Corona hat daran nichts geändert.

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