Nach Attacke: Zwei Frauen fordern mehr Sicherheit in Zügen

Bad Oeynhausen. Mehr Sicherheit für alleinreisende Frauen im Zug fordern eine Bad Oeynhausenerin und ihre 17-jährige Tochter. Nach einem heftigen und für die Tochter sehr schockierendem Vorfall im Regionalzug regen die Beiden an, dass in Zügen doch sichere - weil überwachte - Bereiche für alleinreisende Frauen eingerichtet werden sollen. Auch, weil seit Beginn der Corona-Pandemie deutliche weniger Fahrgäste in den Zügen seien, die im Falle eines Falles zur Hilfe kommen könnten. Außerdem sorge die Maskenpflicht auch dafür, dass mögliche Täter auch vor dem Erkanntwerden geschützt werden. "Derzeit sind aber auch noch ältere Züge unterwegs" Bei Willi Wächter, dem Vorsitzenden des Fahrgastverbandes "Pro Bahn", einem unabhängigen und gemeinnützigen Verband, treffen sie mit diesem Vorschlag auf Zustimmung. Und der Nahverkehrsverbund Westfalen-Lippe, der die Ausstattung der Züge festlegt, teilt auf Nachfrage mit, dass es mit dem Fahrplanwechsel am 12. Dezember keinen Zug mehr geben werde, der nicht Videoüberwacht ist. "Derzeit sind aber noch einige alte Züge als Ersatzfahrzeuge unterwegs, in denen das nicht Fall ist", sagt Markus Stirnberg, Leiter des Bereich Sicherheit und Kundendialog beim Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL). Der NWL ist seit seiner Gründung 2008 zuständig, den Schienenpersonennahverkehr (SPNV) in NRW zu organisieren. Dazu gehört auch, die Ausstattung der Züge der einzelnen Verkehrsunternehmen festzulegen. In einem solchen Zug hatte die 17-Jährige am Nachmittag des 17. November gesessen, als sie - wie berichtet - auf ihrem Heimweg von einem Berufskolleg in Stadthagen kurz vor ihrem Ziel Bad Oeynhausen von drei maskierten jungen Männern im Zug belästigt und bedrängt worden war. Die jungen Männer wollten die junge Frau am Aussteigen hindern und forderten sie auf, doch weiter mit ihnen mitfahren. Das lehnte sie vehement ab. Schließlich griff einer der Männer der 17-Jährigen in die Haare und zerrte sie an ihrem Zopf aus dem Zug auf den Bahnsteig. &bdquo;Mutter und Tochter haben sich richtig verhalten" Ihre Tochter habe sie daraufhin geschockt und tränenüberströmt angerufen, berichtete die Mutter der Neuen Westfälischen. &bdquo;Von zu Hause aus haben wir dann die Polizei angerufen", sagt die Mutter, deren Name der Redaktion bekannt ist. Wenige Minuten später seien die Beamten bei ihnen gewesen und hätten die Strafanzeige aufgenommen. &bdquo;Mutter und Tochter haben sich richtig verhalten", sagt Polizeisprecher Ralf Steinmeyer auf Nachfrage von nw.de. Es sei wichtig, bei jeder Form von Übergriffigkeit, Bedrohung und Gewalt Anzeige zu erstatten. Denn die Strafanzeigen gehen nicht nur an die Staatsanwaltschaft. Auch die Verkehrsunternehmen, also die Betreiber der Züge, erhalten davon Kenntnis. "Seit Beginn des Jahres gibt es in Nordrhein-Westfalen eine Datenbank aller Verkehrsunternehmen. Und die haben sich verpflichtet, alle sicherheitsrelevanten Vorfälle in die Datenbank einzuspeisen", erklärt Markus Stirnberg vom NWL. Für den NWL stellen diese Daten künftig die Basis für weitere Sicherheitsmaßnahmen dar. Alle Fahrgastbereiche sind videoüberwacht Auf der Strecke zwischen Löhne und Minden fahren Züge der Westfalenbahn, der Eurobahn und Nationalexpress. "Unsere Vorgabe ist, dass es in allen Zügen die Fahrgastbereiche videoüberwacht sind - das schließt auch die Ein- und Ausstiegsbereiche mit ein", sagt Markus Stirnberg. Außerdem gebe es in regelmäßigen Abständen Notrufknöpfe, die den Fahrgast mit dem Zugführer verbinden. "Der einzige nicht überwachte Bereich sind verständlicherweise die Toiletten", so Stirnberg weiter. Auf die Video-Dateien könnten allerdings nur Polizei, Bundespolizei und Staatsanwaltschaft auf Antrag zugreifen. "Eine Vorratsdatenspeicherung ist in diesem Fall nicht erlaubt", fügt Stirnberg hinzu. Ob sich die Sicherheit durch reservierte Plätze für alleinreisende Frauen erhöhen ließe, daran hat der Leiter des Bereichs Sicherheit beim NWL Zweifel. Und verweist auf die Zugbegleiter, die in jedem Zug präsent sind. "Prinzipiell sind die Sicherheitsvorkehrungen auf einem guten Weg", ist auch Willi Wächter vom Fahrgastverband "Pro Bahn" überzeugt. "Richtig ist aber auch, dass durch die geringeren Fahrgastzahlen die soziale Kontrolle nicht mehr so groß ist. Und nicht alle vom Begleitpersonal machen einen guten Job und zeigen soviel Präsenz wie möglich", so Wächter weiter. "Aus diesem Grund kann ich es nur begrüßen, wenn die beiden Frauen ein bisschen mehr Dampf machen", findet Willi Wächter. Und das tun Mutter und Tochter - so haben sie sich nicht nur an nw.de gewandt, sondern haben auch einen Unterstützungsaufruf auf Instagram gestartet.

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