Nach Quarantäne-Hotel in China: So geht es diesem Bad Oeynhausener

Bad Oeynhausen. 14 Tage ganz allein in einem acht Quadratmeter großen Zimmer - Oliver Wessel hat diese Quarantäne in seinem Hotelzimmer in Shanghai mittlerweile überstanden. "Das ist nur mit einem strikten Tagesablauf zu schaffen", bilanziert der Bad Oeynhausener gegenüber der Neuen Westfälischen. Seit Ende Oktober hält sich der 52-Jährige in China auf (die NW berichtete) - und kann dort mittlerweile auch seinen geschäftlichen Verpflichtungen nachgehen. Wie berichtet plant er den Bau einer E-Ladestation auf einem Gelände neben der Aqua Magica und setzt dabei auch auf die Unterstützung chinesischer Handelspartner. Um einer erneuten Corona-Pandemie vorzubeugen, gelten in China strengste Schutzvorschriften. Alle Einreisenden müssen beispielsweise die ersten zwei Wochen ihres Aufenthalts in Quarantäne-Hotels verleben. Für Oliver Wessel beginnt der Tag um 8 Uhr Shanghai Ortszeit mit dem Klopfen der Bedienung an der Tür. Sie hat ihm ein Tablett mit drei Joghurts vor die Tür gestellt. Ergänzt wird das Frühstück durch einen Milchkaffee - "ein bisschen Deutschland muss schon sein", findet Wessel. Frisch gestärkt schiebt der Personal- und Restrukturierungsberater sein Bett an die Seite- um Platz zu schaffen für das persönliche Fitnesstraining mit Seilchenspringen, Kraft-und Konzentrationsübungen. Täglich um 14 Uhr Videokonferenz mit der Familie Zwischen China und Deutschland herrschen rund sieben Stunden Zeitdifferenz- ein wichtiger Aspekt, der das Tagesprogramm beeinflusst. Telefongespräche und Videokonferenzen mit Partnern in der Heimat lassen sich erst ab Nachmittag und dann aber bis etwa 1 Uhr nachts führen. Wobei Wessel keinen Hehl daraus macht, welche Gespräche am besten helfen, die Isolation auf acht Quadratmetern zu überstehen: Die etwa 20-minütigen Videokonferenzen mit der Familie daheim in Bad Oeynhausen - täglich um 14 Uhr. Der Anruf einer Ärztin beendet die Quarantäne - allerdings erst nachdem Wessel erneut einem Corona-Abstrichtest unterzogen wurde. Mit Gepäck und der Bescheinigung seines negativen Testergebnisses darf Wessel sein Quarantänehotel verlassen und in seinem Wunsch-Hotel einchecken. "Ich habe mich gefreut wie ein kleines Kind, endlich an die frische Luft zu kommen", schreibt er in seiner E-Mail an die NW. Wobei frische Luft durchaus wörtlich zu verstehen ist. "Fahrräder haben die Autos von der Straße verdrängt, der Anteil von Fahrzeugen mit Elektroantrieb ist enorm gestiegen", zieht er einen Vergleich zu früheren Aufenthalten in Shanghai. Die Elektromobilität werde sich in China sicher deutlich schneller entwickeln als in Europa, vermutet er. Corona-App ganz ohne Datenschutz Und noch etwas ist ganz anders. "Ohne grünen Code läuft jetzt nichts", weiß Wessel. Um Infektionsketten nachvollziehen zu können, müssen alle Menschen eine spezielle App auf ihrem Handy nutzen. "Sehr personalisiert und ohne Datenschutz", hat der Bad Oeynhausener erkannt. Anders als in Deutschland werden die Daten auch öffentlich kontrolliert: Ob in der U-Bahn oder beim Betreten von Geschäften- überall macht erst der grüne Code, der alle zwölf Stunden erneuert wird, den Zutritt möglich. Wobei Ausländer wie Wessel zuvor noch ein weiteres Hindernis überwinden müssen. Die App funktioniert nur, wenn man eine chinesische ID-Karte hat und die zu bekommen, gelang ihm nur dank trickreicher einheimischer Unterstützung. Maskentragen auch draußen, Desinfektion, strengste Kontrollen und Corona-Apps ohne Datenschutz sind nach Einschätzung Wessels die entscheidenden Maßnahmen, die derzeit China zu einer nahezu coronafreien Zone machen. Und die damit weiterhin ein gewisses Maß an Nähe zulassen. Wessel: "Händeschütteln bleibt ein normales Ritual". Schließlich gilt ein Handschlag als unverzichtbare Geste der Freundlichkeit und Übereinkunft- nicht nur, aber auch bei den Geschäftspartnern.

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