CDU-Bürgermeisterkandidat - "Wir brauchen das Bürgerhaus weiterhin"

Herr Bökenkröger, wir sind hier auf der Rehmer Insel unterwegs, werden immer wieder an die Seite geklingelt - wenn wir Glück haben. Das zeigt, dass dieses Fleckchen Erde eines von mehreren Eingangstoren zur Stadt ist. Wie müsste das besser für den Tourismus genutzt werden?Lars Bökenkröger: Wir als CDU Rehme-Oberbecksen-Babbenhausen bemühen uns seit zwei Jahren, die Rehmer Insel attraktiver zu gestalten. Neues Mobiliar, Bänke, Fahrradständer, Mülleimer. Der Radweg sollte eigentlich auch schon seit vielen Jahren verbreitert werden, es ist sehr schmal hier, man kommt sich, wie wir sehen, immer wieder in die Quere. Dabei ist dieser Radweg, also der Weserradweg, mehrfach ausgezeichnet. Wir als CDU wollen für die Touristen und für Einheimische zudem die Geschichte Rehmes mittels Stelen digital erlebbar machen und aus dem Schattendasein holen. Wenn wir den Blick über den Parkplatz schweifen lassen, wird deutlich, wie viele Auswärtige hier zu ihren Radtouren starten. Wie müssten denn die Stadt und das Staatsbad dieses Potenzial nutzen, um die Menschen auch in die Innenstadt zu holen?Bökenkröger: Bad Oeynhausen muss sehr viel mehr machen. Das fängt mit der Beschilderung an. Gerade vom Anleger muss der Weg zum Rehmer Ortskern und in die Stadt führen. Die Menschen müssen anhalten und nicht durch Bad Oeynhausen, Rehme und Dehme durchfahren. Sondern sich aufhalten. Es braucht Infotafeln, Fotos über die Stadt und ihre Sehenswürdigkeiten. Damit die Menschen bleiben oder wiederkommen. Etwas, das wir generell in Bad Oeynhausen machen sollten - uns mit unserem Erscheinungsbild beschäftigen. Dazu gehört auch die Pflege des Stadtbildes. Wir haben die Weser und die Werre. Leben am Fluss reizt viele. Die Menschen müssen die Flusslandschaften erleben können. Da reicht ein breiterer Weg allein nicht aus. Wir haben es eben gesehen, am Weser-Werre-Kuss waren alle Bänke besetzt. Bräuchten wir mehr von solchen Punkten?Bökenkröger: Definitiv. Gerade an den Radwegen fehlen die Verweilmöglichkeiten. Dabei haben wir hier viel Potenzial. Das trifft auch auf den Siel zu. Stichwort Tourismus. Reicht ein Soleausschank, um Touristen zu locken?Bökenkröger: Es braucht attraktive Angebote für ganz neue Zielgruppen. Das sind mittlerweile auch kaufkräftige junge Leute, die sich eine Auszeit gönnen wollen. Auch das Stichwort Prävention ist groß im Kommen. Viele wollen etwas für sich und ihren Körper machen - bevor der Burnout da ist. Das Bewusstsein ist bei vielen Altersgruppen vorhanden. Und wenn wir als Stadt es schaffen, neue Angebote zu entwickeln, kommen kaufkräftige Kunden. Von denen wiederum die Innenstadt profitiert. Das geht aber nur als Gesamtpaket. Mit entsprechendem Marketing. Das Tourismuskonzept ist ja grandios gescheitert. Ein plätschernder Brunnen und das Glas Sole reichen nicht. Aber was brauchen wir? Was würde Sie reizen, Urlaub im Kurort zu machen?Bökenkröger: Zum einen die Auszeit. Die bietet Bad Oeynhausen. Die Kombination aus 'Ich mache was für meinen Körper' - dazu gehört sicherlich auch die Sole, - und touristischen Angeboten wie Radtouren, Wandern oder Fluss erleben. Die Sole ist die Identität. Die muss erlebbar werden. Zum Beispiel am Jordansprudel - unserem Wahrzeichen. Das wollen Besuchergruppen sehen - und zwar mit Sole und nicht mit Werrewasser. Derzeit bewegt mich aber auch, dass die Bali-Therme geschlossen ist. Das ist für den Gesundheitsstandort Bad Oeynhausen keine schöne Entwicklung. Ich hoffe, dass die Stadt alles in Bewegung setzt, um dort Schwimmen, Sauna und Wellness zu ermöglichen. Überall anders funktioniert das bereits wieder. Nur hier nicht. Da muss die Stadt sehr viel mehr machen. Wie bei vielen anderen Projekten. Siehe Königshof. Es fehlen die Gespräche mit Investoren, darüber, was zur Stadt passt. Das zieht sich durch viele Bereiche. Es fehlt eine flächendeckende Stadtplanung. Eine Art Masterplan, wie die Stadt in fünf oder zehn Jahren aussehen soll, welche Schwerpunkte es geben soll. Wir müssen wissen, wo es als Stadt hingehen soll. Nicht nur punktuell. Leuchtturmprojekte reichen nicht. Es muss überall investiert werden. Wir haben uns viel zu sehr verzettelt in den vergangenen Jahren. Dazu gehört auch die Ehrlichkeit zu sagen, was wir uns nicht mehr leisten können. Andere Bäder haben schon vor Jahren Pläne gemacht, haben viele Millionen in die Hand genommen um den Kurort zu stärken, haben Gradierwerke gebaut. Warum ist es trotzdem für Bad Oeynhausen nicht zu spät?Bökenkröger: Andere haben wirklich sehr viel gemacht - ja. Wenn ich allein nach Bad Salzuflen schaue. Die haben viel mehr in die touristische Infrastruktur gesteckt. Das zahlt sich aus. Das müssten wir auch in Bad Oeynhausen stärken. Auch ein Gradierwerk gehört zur Stadt, zu ihrer Geschichte. Natürlich nicht an der Mindener Straße. Aber zum Beispiel auf der ehemaligen Kurverwaltung - als Achse zwischen Oeynhauser Schweiz und Kurpark. Andere Städte haben so etwas in einem überschaubaren Kostenrahmen geschafft. Zurück zur Rehmer Insel - warum haben Sie sich diesen Treffpunkt ausgesucht?Bökenkröger: Es ist zum einen meine politische Heimat - und zudem wohne ich in Oberbecksen und kenne jede Ecke hier. Das ist ein Stück Heimatgefühl, hier am Anleger. Außerdem versuche ich, mich politisch seit einigen Jahren für den Ortsteil einzusetzen. Ein Schwerpunktthema von Ihnen ist die Stärkung der Ortsteile. Wie kann die aussehen?Bökenkröger: Bad Oeynhausen ist mehr als nur Innenstadt. Das Leben findet in den Ortsteilen statt. Da ist Rehme ein gutes Beispiel. Es gibt ein vitales Vereinsleben, die Menschen engagieren sich in Vereinen, Sportvereinen oder sozialen Einrichtungen, wie der Tafel. Da war ich gerade zu Besuch und finde es wichtig, Wertschätzung und Respekt auszusprechen. Ich möchte in den Ortsteilen präsent sein und mir die Sorgen anhören. Welche Sorgen sind das denn?Bökenkröger: Ein wichtiges Thema, das den Bürgern am Herzen liegt, ist Sauberkeit und Ordnung. Immer wieder gibt es wilde Müllhalden, die für Ärger und Unmut sorgen. Deshalb haben wir als CDU eine Müll-App angeregt, mit der die Bürger schnell Müll, Verschmutzungen und Straßenschäden melden können. Das ist immer wieder ein Aufregerthema - besonders in den Ortsteilen. Es geht aber auch um die Nahversorgung, um Dorfkerne. Das ist zum Beispiel hier in Rehme an der Kirche ein Thema. Wir müssen öffentliche Programme nutzen, um diese Kerne wieder attraktiver zu gestalten. Dazu gehört in Rehme auch ein zentrales Veranstaltungszentrum, wie das ehemalige Bürgerhaus. Mit ein Grund, warum wir uns in Rehme treffen. Das Bürgerhaus, in dem sich die Menschen aus dem Ortsteil oder sogar aus ganz Bad Oeynhausen getroffen haben. Wo die Vereine eine Heimstätte finden - für Sport oder Hobby. Das gilt es zu erhalten - oder eben aufzubauen. Wohin soll es mit dem Bürgerhaus denn gehen?Bökenkröger: Wir setzen uns seit zwei Jahren für das Bürgerhaus ein. Mit einer klaren Linie. Das Bürgerhaus ist wichtig - weil der Bedarf an Platz, an Räumen in Bad Oeynhausen insgesamt vorhanden ist. Wir brauchen es also weiterhin. Stichwort Mängel-App. Was bringt sie?Bökenkröger: Der Zustand der Straßen und Gehwege - damit bin ich bei meinen Wahlkampfterminen konfrontiert worden. Da werden schnell Vergleiche mit anderen Städten gezogen. Und da müssen wir noch besser werden. Ich hoffe, dass eine solche App dazu führt, dass vieles schneller erledigt wird. Im Moment ist es sehr umständlich, an der richtigen Stelle zu landen. Eine solche App ließe sich aber auch dahingehend erweitern, dass dort zum Beispiel Programme und Ansprechpartner hinterlegt werden, Termine möglich sind. Also eine App für die Stadt Bad Oeynhausen, die mehr bietet als eine Plattform. Dort ließen sich auch die Gastronomie oder der Einzelhandel integrieren - mit Aktionen, die den Handel in der Stadt stärken. Bad Oeynhausen muss insgesamt digitaler werden. Die derzeitigen Strategien sind wenig ambitioniert und wenig ehrgeizig. Wie müsste das denn aufgebaut werden?Bökenkröger: Digital ist ein langfristiger Trend. Es geht darum, als Verwaltung effizienter zu werden. Und ein stückweit bürgernäher zu werden. Dadurch, dass wir ihnen die Chance geben, vieles von zuhause aus zu erledigen und nicht den Weg zum Rathaus auf sich zu nehmen. Für mich müssen Daten laufen - nicht die Menschen. Da hapert es in Bad Oeynhausen. Obwohl OWL Modellregion für Digitalisierung ist. Deshalb sind andere Städte viel weiter. Von denen können wir lernen. Wir müssen nichts neu erfinden. Corona hat gezeigt, wie wichtig Digitalisierung ist. Den Schub müssen wir nutzen. Ihnen liegt auch die Digitalisierung der Schulen am Herzen. Jetzt wurde vor den Ferien ein Paket verabschiedet, das als erstes digitale Endgeräte vorsieht. Warum reicht das nicht?Bökenkröger: Das ist nur ein Mosaikstein. Die Infrastruktur muss stimmen, die passt nicht überall. Es fehlt W-Lan, leistungsstarkes Internet. Und die Lehrkräfte müssen mitgenommen werden. Eine E-Mail-Adresse reicht heutzutage nicht mehr. Die Digitalisierung muss auch im Unterricht gelebt werden. Und zwar geschickt und intelligent.

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