Mindener Straße zu voll? Warum die Stadt jetzt handeln muss

Bad Oeynhausen. Die ruhigen Zeiten auf der Mindener Straße werden wieder weniger. Nach der Freigabe der Nordumgehung war die Verkehrsbelastung spürbar zurückgegangen. Ab Sommer zeichnete sich ein anderes Bild ab. Vor allem an den Knotenpunkten der B 61 sei die Verkehrsbelastung zu den Spitzenzeiten des Tages nahezu wie vor der Eröffnung der Nordumgehung. Dieses überraschende Ergebnis hat eine Verkehrszählung am 29. August ergeben. Die Ergebnisse hatte Gutachter Jörn Janssen vom Planungsbüro SHP aus Hannover Anfang November im Ausschuss für Stadtentwicklung vorgestellt. Der Planer mahnte die Stadt dringend zu schnellem Handeln beim Umbau der Mindener Straße. Und lieferte die Begründung gleich mit: &bdquo;Wenn ich Freiraum schaffe durch die Nordumgehung, dann wird dieser Raum auch schnell wieder aufgefüllt". Für ein komplettes Bild fehlt der Zufluss von der B 611 Auf eine kleine Begrenzung dieses Freiraums hatte die Stadt im Zusammenspiel mit Straßen NRW gleich nach der Freigabe beider Nordumgehungsfahrtrichtungen reagiert. Und zwar mit einer Änderung der Ampelschaltung an der Kreuzung Mindener/Eidinghausener und Steinstraße. Allerdings ist diese Begrenzung kaum spürbar, was die Ergebnisse der Verkehrszählung belegen. &bdquo;Ohne eine größere Investition ist an diesem Knotenpunkt allerdings nur dieses geringfügige Änderung möglich gewesen", sagt der technische Beigeordnete Thomas Lüer auf Anfrage von nw.de. Denn die Ampelanlage sei in die Jahre gekommen, die Software der Anlage verfüge nur über ein Drei-Stufen-Programm. &bdquo;Das hat uns lediglich ermöglicht, die Rotphasen der Mindener Straße etwas zu verkürzen und die der Stein- und Eidinghausener Straße etwas zu verlängern", erläutert Lüer. Im Klartext bedeutet dies, dass in Nord-Süd-Richtung pro Ampelspiel zwei bis drei Fahrzeuge mehr die Kreuzung passieren können. Vor der Eröffnung der Nordumgehung war diese Schaltung nur in den Nachtstunden aktiv, nun läuft dieses Schema auch tagsüber ab. Ampel braucht eine komplett neue Software Um eine differenzierte Schaltung zu bekommen und den Vorrang auf der B 61 weiter zu verringern, sei eine Investition in sechsstelliger Höhe notwendig. &bdquo;Die Ampelanlage braucht eine komplett neue Steuerung. Natürlich muss da auch die Frage geklärt werden: Wer bezahlt das?", fügt Lüer hinzu. Vermutlich werde am 1. Januar das Eigentum der Mindener Straße auf die Stadt übergehen, die Kreuzung und damit auch die Ampelanlage bleibe allerdings Eigentum von Straßen NRW. Mit der Klärung der Finanzierung sei es aber nicht getan: &bdquo;Wir brauchen für eine neue Steuerung der Ampel und damit für eine Steuerung des Verkehrsflusses auf der Mindener Straße belastbare Zahlen", sagt Lüer. &bdquo;Und zwar eine Zählung zu einem Zeitpunkt, wenn alle Straßen, die auf den Knotenpunkt wirken, offen sind." Und genau da liegt das Problem: Im Moment fließt zwar der Verkehr auf der Mindener Straße, der Eidinghausener Straße und der Steinstraße – zumindest meistens. Für ein komplettes Bild fehlt allerdings noch eine freigegebene B 611. &bdquo;Erst wenn die Sudbachtalbrücke fertig ist, können wir die Auswirkungen auf die Kanal-/Mindener Straße sehen", weiß Lüer. Verzögerung bei der Sudbachtalbrücke dämpfen die Hoffnung &bdquo;Dieses Zeitfenster haben wir nur im Frühjahr 2020, hoffentlich für drei, vier Monate", sagte Lüer am Dienstag gegenüber nw.de. Diese Hoffnung erhielt nur einen Tag später einen kräftigen Dämpfer, denn am Mittwoch gab Straßen NRW bekannt, dass die Sudbachtalbrücke und damit die Bundesstraße 611 voraussichtlich erst im nächsten Frühjahr für den Verkehr freigegeben wird. Probleme mit der Statik der Brücke hatten die Arbeiten verzögert. Und nun fehlen nur noch wenige Meter Asphalt vor und hinter der Brücke durch das Sudbachtal. Wegen der niedrigen Temperaturen wird vermutlich in diesem Jahr nicht mehr zu Ende asphaltiert werden können. Durch diese Verzögerung schrumpft das Zeitfenster für eine erneute Zählung gewaltig. Denn ab Frühjahr wird Straßen NRW – wie mehrfach berichtet – mit dem Neubau der Flutmuldenbrücke beginnen. Und in diesem Zusammenhang wird die Eidinghausener Straße während der 16-monatigen Bauphase nur einspurig Richtung Norden befahrbar sein. Anschließend wird es fast nahtlos auf der Steinstraße weitergehen. Ab 1. Juni 2021 baut die Bahn die Brücke über die Steinstraße neu. Bauzeit etwa zwei Jahre. Zu guter letzt folgt der Neubau der Bahnbrücke über die Herforder Straße. Dafür muss diese Straße vom 1. September bis 31. Oktober 2025 gesperrt werden.

Meistgelesen