Traditionshotel Wittekind schließt in Bad Oeynhausen

Bad Oeynhausen. So mancher der rund 250 Adressaten, denen nächste Woche Weihnachtspost aus dem Hotel Wittekind in den Briefkasten flattert, wird enttäuscht sein. Darin schreibt Hotelierin Ingrid Kuben-Langmann ihren Stammgästen und Kooperationspartnern: &bdquo;Nach 60 Jahren im Besitz der Familie Kuben sagen alle Mitarbeiter, mein Partner Wolfgang Pechmann und ich &bdquo;Adieu“, leider nicht &bdquo;auf Wiedersehen“. Denn zum 1. Januar 2020 gehen in dem 1848 erbauten Haus die Lichter aus und die Immobilie wechselt in die Hände eines Geschäftsmannes aus Bad Oeynhausen. Der möchte vorerst unerkannt bleiben und sich nicht dazu äußern, was er mit dem architektonischen Schmuckstück am Kurpark vorhat. Schon im Frühjahr dieses Jahres war ein Interessent bei der Hotelierin vorstellig geworden und hatte gesagt, dass er das Haus &bdquo;furchtbar gerne kaufen möchte“. Ein Angebot, mit dem die Geschäftsfrau sich anfangs gar nicht anfreunden konnte. &bdquo;Wir hatten für unseren Ausstieg damals noch das Jahr 2022 angepeilt“, erinnert sich die 67-Jährige. Weil der Kaufinteressent aber &bdquo;nicht lockerließ“, unterschrieb Ingrid Kuben-Langmann am 1. August dann doch den Vertrag, der das Traditionshotel zum Jahreswechsel in seine Hände gibt. Anlass zur Hoffnung auf Weiterführung &bdquo;Dass er sich aber unsere Domain hat reservieren lassen und die Telefonnummer übernimmt, gibt Anlass zu der Hoffnung, dass er den Hotelbetrieb wieder aufnehmen wird“, spekuliert Wolfgang Bechmann. Und noch etwas weiß Bechmann, der im Hotel Wittekind wie Ingrid Kuben-Langmann sagt, seit vielen Jahren &bdquo;der Mann für alle Fälle“ ist und auch die Verkaufsverhandlungen geführt hat: &bdquo;Fest steht zumindest, dass der neue Eigentümer das Haus als erstes renovieren wird“. Und noch etwas spricht für eine Weiterführung: &bdquo;Die Auslastung ist sehr gut“, sagt Ingrid Kuben-Langmann über die Buchungen der 22 Zimmer. Etwas Wehmut schwingt schon mit, wenn die Hotelchefin die Vergangenheit Revue passieren lässt. Das ist auch kein Wunder. Schließlich steht das Hotel Wittekind für eine bewegte Geschichte, gastronomische Extravaganz und prominente Gäste. 1848 von Julius Baudorff als auf Kurgäste spezialisiertes Hotel mit sieben Zimmern und eine der ersten Hoteladressen in Bad Oeynhausen gebaut, wird es fortlaufend renoviert und erweitert. &bdquo;1959 haben meine Eltern Maria und Othmar Kuben das Haus nach dem Ende der Besatzungszeit übernommen. Mit Zustimmung des damaligen Ministerpräsidenten Heinz Kühn wurde eine eigene Pipeline verlegt, die das Hotel mit Solewasser versorgte“. Eigene Badefrau im Hotel Die eigens für die Anwendung angestellte Badefrau begann jeden Morgen um 6 Uhr, die rund zwölf Bäder des Tages umzusetzen. Und noch heute genießen die Hotelgäste die wohltuende Wirkung des Solewassers. Schnell wurde das Hotel unter Kubens Leitung zu einer Anlaufstelle für prominente Künstler zwischen Mailänder Scala und Ohnesorg-Theater und für Geschäftsleute sowie Politiker. Der damalige Wirtschaftsminister Otto Graf Lambsdorff bette sich genauso wenig unbemerkt im Hotel Wittekind wie sein Kollege, der Justizminister Werner Maihofer oder Ministerpräsident Heinz Kühn. Aufregend wurde es gegenüber der Auferstehungskirche Mitte der 60er Jahre, als sich im Hotel Wittekind die Minister zur Konferenz versammelten. Damals wäre sein Haus das &bdquo;bestbewachte Hotel Oeynhausens gewesen“, erzählte Hotelier Kuben gerne. Bereitschaftspolizei sicherte das Gebäude im Herbst 1978, als der damalige Landwirtschaftsminister Diether Deneke einkehrte. Eine Anekdote hat sich besonders in die Erinnerung der Gastronomen-Familie Kuben eingebrannt: Als der österreichische Schauspieler O. W. Fischer im Hotel Wittekind wohnte, hatten die Hoteliers eine Weinkönigin eingeladen. Als sie auf der Straße mit stürmischem Applaus begrüßt wurde, dachte Fischer, der Beifall gelte ihm und grüßte huldvoll seine vermeintlichen Fans. Curd Jürgens, Ivan Rebroff und Iris Berben zu Gast Ganz gleich, ob Curd Jürgens, Ivan Rebroff, Iris Berben oder Inge Meysel: Die Namen der Schauspieler, die die Jahrzehnte über im Hotel Wittekind übernachtet haben und dort immer noch Station machen, sind vielzählig. Davon zeugen nach wie vor die Fotos und Autogramme in der Prominenten-Ecke des Hotels. Und noch etwas ist manchem alt eingessenen Bürger noch in Erinnerung geblieben: In den 80er Jahren trug der mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnete Othmar Kuben den Ruf Bad Oeynhausens mit seinem Restaurant &bdquo;Wittekindsstuben“ in die Welt hinaus. Die gekonnte Zubereitung von Hummer, Austern, Forellen und vor allem Schnecken, die der Hotelier auf einer eigenen Farm am Südhang des Wiehengebirges züchtete, brachten dem Restaurant den Ruf eines der besten Spezialitätenrestaurants Deutschlands ein. Konkrete Pläne für den Ruhestand hat Ingrid Kuben-Langmann, die seit den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts Stück für Stück die Hotelleitung übernommen hat, noch nicht: &bdquo;Auf alle Fälle öfter mal einfach durch die Stadt schlendern“, hat sich die Geschäftsfrau als erstes vorgenommen.

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