Pläne fürs Kulturzentrum: Ein bisschen Kneipe, ein bisschen Schule

Bad Oeynhausen. Als "dritten Ort" möchte die Stadt Bad Oeynhausen mit Millionenaufwand ein Kulturzentrum an der Portastraße entwickeln. Was der "dritte Ort" für die Kurstadt bedeuten könnte, erläuterte Richard Stang, Medienprofessor aus Stuttgart, am Dienstagabend dem Kulturausschuss. Was ein "dritter Ort" früher war, hat Peter Alexander schon in den 70er Jahren besungen: "Die kleine Kneipe in unserer Straße". Der dritte Ort, das sei der Ort zwischen dem Zuhause und der Arbeitsstelle, erklärte Stang. "Da findet statt, was früher in der Kneipe stattgefunden hat." Einladend müsse ein solcher Ort sein, leicht zugänglich. "Man muss sich wohlfühlen dort", sagte Stang. "Gemeinschaft ohne Zwang" ist einer der Schlüsselbegriffe. Die Dorfkneipen aber sind rar geworden in den letzten Jahren. "Deshalb ist es wichtig für Kommunen, solche Orte zu schaffen." Förderantrag für die Planung wurde vom Land abgelehnt Und da das offenbar auch die Landesregierung so sieht, hat das NRW-Kulturministerium ein Förderprogramm "dritte Orte" aufgelegt. In der Laufzeit von 2019 bis 2023 sollen damit "Häuser für Kultur und Begegnung in ländlichen Räumen" gefördert werden. In der Nachbarstadt Löhne etwa wird aus diesem Topf die Konzeption für den Bahnhof mitfinanziert, in den die Stadtbücherei umziehen soll. Auch Bad Oeynhausen hatte sich um Fördermittel für die Planung des Kulturzentrums beworben, war damit aber nicht erfolgreich. Was Stefan Tödtmann bedauert. "Eine Konzeption wollen wir aber trotzdem erstellen", sagte der Beigeordnete - nun eben aus eigenen städtischen Mitteln. Einige Eckpunkte sind dafür auch schon gesetzt. Ein Kernstück wird die Druckerei, das Begegnungszentrum - mit Kneipe - im Eigentum der Stadt. Die Stadt hat inzwischen auch das Nachbarhaus an der Portastraße 19 gekauft, auf dessen Areal ein Neubau fürs Kulturzentrum entstehen kann. In dem neuen Zentrum sollen dann auch die Volkshochschule und - wie in Löhne und vielen anderen "dritten Orten" - die Stadtbücherei neue Standorte finden. Begegnungszentrum, VHS und Bücherei sind "Ankerpunkte" Einen Plan, was gebaut werden soll, wie der "dritte Ort" Kulturzentrum gestaltet werden und wie die drei Kernelemente Begegnungszentrum, VHS und Bücherei - von Stang als "Ankerpunkte" eingestuft - miteinander verzahnt werden könnten, gibt es laut Tödtmann noch nicht. Ziel ist die möglichst geschickte Verknüpfung von Lernen und Entspannung, von Beratung, Spiel und Information. "Ich glaube, dass im kommunalen Konkurrenzkampf später die Städte gewinnen, die diese Themen gut etablieren konnten", sagte Stang. Im Februar soll es einen ersten Workshop geben, im Herbst soll dann laut Tödtmann das Konzept stehen. Ob darin auch die Verlagerung des Stadtarchivs Berücksichtigung findet, sei noch nicht klar, sagte Tödtmann der NW. "Wir müssen sehen, ob dafür noch Platz ist." Konzeption erinnert an die Bürgerhäuser Geradezu begeistert nahm der Kulturausschuss Stangs Ausführungen zum theoretischen Überbau der "dritten Orte" auf. Karl-Heinz Weigelt (Grüne) sprach gar von einer "Stunde der Erhellung". Martina Busche-Oberpenning (CDU) allerdings fühlte sich durch die Konzeption der "dritten Orte an die Bürgerhäuser erinnert, die aber inzwischen vielerorts und auch in Bad Oeynhausen schon wieder geschlossen wurden. "Wie machen Sie den Menschen einen dritten Ort dauerhaft schmackhaft", wollte Oberpenning wissen. "Sie müssen ein dauerhaft niedrigschwelliges Angebot sein", sagte Stang. Bürgerhäuser wie auch die Jugendzentren hätten im Laufe der Zeit "hermetische Strukturen" gebildet, mit Gruppen von festen Stammbesuchern, in die neue Gäste nur schwer Zugang finden. Ein "dritter Ort" müsse sich dauerhaft seine Offenheit bewahren. Und: "Die Schließung der Bürgerhäuser lag noch vor dem Sterben der Dorfkneipen", so Stang. "Wenn wir jetzt noch Geld haben, kriegen wir das hin" Auch Irmgard Müller-Dietz (SPD) begrüßte das Grundkonzept: "Wenn wir jetzt noch genug Geld haben, dann kriegen wir das hin", sagte sie. Und Geld wird nicht zu knapp gebraucht. 8,1 Millionen Euro hat die Stadt für das Kulturzentrum eingeplant. Der Kämmerer hat in seiner Finanzplanung aber auch 5,7 Millionen Euro Fördermittel eingesetzt. Denn auch wenn Bad Oeynhausen im ersten Anlauf gescheitert ist, will sich die Stadt für die Umsetzung erneut um Mittel aus dem Landestopf für "dritte Orte" bewerben.

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