Unabhängiger Kandidat will Bürgermeister in Bad Oeynhausen werden

Bad Oeynhausen. Werner Birtsch will Bürgermeister werden. Als unabhängiger Kandidat tritt der 58-jährige, selbstständige Versicherungsmakler an. "Die knapp 250 Unterschriften, die ich für die Kandidatur brauche, bekomme ich locker zusammen, " ist sich Birtsch sicher. Dabei mag Birtsch den Begriff "Bürgermeister" noch nicht einmal. Er sieht sich als "Bürgercoach" oder "Bürgermoderator", der die Interessen des Wahlvolks gegenüber dem Rat vertritt. Der sei viel zu intransparent und setze die Bürger immer wieder vor vollendete Tatsachen. Sein jüngstes und liebstes Beispiel ist das Sielbad. Dessen Sanierung habe der Rat ohne jegliche Bürgerbeteiligung beschlossen. Noch nicht einmal 30 Minuten habe die Debatte gedauert, so Birtsch. Dabei hätte es den Bad Oeynhausenern und nicht externen Architekten und Planern zugestanden, darüber zu diskutieren, wie ihr Bad in Zukunft aussehen solle. Den Rat sieht Birtsch in der Rolle des "undemokratischen Abnickers". Dabei wäre eine umweltverträglichere Sanierung viel günstiger zu haben, wenn man auf ihn hörte. Die Edelstahlauskleidung des 50-Meter-Beckens sei für 690.000 Euro zu bekommen und das Sprungbecken und die Außenanlagen könnten bewahrt werden, sagt Birtsch und zieht ein Angebot über die Edelstahlwanne samt Einbau aus der Tasche. Birtsch will herausgefunden haben, dass für den Neubau des Hallenbades und die Sanierung des Freibades mindestens 100 zum Teil sehr alte Bäume abgeholzt werden müssten. "Eine ökologische Sauerei", empört er sich. Das sei symptomatisch für die Zustände in der Kurstadt: Anstatt zu bewahren, würden weitreichende, oft überteuerte Entscheidungen getroffen, ohne deren Folgen zu bedenken. "Ich tue mir das an, weil mir der Kragen geplatzt ist." Birtsch kämpft seit Jahren für eine familienfreundliche und vorsichtige Erneuerung des Sielbades. Das neue Hallenbad sei für gut zehn Millionen Euro zu bekommen, ist er sich sicher. Sein Beleg dafür ist das Hallenbad in Höxter, das ebenfalls die Firma "Constrata" geplant hat. Die Kosten für deren Entwurf für Bad Oeynhausen beziffern die Stadtwerke mittlerweile auf 16,3 Millionen Euro. Birtsch ist gegen Wohnmobilstellplätze am Sielbad: "Die finden am Parkhaus Sültebusch Platz". Und auch die völlige Neugestaltung des Vorplatzes lehnt er als übertrieben ab. Birtsch ist Sozialdemokrat - noch. Seit er seine Kandidatur den Genossen bekannt gemacht habe, laufe wohl ein Parteiausschlussverfahren gegen ihn, meint er. Sicher ist er sich nicht. Oft habe er gehört: "Dann mache es doch selber, wenn Du es besser kannst." Ein Rat, dem er nun folgt: "Ich tue mir das an, weil mir den Kragen geplatzt ist." Eine Stadt sei kein Konzern, der Gewinne maximiere, sondern die Gemeinschaft der Bürger. Zu der wolle er sie wieder machen und sich auf das konzentrieren, was machbar und bezahlbar sei. Er sei an der Mindener Straße zur Welt gekommen und ein Ur-Bad-Oeynhausener. Das Kirchturmdenken in den Stadtteilen sei ihm, der in Eidinghausen mit seiner Frau und Tochter lebt, fremd. "Es geht immer ums Ganze", so Birtsch. "Ich habe ein Faible für Bäume" Auf seiner Agenda steht ein Grüngürtel, der die Stadt umschließt, der Kurpark, Siel, Oeynhausener Schweiz und das Siekertal verbindet und für jede Generation etwas zu bieten hat. Auf dem Areal der alten Kurverwaltung will Birtsch ein großes Gradierwerk mit Vernebelungshalle errichten lassen. "Ich habe ein Faible für Bäume", sagt er und fordert, dass Schluss sein müsse, mit der Flächenversiegelung und Abholzerei. Auf dem Inowroc?aw-Platz soll ein Bürgercampusentstehen, ein Ort der Begegnung, wo die Bad Oeynhausenermiteinander ins Gespräch kommen können - über ihre Stadt. Die Mindener Straße müsse zurückgebaut werden. Bis zu siebenKreisverkehre kann sich Birtsch auf der alten Magistrale vorstellen. Wie er dafür Mehrheiten finden will? "Mit den Bürgern", sagt Birtsch und kündigt im Falle seines Wahlsieges deutlich mehr plebiszitäre Elemente an. Dass das nicht einfach ist, ahnt er: "Die Entkalkung ist trotz Bürgerentscheid vom Tisch - zu teuer." Den Ratsfraktionen wirft er vor, es sich in ihren "ideologischen Schützengräben" gemütlich gemacht zu haben: "Da hebt niemand mehr den Kopf." Das er sich mit solchen Aussagen nicht nur Freunde macht, weiß er. Doch: "Wer nicht kämpft, hat schon verloren."

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