Der voreilige Herbst hält Einzug in Bad Oeynhausen

Bad Oeynhausen. Es rieselt in Wald und Flur, die Blätter fallen. Ja, ist denn jetzt, Anfang September, schon Herbst? Die Antwort von Markus Uhr ist trocken wie der Sommer: "Ja", sagt der Förster. "Es sieht jetzt im Wald schon aus wie sonst Mitte Oktober." Was Sibylle Michels auch für das öffentliche Grün in der Stadt bestätigt. "Wir sind bestimmt vier Wochen vor der Zeit", sagt die Forstwirtin, die im Auftrag der Stadtwerke das Baumkataster für Bad Oeynhausen erstellt. Über 10.000 Bäume hat sie in dem Kataster bereits erfasst. Der Grund ist für die beiden Forstexperten eindeutig: Wassermangel, oder anders gewendet: Trockenstress. "Ein Baum hat im Grund zwei Möglichkeiten, darauf zu reagieren", sagt Michels. "Entweder er stirbt einfach." Eine Reaktion, die Michels weniger im Kurpark, aber durchaus an den Straßenbäumen der Kurstadt auch bereits beobachtet. Oder der Baum wirft eben vorzeitig sein Laub ab. "Ohne Blätter braucht er weniger Wasser", erklärt die Forstwirtin. Nährstoffe wie das zur Photosynthese notwendige Chlorophyll werden dann in Stamm und Wurzeln eingelagert und können im nächsten Frühjahr wieder zum Einsatz kommen. "Ich fürchte, dass 2020 vier Mal so viele Buchen absterben wie in diesem Jahr." Wenn der Baum dann noch lebt. Denn etliche Buchen im Wiehengebirge, die bereits im vergangenen Jahr unter Hitze und Trockenheit zu leiden hatten, seien in diesem Jahr bereits abgestorben. "Natürlich ist eine solche Stresssituation nicht toll für einen Baum", sagt Uhr. "Aber damit kommen die meisten Bäume klar, wenn es denn nur einmal passiert", erläutert der Förster. Aber dies ist ja schon der zweite heiße, trockene Sommer in Folge. Und angesichts des Klimawandels vermutlich auch nicht der letzte. Welche Folgen der Sommer 2019 für die Bäume hatte, lasse sich erst im nächsten Jahr erkennen. "Ich fürchte, dass dann vier Mal so viele Buchen absterben wie in diesem Jahr." Dabei hätte es noch schlimmer kommen können. "Im Juni hatte ich wirklich Angst", sagt Uhr. Da hätten in seinem Revier im Wiehengebirge erschreckend viele Buchen ihr Laub verloren. Und die Rotbuche macht über 50 Prozent des Bestandes in Uhrs Revier im Wiehengbirge aus. Aber dann sei er "angenehm enttäuscht" worden: "Im August verzögerte sich dieser Prozess." Nun aber nimmt er wieder Fahrt auf. Trockenheit hat alter Eiche im Kurpark den Rest gegeben Sibylle Michels hat beobachtet, dass der frühe Herbstmodus im Stadtgrün vor allem Buchen und Birken betrifft. Im Kurpark stehen die Rotbuchen noch rechts satt im Laub. Hier sind es vor allem die Hainbuchen, die ihre Blätter schon abgeworfen haben. Hätten sie nicht noch ihre Fruchtstände - die Kronen wären schon weitgehend kahl. "Jetzt zeigt sich, wie anpassungsfähig die Baumarten sind", sagt die Forstwirtin. Die Birke sei da nicht gerade ein Meister der Anpassung. Sie versuche, sich über verstärkte Samenproduktion zu retten. Einige Buchen hätten in den vergangenen Jahren bereits kleinere Blätter ausgebildet, berichtet Michels. Und auch jüngere Eichen könnten sich recht gut auf die neuen Klimabedingungen einstellen. Nicht aber die alten Eichen, die schon 200 oder mehr Jahre zählen. "Bei ihnen löst sich die tiefgründende Pfahlwurzel auf", erläutert Michels. Ein Beispiel dafür steht linker Hand kurz hinter dem Kurparkeingang. Die alte Eiche wurde schon massiv zurückgeschnitten. Doch die verbliebenen Äste tragen inzwischen überwiegend braune Blätter. "Wir müssen das nächste Jahr abwarten", sagt Michels. Aber dieser Eiche hat die Trockenheit vermutlich den Rest gegeben. "Wenn wir nichts tun, werden Teile des Wiehengebirges keinen Wald mehr haben." "Um solche Bäume ist es natürlich sehr schade", sagt Michels. Grundsätzlich aber mache sie sich keine Sorgen, dass durch den Klimawandel "die Natur nun komplett über den Deister geht", so Michels. "Aber sie wird sich verändern", ist sie überzeugt. "Wir sehen jetzt alle, dass der Klimawandel da ist", sagt Förster Uhr. "Wenn wir so viel wie möglich von unserem Wald retten wollen, müssen wir von Schädlingen befallene Bäume fällen", erklärt er. "Wenn wir nichts tun, müssen wir davon ausgehen, dass erhebliche Teile der Hänge des Wiehengebirges keinen Wald mehr haben werden."

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