So wohnt Bad Oeynhausen: Ein schwarz-weißes Schmuckstück im Grünen

Bad Oeynhausen. Weiße Hortensien, pinkfarbene Nelken und gelber Sonnenhut harmonieren perfekt mit dem Schwarz-Weiß des Fachwerks. Wenige Meter weiter bringt das kleine grüne Ruderboot die Insassen auf die verwilderte Insel im Fischteich. Schafe blöken, Pferde wiehern, der Hahn kräht und die Enkelkinder haben das elf Morgen große Anwesen vom Baumhaus im Blick. Kurzum: Bärbel Ober-Albert und Ulrich Albert nennen ein gar wundervolles Fleckchen Erde ihr eigen. An der tiefsten Stelle des Knicksieks steht ihr uraltes Fachwerkhaus, das sie vor 39 Jahren gekauft und nach und nach renoviert haben. Das Leben der beiden Innenarchitekten spielt sich vor allem draußen ab. Und ist tierbestimmt. Erstmals erwähnt wurde das wunderbare Fleckchen Erde bereits im 18. Jahrhundert. "Wobei dieses Haus ursprünglich wohl mal hinterm Berg stand und irgendwann nach Volmerdingsen umgebettet wurde", erzählt Ulrich Albert (68). Elf Morgen Land, also 27.000 Quadratmeter, gehören zum Haus. Wiesen, Wald und Sumpf machen den Großteil aus. "Früher wurden die Häuser immer an die Stelle gebaut, wo kaum etwas zu ernten war", erklärt Ulrich Albert. " Das trifft hier zu. Dort wo das Haus steht, ist die bescheidenste Stelle. Nass." Fachwerkhaus, Scheune, Wagenremise und Hühnerstall gehören ebenso zum Anwesen wie eine Mühle. "Wir haben nach dem Studium ein altes Haus gesucht", erinnert sich der 68-Jährige. Zufällig seien sie im Knicksiek gelandet. "Weil die Mühle zum Verkauf stand." Doch Alberts kauften nicht nur die Mühle, sondern das gesamte Anwesen. "Eigentlich hätten wir das abreißen müssen" Wunderschöne alte Eichen, Weiden und eine Streuobstwiese sowie wilde Orchideen säumen rundherum das Haus. "Eigentlich hätten wir das abreißen müssen", erzählt Albert. Das Haus sei total verfallen gewesen. Doch mit Liebe zum Detail, der richtigen Wahl von Material und Form hat das Ehepaar ein Schmuckstück geschaffen. Das übrigens nicht unter Denkmal steht. 1980 haben die beiden das Haus gekauft und angefangen zu renovieren. "Blauäugig", wie Ulrich Albert heute lachend sagt. "Aber es hat immer Spaß gemacht", betont er. Das Vier-Ständer-Haus ist innen kleiner geworden: "Wir haben das Fachwerk stehen gelassen und im Inneren ein neues Haus gemauert und alles gedämmt", erklärt der 68-Jährige. Dadurch sind zum Teil 40 Zentimeter tiefe Fensternischen entstanden. "Wir haben versucht, das Ensemble so zu erhalten, dass alles zusammenpasst." Daran hat das Ehepaar auch die Ergänzungen angelehnt. Wie den Torbogen zur Nordseite, der 1987 neu entstanden ist. Der war vorher in der Form nicht da. Für die Arbeiten wurde der komplette Giebel flach gelegt und später wieder aufgerichtet. "Den Torbogen haben wir nach den eigenen Gedanken der Familie gestalten lassen", sagt Bärbel Over-Albert. Ruhe, alleinsein, die Liebsten um sich haben - das, was ihnen wichtig ist, haben die Eheleute dort verewigen lassen. "Das, was wir hier leben", sagen sie. Unten die "Alten", oben die Tochter mit Familie und eine Zeit lang auch noch die Eltern von Bärbel Over-Albert unter einem Dach. Die kleine Einliegerwohnung hat die 65-Jährige nach deren Tod als Büro genutzt und inzwischen zu einem Atelier umgebaut. "Ich habe schon immer gerne gemalt", sagt sie. "Aber hatte nie Zeit." Doch nun wird das Atelier genutzt und soll in den kommenden Wochen zu einer Art Galerie werden. "Hier gibt es immer wieder Malkurse." Unter anderem seien 80 Bilder, gemalt von 90 Personen für das Projekt "Perlen des Glaubens" für die Kirchengemeinde Obernbeck, Ulrich Alberts Heimatort, entstanden. "Es war mein Traum, keine Farbkoffer mehr zu schleppen, sondern hier vor Ort mit den Menschen zu malen", sagt Bärbel Over-Albert. Schulklassen und Ferienspielkinder sind gern gesehen Gäste Platz gibt es genug. Und damit auch immer wieder Feiern, Abende und Treffen mit Freunden und Familie. Egal ob Mitglieder des Frauengesprächskreises Volmerdingsen, Mittsommerfeste mit der Finnin Helka, Grillabend mit dem Posaunenchor oder Zeltlager für Kinder und Enkelkinder - alle sind willkommen. "Das Baumhaus ist der ganze Stolz unserer Enkelkinder", sagt Bärbel Over-Albert (65). Zusammen mit Opa Uli haben Aaron und Lennard es einen Sommer lang zusammengezimmert. "Und eine Menge gelernt", ist der Opa überzeugt. Lernen können auch Schulklassen oder wie kommende Woche die OGS-Ferienspielkinder, die zur Mühlenbesichtigung kommen. Dann ist Ulrich Albert in seinem Element. Zeigt den neu angelegten Mühlenteich, das vom Wittekindshof restaurierte Mühlrad und die gemeinsam mit den Volmser Heimatfreunden gepflegten Wassermühle - die inzwischen allerdings elektrisch betrieben und mit der Schrot und Mehl erzeugt werden kann. Weil Ulrich Albert die Idylle liebt, hat er seine Mühle extra nicht in die Übersicht der Deutschen Mühlenstraße aufnehmen lassen. &bdquo;Wir wollen hier keinen Tourismus, keine Busse", winkt er ab. Dafür sei das Gelände einfach zu klein. Aber: &bdquo;Jeder ist jederzeit herzlich eingeladen, zu kommen, zu gucken und die Natur zu genießen." Es gebe eine tolle Tierwelt. Ist Ulrich Albert zuhause oder werkelt - wie meistens - im Garten, führt er Besucher auch gerne selbst durch die Mühle. &bdquo;Sie ist immer offen – und kann angeschaut werden." Aber auch wer nur auf einer der Bänke sitzen und zum Beispiel lesen wolle, sei im kleinen Wäldchen willkommen. Und von dort haben die Besucher einen wundervollen Blick auf das alte Fachwerkhaus - mit seinen Hortensien und Sonnenhüten.

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