Historischer Torbogen prägt neues Wohnquartier im Kreis Herford

Hiddenhausen. Der alte Torbogen ist wieder drin, auch die Fachwerkoptik rechts und links davon ist wieder da. Im Inneren des anstelle des alten Heuerlingkottens Ecke Löhner Straße/Sportplatzweg als Holzbau errichteten Gebäudes ist aber noch reichlich zu tun. Obwohl der alte Torbogen das einzige Teil des 1826 errichteten Vorgängerbaus ist, das im Neubau verbaut ist, bestimmt er doch die Innenraumgestaltung des Baus. Das Haus nimmt den Charakter eines früher hier stehenden Heuerlingshofes inklusive Satteldach auf. Da vom ursprünglichen Gebäude nur ein Torbogen erhalten werden konnte, ist das Gebäude wie die anderen ein Neubau, nimmt aber die Dimensionen des Vorgängerbaus auf. &bdquo;Wir haben den alten Torbogen aus dem Vorgängerbau wieder eingesetzt“, sagt Christoph Schormann vom Löhner Atelier für Holzbau. &bdquo;Das Vorgehen ist mit dem Denkmalschutz abgestimmt.“ 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford Historische Inschrift und Dimensionen &bdquo;Die Inschrift auf dem Torbogen gibt Auskunft über das Alter des Gebäudes“, sagt Holger Kasfeld, der das Projekt auf Seiten des evangelischen Kirchenkreises Herford betreut. &bdquo;Im Jahre 1826 haben die beiden Eheleute Peter Henrich Dunkelau und seine Hausfrau Anna Mari Ilsebein Halemeiers dieses bauen lassen und den 24. Mei aufgerichtet durch Gottes Hülfe und Gnade – Meister Vorndamme“, ist dort zu lesen. &bdquo;Der alte Torbogen war so hoch, dass die damaligen Bewohner mit einem mit Heu oder Stroh beladenen Wagen ins Haus fahren konnten“, sagt Schormann. Daher sind die Räume der unteren Wohneinheit entsprechend hoch. Insgesamt sind in dem Haus zwei Wohnungen mit rund 200 Quadratmetern Wohnfläche untergebracht. Der Bau ist das letzte Gebäude eines vom evangelischen Kirchenkreis errichteten Wohnquartiers auf dem Gelände des früheren Hofs Dunkelau, das seiner Fertigstellung entgegengeht. Richtfest wurde im Dezember gefeiert. &bdquo;Das Gebäude steht direkt an der Löhner Straße und ist so etwas wie das Gesicht des von uns in enger Absprache mit der Gemeinde Hiddenhausen geplanten Quartiers“, sagt Kasfeld. Zum Hintergrund: Nachhaltiges Neubauprojekt in Hiddenhausen: Kirchenkreis schafft bezahlbare Wohnungen Vielfältige Wohnstruktur und Handwerkskunst Der Kirchenkreis hatte im Dezember 2019 gemeinsam mit dem familiengeführten Atelier für Holzbau den Zuschlag für das Bauprojekt erhalten. &bdquo;Wir als Kirchenkreis engagieren uns, weil wir den Mangel an bezahlbarem Wohnraum für ein drängendes gesellschaftliches Problem halten und einen Beitrag zur Lösung leisten wollen“, sagt Kasfeld. Insgesamt entstehen 20 Wohneinheiten in Größen von rund 50 bis 100 Quadratmetern. Gedacht sind sie für Menschen in verschiedenen Lebensphasen. &bdquo;Die Nachfrage war riesig und hat uns überrascht. Die ersten Wohnungen sind bereits bezogen“, sagt Kasfeld. Ausgewählt wurden die Mieterinnen und Mieter von einer gemeinsamen Kommission von Kirchenkreis und Gemeinde, um eine möglichst vielfältige Struktur zu schaffen. Eingezogen sind alteingesessene Hiddenhauserinnen und Hiddenhauser, die sich vom Wohneigentum getrennt und verkleinert haben, aber auch Neuzugezogene etwa aus Bielefeld, jüngere und ältere Menschen, Singles und Familien mit Kindern. Lesen Sie auch: Hiddenhauser Wohnprojekt &bdquo;Hof Dunkelau“ kommt voran In Ausbildung als Bautischlerin Für Lena Lachmann, im ersten Jahr der Ausbildung zur Bautischlerin, ist der Bau etwas Besonderes. &bdquo;Es gibt in meiner Klasse bisher niemanden, der an einem Haus mitgearbeitet hat, bei dem noch alte Handwerkstechniken angewendet wurden“, erzählt sie. Das gelte einerseits für die Restaurierung und den Einbau des alten Eichenholz-Bogens, aber auch für die Herstellung des Geckpfahles, eines Giebelschmucks in Form eines senkrechten, verzierten Holzbalkens am oberen Ende des Giebels eines Fachwerkhauses. &bdquo;Das ist wirklich alte Handwerkskunst, denn der Pfahl muss ja die aus verschiedenen Richtungen zulaufenden Balken aufnehmen. Das erfordert handwerkliches Können und räumliches Vorstellungsvermögen, das so nicht mehr oft gefordert ist. Deswegen haben das auch die erfahrensten Gesellen gemacht“, sagt sie. Die Löhnerin erzählt, dass sie Firma und Beruf bei einem Praktikum kennengelernt habe. &bdquo;Kurz danach habe ich gefragt, ob ich eine Ausbildung machen kann, und bekam die Zusage.“ Das Atelier für Holzbau bilde regelmäßig aus, sagt Schormann: &bdquo;Der normale Weg führt bei uns immer über ein Praktikum. Wenn wir den Eindruck haben, dass die jungen Menschen das Notwendige mitbringen, geben wir jedem eine Chance – egal, ob Hauptschul- oder wie bei Lena Realschulabschluss. Bisher haben wir damit nur gute Erfahrungen gemacht.“ 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford Nachhaltige Zertifizierung und Zukunftspläne &bdquo;Das Projekt ist als eines der ersten in der Region vom BiRN-Institut als besonders nachhaltig zertifiziert“, sagt Schormann. Die Zertifizierung nimmt nicht nur die Energiebilanz, sondern den gesamten Bau in den Blick, angefangen von der Herkunft der Baustoffe bis hin zur Ausrichtung der Zimmer. Wärmepumpen mit Photovoltaikanlage und Akkuspeichern sollen die Betriebskosten niedrig halten. Bis auf den Ersatzbau für den Heuerlingsbau sind alle anderen Gebäude des Dunkelau-Quartiers entweder schon bezogen oder bezugsfertig. &bdquo;An einigen fehlen noch die Parkplätze“, sagt Kasfeld: &bdquo;Abschließend könnten noch ein Spielplatz oder ein Grillplatz für die Menschen entstehen. Welche Wünsche es gibt, werden wir noch bei den Mieterinnen und Mietern erfragen.“

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