Klimawandel bringt auch Buchen im Wiehengebirge in Gefahr

Bad Oeynhausen. Oft sind es nur kleine Hinweise, mit denen sich größere Katastrophen ankündigen. Im Wiehengebirge fallen zuerst die braunen Nadeln sterbender Fichten ins Auge. Sie sind die auffälligsten Opfer des Borkenkäfers. Mit Sorge aber betrachtet Markus Uhr auch die Buchen in seinem Revier. Noch sind es nur einzelne Bäume, deren Kronen jetzt mitten im Sommer kahl geworden sind. Denn auch die Buche wird inzwischen vom Borkenkäfer geplagt. Und die Lärche. "Schlimmste Verheerungen seit Ende des Zweiten Weltkrieges" Die Worte "Katastrophe" oder "Waldsterben" nimmt der Förster nicht in den Mund. Er will ja keine Panik machen. Aber Uhr fürchtet: "Wir werden Ende dieses Jahres im Wald die schlimmsten Verheerungen seit Ende des Zweiten Weltkrieges haben." Nicht nur, aber auch und gerade im Buchenwald des Wiehengebirges. Es ist die unheilige Allianz aus Sturm, Hitze und Trockenheit, die dem Wald zusetzt. Den Anfang machte Orkantief Friederike, das am 18. Januar 2018 durch NRW fegte und reihenweise Fichten fällte. In den gefallenen Bäumen vermehrten sich die Borkenkäfer prächtig, beflügelt von der rekordverdächtigen Hitze in zwei aufeinanderfolgenden Sommern. "Dazu kommt, dass es seit Februar 2018 viel zu wenig Regen gegeben hat", sagt Uhr. Hitze und Trockenheit schwächten die Bäume, die so ein leichteres Opfer für die sich munter vermehrenden Käfer darstellen. "Es gibt hier so viele Borkenkäfer wie noch nie" Uhr hat dazu Zahlen: 3.000 Festmeter Sturmholz - also von Friederike umgeworfene Bäume - wurden 2018 aus seinem gut 1.000 Hektar großen Revier im Wiehengebirge gezogen. Dazu kamen noch einmal 1.500 Festmeter "Käferholz", die gefällt wurden, weil die Bäume vom Borkenkäfer befallen waren. "In diesem Jahr haben wir bis jetzt 1.300 Festmeter Käferholz gefällt", sagt der Förster. Und das, obwohl die Forstleute erst ein Drittel der Waldfläche durchforstet haben. "Es gibt hier so viele Borkenkäfer wie noch nie", sagt Uhr. Die Fichte ist auf dem Rückzug Dadurch ist der Anteil der Fichten in Uhrs Wiehengebirgs-Revier deutlich auf dem Rückzug. Nur noch zwölf Prozent der Fläche ist von Fichten bewachsen, 2015 waren es noch 13,6 Prozent. Beherrschende Baumart ist hier die Buche, die 51,6 Prozent der Waldfläche belegt. Deshalb ist gerade hier der Angriff der Borkenkäfer auf die Buchen besonders besorgniserregend. Dabei sind es nicht die Käfer aus den Fichten, die sich nun über den Laubbaum hermachen. Denn jede Baumart hat auch ihre eigenen Käferarten. Während sich in den Fichten Buchdrucker und Kupferstecher breit machen, bohrt sich der Kleine Buchen-Borkenkäfer in den namensgebenden Laubbaum. Winzig klein sind die Bohrlöcher. Und der Käferbefall geht einher mit Pilz- und Bakterien-Infektionen. "Wir wissen nicht, ob wir etwas dagegen tun können" "Zumeist sind es derzeit noch Einzelbäume, die im Grün des Waldes durch kahle Kronen auffallen. Vor allem aber am Südhang des Wiehen, zwischen Dehme und Porta, sind schon massivere Schäden zu beobachten", berichtet Uhr. Noch sei das Ausmaß des Buchensterbens nicht wirklich abzusehen. "Aber die Buche ist hier stärker betroffen als in anderen Regionen in NRW", berichtet der Förster. Befallene Bäume fällen, damit sich der Käfer nicht zu sehr ausbreitet, ist bei den Buchen erstmal keine Option. Den Forstfachleuten fehlen allerdings auch Erfahrungen mit Borkenkäferbefall an Buchen. "Wir wissen nicht, ob wir etwas dagegen tun können oder ob wir hilflos zusehen müssen", sagt Uhr. Der allerdings hofft, dass es am Wiehen kein großflächiges Buchensterben geben wird. "Wenn wir irgendwann wieder normale Niederschlagsmengen bekommen, dann wird sich die Lage auch wieder entspannen", ist Uhr überzeugt. "Der Wald", sagt der Förster, "ist Leidtragender des Klimawandels. Er bietet aber auch die Möglichkeit, etwas dagegen zu tun." Denn Bäume binden Kohlendioxid - wenn sie denn wachsen. Damit sie das auch unter den sich verändernden Klimabedingungen tun, werden Förster wie Markus Uhr bei Neupflanzungen auf andere Arten setzen. "Auf Esskastanie und Elsbeere beispielsweise, auf Douglasie und Küstentanne", zählt Uhr auf. Die Fichte ist im Wiehengebirge wohl ein Auslaufmodell. Die Buche hoffentlich nicht.

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