Verschimmeltes Brot im Klo: Schulklos in Bad Oeynhausen sind zu dreckig

Bad Oeynhausen. Es riecht nach einer Mischung aus Putzmittel, Parfüm und ja, auch nach Urin. Die Jungenklos der Grundschule Oberbecksen sind bis zum Nachmittag offenbar gut in Gebrauch, als der Reporter mit Einverständnis der stellvertretenden Schulleiterin Kristina Appelmann seine Nase hineinsteckt. Wenige Tage zuvor haben sich die Eltern der Grundschüler zur Schulpflegschaftssitzung getroffen - und nebenbei die Toiletten inspiziert. Sie fanden, allerdings im Mädchenklo, ein verschimmeltes Butterbrot in einer Klobürste. Für den Schulpflegschaftsvorsitzenden Jan-Ole Janssen und seine Stellvertreterin Ayse Daral ist das der Auslöser für Kritik. Beide beklagen schon länger die Sauberkeit der Schultoiletten. Daral sagt: "Einige Kinder möchten nicht auf diese Toiletten und halten's auf, bis sie zuhause sind." Janssen sieht ein Versagen des Managements: "Die Stadt hat offenbar kein Reinigungspersonal, lässt aber für Millionen Euro neue Gebäude bauen." Stadtsprecher bedauert das Versehen Die Eltern erzählen, dass ausgerechnet während der Hitzewelle Toiletten und Klassenzimmer nicht sauber gemacht worden seien. Das verschimmelte Butterbrot sei ein Beleg dafür. Die Mülleimer in den Klassen seien ebenfalls nicht entleert worden. Schulleiterin Ivette Brinkmann äußert sich trotz mehrfacher Anfrage nicht dazu. Ihre Stellvertreterin Kristina Appelmann verweist auf Stadtpressesprecher Volker Müller-Ulrich. Zwei städtische Reinigungskräfte seien allein für diese Grundschule tätig, erklärt Müller-Ulrich: "Wir gehen davon aus, dass das Butterbrot bedauerlicherweise übersehen wurde." Eine Reinigungskraft an der Schule sei längerfristig erkrankt, die Stadt habe jedoch rechtzeitig Ersatz angestellt, sodass keine Reinigungslücke entstanden sein könne. Der Hausmeister hat das Brot inzwischen aus der Klobürste gefischt. Außerdem behandelt er die Fliesenfugen mit "Urin-Teufel", um den Geruch zu bekämpfen. "An langen Donnerstagen ist das im Rathaus auch so" Eine mögliche Erklärung für die Empörung der Eltern sei der Zeitpunkt ihrer Kontrolle, so Müller-Ulrich. Die Toiletten der Grundschule würden nämlich einmal am Tag gereinigt. Womöglich seien die Klos aber nach der Reinigung wieder von Ganztagsschülern benutzt worden. Müller-Ulrich: "Das ist bei uns im Rathaus an langen Donnerstagen auf den Besuchertoiletten auch so." Die Schulpflegschaftsvorsitzenden vermuten, dass sie mit ihrer Kritik an der Sauberkeit der Schultoiletten nicht allein sind. Angeblich sei das bereits Thema einer Schulleiterkonferenz gewesen, was Stadtsprecher Müller-Ulrich bestätigt. Tatsächlich war die Sauberkeit von Schultoiletten in der Vergangenheit immer mal wieder öffentlich diskutiert worden. Zuletzt im April hatte die Schüler der Realschule Süd zu einer Putz-Demonstration aufgerufen und gemeinsam zu Lappen und Eimern gegriffen, um die Bildungsanstalt selbst zu säubern. Bisher hatte dort ein Reinigungsservice im Auftrag der Stadt geputzt. Bürgermeister Achim Wilmsmeier hörte sich die Vorwürfe der Schüler an und lobte sie für ihr Engagement. Der Putzvertrag wurde neu ausgeschrieben. "Die Pinkelkompetenz der Kinder geht zurück" An den Grundschulen putzen nach Auskunft von Stadtsprecher Müller-Ulrich jedoch festangestellte Mitarbeiter. Sie gehören zum Team rund um den Hausmeister und die Schulleitung. An der Wicherngrundschule lobt Schulleiter Sebastian Plöger diese "Eigenreinigung" ausdrücklich. Vergangenes Jahr sei das Schulklo "glücklicherweise renoviert" worden, das Team gewährleiste Sauberkeit. Plöger: "Die Pinkelkompetenz der Kinder geht aber zurück. Da kann man nicht gegenanputzen." Die Gesamtschule hat das Toilettenproblem auf andere Weise gelöst. Nach Auskunft von Schulleiter Dirk Rahlmeyer hat sich die Schülervertretung dafür eingesetzt, eine zusätzliche "Kümmerin" für die Toiletten zu bezahlen. "Das ist eine Ansprechpartnerin", sagt Rahlmeyer, "keine Toilettenfrau". Die Schulklos werden weiter von den Reinigungskräften geputzt, die von der Stadt bezahlt werden. Die "Kümmerin" ist aber Teil des "Care-and-Clean-Teams". Sie passt auf, dass auch wirklich sauber gemacht wird, setzt Prioritäten und sorgt für Nachschub an Hygieneartikeln. Die Schüler zahlen dafür einen Euro im Monat. Rahlmeyer: "Nur wenige Schüler machen nicht mit."

Meistgelesen