
Bad Oeynhausen. Rund die Hälfte aller Feuerwehr- und Rettungseinsätze sind im Bereich der Innenstadt. Mit rund 15.000 Einwohnern leben in der Altstadt nicht nur die meisten Einwohner, es sind auch die meisten Risiko-Objekte wie Kliniken, Hotels, Seniorenheime, Bahnanlagen, Schulzentrum oder öffentliche Einrichtungen dort angesiedelt. „Und trotzdem soll es genau in diesem Bereich bald keinen eigenen Standort der Freiwilligen Feuerwehr mehr geben“, bemängeln Mitglieder der Löschgruppe Altstadt (die der NW namentlich bekannt sind). Sie wollen sich nicht damit abfinden, dass ihr Feuerwehrgerätehaus in die Südstadt ziehen soll. Wesentlich positiver sehen dagegen die mitbetroffenen Loher den Umzug.
Nach 147 Jahren soll Schluss sein mit der Löschgruppe Altstadt. Zumindest, wenn es nach dem Willen von Verwaltung und Feuerwehrführung geht. Der Neubau des Feuerwehrgerätehauses Süd gehe mit einer gefühlten Auflösung der ältesten Einheit der Freiwilligen Feuerwehr einher, monieren die Mitglieder. Sie machen das daran fest, dass es künftig nur noch eine Einsatzabteilung geben und mit dem Neubau auch die Fahrzeugausstattung beider Löschgruppen vereint und minimiert wird. Einige Mitglieder sind alles andere als einverstanden mit den Plänen, die Löschgruppen Alt und Lohe am neuen Standort an der Detmolder Straße zusammenzulegen. Bis auf eine Ausnahme, so heißt es, könne kein einziges Mitglied der Löschgruppe Altstadt innerhalb der gesetzlich festgelegten Frist das neue Gerätehaus an der Detmolder Straße erreichen. Im Ernstfall fehlten also wichtige Minuten auf dem Weg zum Einsatz. Was aber auch daran liegt, dass viele Freiwillige zwar zur LG Altstadt gehören, nicht aber in deren Einzugsgebiet wohnen. Zudem hat die Löschgruppe die wenigsten aktiven Mitglieder und die schlechtesten Ausrückzeiten.
„Der Standort ist mit Löschgruppenführern abgesprochen“
Die Stadt hat mit den Planungen eines gemeinsamen Neubaus für die beiden Löschgruppen im Süden der Stadt begonnen, weil eine Ertüchtigung der alten Gerätehäuser nicht wirtschaftlich wäre, so die Verwaltung. Zudem sei „zur Stärkung der Verfügbarkeit der Einheiten Bad Oeynhausen und Lohe“ eine Zusammenlegung der Einheiten an einem neuen Standort erforderlich, heißt es in der Sitzungsvorlage für den Stadtrat, der am heutigen Mittwoch ab 17 Uhr über die Planungen berät.
Aufgrund der geografischen Lage habe die Stadt das Grundstück an der Detmolder Straße erworben. Vor dem Hintergrund eines zeitnahen Eintreffens in Stadtmitte und Lohe sei der Neubau eines Feuerwehrgerätehauses Süd auf diesem Grundstück sinnvoll, so die Verwaltung. Schon 2016 sprach sich Bürgermeister Achim Wilmsmeier für eine Zusammenlegung aus: „Wir müssen die Tagesverfügbarkeit stärken, um unser Schutzziel zu erreichen.“ Der Beigeordnete für Bürgerdienste, Stefan Tödtmann, ergänzt: „Der Standort des geplanten Gerätehauses ist mit der Wehrleitung und mit den Führungen der beiden betroffenen Löschgruppen abgestimmt.“
Vor allem tagsüber hat die Feuerwehr im Süden offenbar ein Personalproblem in den Reihen der Freiwilligen. Immer weniger Kräfte stehen bei Einsätzen zur Verfügung, denn ungefähr die Hälfte sind Auspendler – also während der Arbeitszeiten gar nicht in der Stadt. Das hatte Gutachter Simon Zens schon 2015 im Brandschutzbedarfsplan bemängelt. Weil beide Löschgruppen zu wenig aktive Mitglieder haben, soll es zukünftig nur noch ein Gerätehaus für die Löschgruppen Lohe und Bad Oeynhausen-alt geben.
„Die Fusion der Löschgruppen bedeutet faktisch für uns die Auflösung“, so ein Mitglied der Löschgruppe Alt. Vor allem die Schrankenanlage an der Südbahn verhindere ein rechtzeitiges Eintreffen der Einsatzkräfte am Gerätehaus. Innerhalb der ersten acht Minuten nach Alarmierung müssen die Mitglieder der Hauptwache am Einsatzort sein. Fünf Minuten später müssen weitere – zumeist freiwillige – Kräfte zur Unterstützung eintreffen, damit mindestens 16 Retter vor Ort sind.
„Organisatorische Eingriffe würden ausreichen“
Wesentlich positiver, so ist von Seiten der Feuerwehr zu hören, sehen die Loher die Zusammenlegung. Auf der Lohe gibt es zu wenig Platz, neue Fahrzeuge passen gar nicht erst in die Halle. Dabei haben die Loher durch intensive Mitgliederwerbung in den vergangenen Monaten sechs neue Mitglieder bekommen und eine starke Jugendfeuerwehr aufgebaut.
„Der Standort in der Südstadt ist ideal. Viel zentraler und taktisch besser“, erklärte Achim Wilmsmeier vor drei Jahren – eine Aussage, die noch Bestand habe, so die Stadt. Zum einen sei die trennende Südbahn nicht zu passieren, zum anderen die Kliniken und das Herz- und Diabeteszentrum in der Nähe. Das belegt auch ein Gutachten im Brandschutzbedarfsplan. Es zeigt, dass der neue Standort so gewählt ist, dass vom neuen Gerätehaus aus vor allem das Klinik- und Dichterviertel, die westliche Innenstadt sowie Teile der Südstadt schneller erreichbar sind.
Die Altstädter sehen dagegen die Gefahr, dass sowohl die Freiwilligen von der Lohe als auch aus der Altstadt bei einem Einsatz nicht rechtzeitig am Gerätehaus sein könnten. Sie fragen sich, warum ausgerechnet die Löschgruppe weichen solle, die sogar Zugriff auf Sonderfahrzeuge der Feuerwache habe und diese besetzen könne. Zumal die Hauptwache aufgrund fehlenden Personals (die NW berichtete) kaum die erforderlichen Fahrzeuge mit eigenen Leuten besetzen könne.
„Natürlich haben wir in der Altstadt die Schwäche der fehlenden Aktiven und die schlechte Tagesverfügbarkeit“, geben die Altstädter zu. Fakt sei aber, dass Mitglieder anderer Löschgruppen im Innenstadtbereich arbeiteten und so die Tagesverfügbarkeit erhöht werden könne. „Einige organisatorische Eingriffe reichten aus. Die Auflösung der ältesten Löschgruppe der Stadt kann doch nicht die Lösung des Problemes sein – das widerspricht jeglicher Logik“, urteilen sie.