
Bad Oeynhausen. Am Anfang war der Kindergarten. Beziehungsweise: die Suche nach einem Standort dafür. Denn im Süden Bad Oeynhausens ist der Bedarf an zusätzlichen Kita-Plätzen groß. „Für das zentrale, beziehungsweise südliche, Stadtgebiet fand sich aber auch nach intensiver Suche keine geeignete Fläche für einen Kindergartenneubau“, schreibt die Stadtverwaltung in der Sitzungsvorlage für den Ausschuss für Stadtentwicklung (ASE). Der soll heute den Weg für den Kindergartenbau freimachen – und nicht nur für ihn. Voraussetzung ist aber eine Änderung des Bebauungsplanes.
Schon vor zweieinhalb Jahren hatte sich der Kirchenkreis Vlotho bereit erklärt, einen Kindergarten für die Südstadt zu bauen und auch in seiner Trägerschaft zu führen. „Wir wollten eigentlich schon in diesem Jahr an den Start gehen“, sagt Friedrich-Wilhelm Nagel, Verwaltungsleiter des Kreiskirchenamtes, der NW. Nun hoffe er, dass die Kita mit vier Gruppen im Sommer 2020 eröffnen kann.
Neben der Kindertagesstätte sind auch noch Neubauten für die Kirchen-Tochter Diakonie geplant. „Wir planen in einem Gebäude eine Tagespflege und zwei Wohngruppen für Senioren mit jeweils zwölf Plätzen“, erklärt Kerstin Hensel, Vorstand der Diakonie im Kirchenkreis Vlotho. Der zweite Diakonie-Bau auf dem Gelände solle Beratungs- und Verwaltungsgebäude werde. Hensel hofft, dass beide Bauten noch in diesem Jahr begonnen und Ende 2020 fertig werden können.
Doch um den rechtlichen Raum für die drei Neubauten zu schaffen, musste die Stadt zunächst ein Bebauungsplanverfahren einleiten, damit auf dem ins Auge gefassten Areal überhaupt gebaut werden darf. Denn das gut 10.000 Quadratmeter große Grundstück zwischen Hermanns-Löns-Straße und Weidenweg ist bislang als „Fläche der Landwirtschaft“ ausgewiesen und müsste in eine „Fläche für den Gemeinbedarf“ umgewidmet werden.
Gemessen am Umfang der Unterlagen, die die Stadtverwaltung dem ASE zur Abstimmung vorlegt, dürfte das Verfahren aufwendig gewesen sein. Dabei gibt es offenbar keine Einwände, die den Plan verhindern könnten. Gutachten zu Tier- und Pflanzenwelt, zur Beschaffenheit des Untergrundes oder zum Heilquellenschutz sehen keine Hinderungsgründe.
Problematisch scheint allein die Nachbarschaft zum Golfplatz zu sein. Denn unmittelbar neben dem geplanten Gelände für Kindergarten und Diakonie liegt die „Driving Range“, eine Anlage, auf der die Golfspieler ihren Abschlag üben können. Auch dazu hat die Stadt eigens ein Gutachten eingeholt. Zwölf Abschlagplätze hat der Golfplatz, die längste Bahn ist 200 Meter lang. Der Gutachter kommt zu dem Schluss: „Die Abschläge stellen eindeutig eine Gefährdung des in Frage stehenden südlichen Grundstücks dar.“ Abhilfe könnten Fangnetze schaffen, die aber nicht an der Grundstücksgrenze stehen sollten, sondern direkt an den Abschlägen, um so „Querschläger“ zu verhindern. Damit werde das Risiko „auf ein Minimum reduziert“.
Für die Industrie- und Handelskammer (IHK) werden damit die Interessen des Betreibers der Golfanlage „hinreichend berücksichtigt“, so dass auch von der IHK keine Einwände gegen das Planverfahren kommen.
So weit geht die Begeisterung von Nadine Mutke, Inhaberin des Golfplatzes, für das Projekt nebenan aber noch nicht. „Wir haben in der nächsten Woche noch einmal ein Gespräch mit der Stadt, um über das weitere Vorgehen zu beraten“, sagte sie der NW.
Stadtsprecher Volker Müller-Ulrich betont, dass der Golfplatz für die angestrebte Änderung des Bebauungsplanes keine wesentliche Rolle spiele. Man habe auch diesen Aspekt zwar untersuchen lassen. „Aber grundsätzlich darf von dem Golfplatz ohnehin keine Gefährdung für die Nachbarschaft ausgehen.“
Die Stadtverwaltung empfiehlt dem ASE, den Bebauungsplan zu beschließen. Er würde dann Platz für drei Neubauten der Kirche bieten.
´ Die Sitzung des ASE ist öffentlich und beginnt heute, Donnerstag, 7. Februar, um 18 Uhr im Saal des Rathauses.