Bad Oeynhausen

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Leere Straße, leere Kassen

Nach der Eröffnung der Nordumgehung: Tankstellenbetreiber und McDonald’s haben mit massiven Umsatzeinbußen zu kämpfen, dagegen freuen sich der Werrepark und Stahls Imbiss über die Zuwächse

Freitagmittag auf der Mindener Straße: Nein, es ist nicht verboten, die ehemalige Stadtautobahn zu befahren. Seit der Eröffnung der Nordumgehung aber ist die B 61 wie leer gefegt. Eine Entwicklung, die sich vor allem für die Tankstellenbetreiber zum Problem entwickelt. Foto: Jörg Stuke | © Jörg Stuke

Nicole Bliesener
05.01.2019 | 05.01.2019, 08:12

Bad Oeynhausen. Seit der Freigabe der Nordumgehung gleichen Mindener und Kanalstraße einer innerörtlichen Ruheoase. Die Zeit der Lkw-Schlangen, die sich durch Bad Oeynhausen ziehen, ist vorbei. Doch des einen Freud ist des anderen Leid. Denn während die Tankstellen entlang der ehemaligen Stadtautobahn eindeutig zu den Verlierern der Nordumgehungseröffnung zählen, verzeichnen der Werrepark und Stahls Imbiss sogar Kundenzuwächse. Schmerzlich vermisst dagegen McDonald’s die Autobahnkunden.

TANKSTELLEN

„Wir haben es gleich am Tag der Eröffnung gemerkt“, sagt Marvin Johanning, Mitarbeiter der Star-Tankstelle an der Mindener Straße. „Da haben wir festgestellt: Jetzt geht’s los.“ Dabei sei bis zum 9. Dezember, dem Tag der Freigabe, der Sonntag immer einer der umsatzstärksten Tage gewesen. Seitdem braucht es keine großen Rechenkünste, um die Zahl der Lastwagen zu ermitteln, die an der in Fahrtrichtung Löhne liegenden Tankstelle Station machen, um zu tanken. „Heute war bisher ein Lkw hier“, gab Marvin Johanning am Donnerstagmittag zu Protokoll. Und dass das Ausbleiben der Brummis an der Tankstelle zu Umsatzeinbußen führt, ist keine Überraschung, denn eine Lkw-Tankladung voll lasse gerne mal 1.000 Euro in die Kasse fließen. Neben den Lkw fehlen der Star-Tankstelle auch die Einnahmen durch die „polnischen Lieferwagen“, fügt Johanning hinzu. Dennoch sei das Geschäft werktags noch akzeptabel, während die Wochenenden für Kopfzerbrechen sorgen.

Chefin der McDonald’s Filiale: Julia Koschitzke. Foto: Bliesener - © Nicole Bliesener
Chefin der McDonald’s Filiale: Julia Koschitzke. Foto: Bliesener | © Nicole Bliesener

Für belastbare Vergleichszahlen sei es – auch wegen der Weihnachtsfeiertage – noch zu früh.

Die Betreiber der drei weiteren Tankstellen entlang der ehemaligen Stadtautobahn wollten oder durften sich zur Anfrage der NW nicht äußern und verwiesen auf ihre Zentralen. Und so teilte Niels Wick, Pressereferent der Jet-Tankstellen Deutschland GmbH in Hamburg, knapp mit: „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir uns zu Geschäftszahlen unter anderem aus Wettbewerbsgründen grundsätzlich nicht äußern.“

WERREPARK

Die Auswirkungen der Autobahnfreigabe hätten auch die Geschäftsleute im Werrepark direkt gespürt – allerdings im positiven Sinne. „Die Kunden sind entspannter“ hat Werrepark-Center-Manager Christian Trapmann ausgemacht. „Es gibt keine Staus mehr auf der Mindener Straße und wir sind schneller zu erreichen“, sagt der Center-Manager. Für Vergleiche mit Vormonaten sei es zwar auch aufgrund des Weihnachtsgeschäfts noch zu früh, doch rechnet Trapmann in Zukunft sogar mit Umsatzzuwächsen. Denn für Kunden aus den Nachbarstädten sei das Shopping-Center nun entspannter zu erreichen. „Durchreisende haben bei uns ohnehin selten angehalten, um einzukaufen“, so Trapmann.

STAHLS IMBISS

Ähnlich positiv fällt auch die Bewertung von Jörg Zander aus, der den Imbiss an der Mindener Straße/Steinstraße betreibt. „Wir haben sogar ein Umsatzplus, damit hatten wir überhaupt nicht gerechnet“, sagt Zander. Der Imbiss-Betreiber unterhält eine Facebook-Seite mit mehr als 1.500 Fans aus ganz Deutschland. Und auf dieser Seite hat Zander seinen Kunden den Weg gewiesen. Auch der Weihnachtsmarkt in der Bad Oeynhausener Innenstadt habe bei ihm nicht zu Umsatzeinbußen. „Die Kunden bleiben uns treu.“ Das bessere Geschäft seit der Eröffnung der Nordumgehung führt Jörg Zander auf die entspanntere Parksituation zurück. „Vor der A 30-Eröffnung traute sich kaum jemand, an der Mindener Straße auf dem Seitenstreifen zu halten“, so Zander. Jetzt könnten die Kunden unproblematisch auf dem Streifen stehen und nach dem Genuss der Spezialbratwurst sogar mit Seitenspiegel weiterfahren.

MCDONALDS

Mit Einbußen hatte Julia Koschitzke gerechnet, allerdings nicht mit solch massiven. Die 35-Jährige ist als Franchise-Nehmerin Chefin von sieben McDonald-Filialen, darunter auch der an der Kanalstraße. „Uns fehlen ganz klar die Autobahngäste“, sagt Koschitzke. Aber für eine belastbare Einschätzung gebe es derzeit noch zu viele offene Fragen. Allen voran diese: Wie wird die B 61 entwickelt? Unternehmerisch reagiert hat Koschitzke bereits: „Wir haben Personal in andere Filialen versetzt.“

Bereits gut drei Jahre vor der tatsächlichen Eröffnung der Nordumgehung hatte sich Julia Koschitzke nach einem alternativen Standort umgesehen, aber „nichts Passendes“ gefunden. Trotz der jüngsten Umsatzeinbußen, die sie nach ersten Schätzungen auf 20 Prozent beziffert, will die McDonald’s Managerin aber an dem Löhner Standort festhalten. „Wir setzen auf unsere lokale Kundschaft. Deswegen haben wir im Februar vergangenen Jahres unsere Filiale aufwendig umgebaut und werden im Frühjahr auch die Terrasse modernisieren“, so Koschitzke.

Denn der Standort an der Kanalstraße habe trotz allem ein gutes Umsatzpotenzial. Derzeit sei die Fastfood-Filiale zwar aus Richtung Löhne abgeschnitten, aber die Erreichbarkeit aus Richtung Westen soll bekanntlich ab Sommer wieder hergestellt sein.