„Silver Cuvée“: Oerlinghauser erfüllen sich den Traum vom eigenen Wein

Oerlinghausen. Ein eigener Weinberg in Ostwestfalen? Was zunächst ungewöhnlich klingt, haben sich Jork und Nicole Kettner tatsächlich verwirklicht. Auf einer Fläche von 0,1 Hektar, das sind 1.000 Quadratmeter, wachsen rund 300 Reben – robuste Piwi-Sorten. Piwi? Eine spezielle ostwestfälisch-lippische Rebsorte? Nicht ganz: Piwi-Weine stammen von pilzwiderstandsfähigen Rebsorten, die durch Kreuzungen europäischer Qualitätsrebsorten mit nord- oder südamerikanischen Wildreben gezüchtet wurden. Diese Neuzüchtungen sind resistent gegen Pilzkrankheiten wie Echten und Falschen Mehltau und erfordern dadurch deutlich weniger Pflanzenschutzmittel im Anbau. Piwi-Weine gelten als umweltfreundlich und nachhaltig, da sie den Einsatz chemischer Substanzen reduzieren und somit den Boden schonen. Sie sind und damit ideal für eine Region, die nicht gerade als klassisches Weinanbaugebiet gilt. Vom Pflanzen der Reben bis zur Abfüllung in die Flasche geschieht alles in Eigenarbeit. Heraus kommt ein Weißwein-Cuvée aus vier Rebsorten – trocken, süffig und angenehm mild, wie die Kettners es selbst beschreiben. Projekt getrieben von Freundschaft und Inspiration Die Leidenschaft für den Weinbau begann für Jork Kettner fernab der Heimat. Als Bauleiter arbeitete er 2019/20 an der Hochmoselquerung, die die Eifel mit dem Hunsrück verbindet. Sie ist mit einer Höhe von 158 Metern die zweithöchste Brücke Deutschlands. Ihre Gesamtlänge beträgt 1,7 Kilometer. Eine Unterkunft fand Kettner auf dem Weingut der Familie Schwaab. Was als praktische Lösung begann, wurde schnell zur Freundschaft – und zur Inspiration. Die Brüder Edgar und Christoph Schwaab ließen Jork Kettner bei Anbau, Ernte und Weinherstellung über die Schulter schauen. Fasziniert von der Arbeit im Weinberg und der Weinherstellung reifte in Kettner der Wunsch, selbst Reben zu pflanzen. &bdquo;Kann das in Ostwestfalen überhaupt funktionieren?“, fragte er Edgar Schwaab. Dessen Antwort war eindeutig: Ja – und er bot sofort seine Unterstützung an. Im Überblick: Die schönsten Weinmärkte und -feste in OWL Silver Cuvée So reiste Schwaabs Sohn David, damals noch in der Winzerausbildung, mit einem Freund nach Oerlinghausen. Gemeinsam mit den Kettners, Nachbarn und Freunden entstand der kleine Weingarten, der bald den Namen &bdquo;Silver Cuvée“ tragen sollte. Natürlich brauchte es mehr als Reben. Im Elternhaus von Nicole Kettner richteten sie einen eigenen Weinkeller ein – mit Presse, Edelstahltanks und Filtern. Drei Jahre nach der Pflanzung war es dann so weit: Die erste Lese brachte rund 70 Liter ein. &bdquo;Wir waren unglaublich stolz“, erinnert sich Nicole Kettner. Freunde, Nachbarn und Familie durften den ersten Wein probieren – und waren begeistert. Auch die erfahrene Winzerfamilie Schwaab zeigte sich überrascht, wie gelungen der erste Jahrgang des Hobby-Weinguts schmeckte. Qualität verbessern – Hobbywinzer richten den Blick nach vorn Inzwischen stehen die Kettners vor ihrer zweiten Ernte. Die Reben sind kräftiger geworden, die Ausbeute dürfte steigen. Doch Menge ist für sie nicht alles: &bdquo;Dieses Jahr möchten wir die Qualität noch einmal verbessern“, sagen die beiden. Alles ist vorbereitet, die Erntehelfer aus dem Freundes- und Familienkreis stehen bereit. Ein Stück Mosel-Flair in Ostwestfalen – mit Leidenschaft, Handarbeit und einer guten Portion Pioniergeist ist es Nicole und Jork Kettner gelungen, aus einer ungewöhnlichen Idee eine Herzensangelegenheit zu machen. Ihr &bdquo;Silver Cuvée“ ist mehr als nur ein Wein – er ist der Beweis, dass sich Träume auch im eigenen Garten verwirklichen lassen.

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