Prozess in Detmold: Kanzlei-Mitarbeiterin verstärkt ihre Verteidigung

Detmold. Es wird wieder eng auf der Anklagebank. An Prozesstag 17 umringen gleich drei Verteidiger die wegen Betrugs und Untreue angeklagte Kanzlei-Mitarbeiterin, die dort ursprünglich gemeinsam mit ihrer ehemaligen Chefin gesessen hatte. Anders als die in den Fokus der Ermittler gerückte Anwältin aus Detmold sieht sich die 32-Jährige deutlich weniger Vorwürfen ausgesetzt. Ihr Prozess zieht sich dennoch ebenfalls seit November hin. Weil die Verfahren getrennt werden mussten, um Fristen einzuhalten, bleibt der Großen Wirtschaftsstrafkammer unter der Vorsitzenden Richterin Katharina Schikowski keine andere Wahl, als das Beweisprogramm doppelt abzuarbeiten. Am Mittwoch sagen daher wieder nur Zeuginnen und Zeugen aus, die der Kammer durch den parallel laufenden Prozess bereits bekannt sind. Diesmal geht es auch um Aspekte, die schon länger keine Rolle mehr gespielt hatten. Der Vorwurf, einer zwischenzeitlich betreuten Seniorin ihre Wohnung zu einem viel zu geringen Preis abgenommen zu haben, ist nämlich nicht der einzige. Die Staatsanwaltschaft Detmold wirft der 32-Jährigen auch vor, über die Pflegekasse etwa 7.000 Euro für einen Minijob kassiert zu haben, für den sie nichts getan habe. Demnach soll die damalige Kanzlei-Mitarbeiterin Besuche bei einem von ihrer Chefin betreuten Senior zwar abgerechnet, aber gar nicht durchgeführt haben. Ex-Mitangeklagter sagt aus Dazu sagt die Leiterin eines Lemgoer Altenheims aus. Die Zeugin kann sich nicht daran erinnern, dass die Angeklagte den betroffenen Bewohner zwischen Ende 2021 und Anfang 2022 überhaupt einmal besucht hätte. &bdquo;Natürlich kriegen wir das mit“, sagt die Zeugin. &bdquo;Ich kenne die Frau nicht.“ Hätte es regelmäßige Besuche gegeben, wäre das zudem in der Dokumentation vermerkt worden, erklärt die Heimleitung. Während der Pandemie habe es außerdem strenge Corona-Testvorschriften – selbst für Geimpfte – gegeben, die ebenfalls in einer Liste auftauchten. Lesen Sie auch: Mieten steigen: So viel zahlen Herforder im Schnitt mehr für ihre Wohnung Kaum 24 Stunden nach seiner letzten Aussage sitzt auch wieder der ehemals mitangeklagte Immobilienmakler als Zeuge im Saal. Sein Verfahren stellte das Gericht endgültig ein, nachdem der 70-Jährige die geforderte Geldauflage von 5.000 Euro bezahlt hatte. Der Makler hatte im Auftrag der Anwältin einen ersten Wert der viel diskutierten Eigentumswohnung ermittelt – mit 87.000 Euro soll der deutlich zu gering sein. Ein vom Gericht beauftragter Gutachter schätzt den Wert auf 130.000 Euro. Im Kern wiederholt der Makler seine Aussage vom Vortag und stellt klar, dass dieser vorläufig ermittelte Wert anhand einer rudimentären Datenlage niemals als Verkaufsgrundlage hätte dienen dürfen. Er sei ohne weiterführende Informationen und ein einordnendes Gespräch nichts wert gewesen. Der Zeuge habe zudem erwartet, dass sich im nächsten Schritt ein Familien- oder Nachlassgericht eingeschaltet hätte. &bdquo;Ich habe aber nie wieder etwas gehört.“ Preis der Wohnung sei nicht unrealistisch Der 70-Jährige ist sich aber nun sicher, die Umstände rund um die Wertermittlung mit der ebenfalls angeklagten Anwältin besprochen zu haben. Mit der Kanzlei-Mitarbeiterin habe er dagegen nichts zu tun gehabt. Die hatte der Seniorin die Wohnung letztendlich für 82.5000 Euro abgekauft. Vor Gericht geht der Makler weiterhin davon aus, dass etwa 26.000 Euro notwendige Renovierungskosten in das Objekt hätten fließen müssen. Die Mängel hatte er damals entsprechend abgezogen. &bdquo;Die Wohnung war weder bewohnbar noch vermietbar“, sagt der Zeuge auf Nachfrage von Verteidiger Hans Peter Gunkel. Die Verteidiger wollen weiterhin nachweisen, dass der von der Mandantin gezahlte Preis für die Wohnung gar nicht so unrealistisch gewesen sei. Zwei Gutachter, die zu deutlich höheren Werten gekommen sind, hätten das Objekt unrenoviert, schließlich nicht besichtigt. Ursprünglich hatte der von der Staatsanwaltschaft ermittelte Wert bei 180.000 Euro gelegen. Der Prozess geht am 3. Juli weiter. Auch interessant: Immer mehr Tiny Houses in OWL: Wo sie stehen und für wen sie sich lohnen

Meistgelesen