Oerlinghausen. Das war ein Klassentreffen der Superlative. Der wohl stärkste Jahrgang, der je das Niklas-Luhmann-Gymnasium (damals Städtisches Gymnasium) verlassen hat, feierte sein 40-jähriges Wiedersehen. Um die 90 Ehemalige waren zur großen Party in den Berggasthof „Tönsblick“ gekommen, die Stefan Brinkmann, selbst ehemaliges Klassenmitglied, mit einigen humorvollen und herzlichen Worten eröffnete. Bereits zuvor hatten zahlreiche Ehemalige die Gelegenheit genutzt, um unter fachkundiger Leitung von Alfons Haselhorst, Studiendirektor und Musikpädagoge des heutigen Gymnasiums, einen Rundgang durch die Schulräume zu unternehmen und auch, um einen Blick in die „digitale Zukunft der Schule“ (Stefan Brinkmann) zu werfen.
154 Abiturienten verließen im Jahre 1985 das Gymnasium. Die „Babyboomer“ nennt man heute die geburtenstarken Jahrgänge, deren Höhepunkt das Geburtsjahr 1964 bildete. Und mit einigen unterhaltsamen Worten begrüßte auch ihr ehemaliger Jahrgangsstufenleiter Karl Friedrich (Fritz) Haeger (88) die Babyboomer zur XXL-Wiedersehensfeier. „40 Jahre – das klingt erst einmal nach einer langen Zeit. Und das ist es auch“, sagte er. „1985 war die Welt noch analog, Telefone hatten Schnüre, und in der Schule wurden Folien auf den Overhead-Projektor aufgelegt. Es gab keine PowerPoint-Präsentationen mit dem Beamer oder interaktives, kreideloses Whiteboard, geschweige denn Tablets.“
Die einen mit Pausenbrot, die anderen mit Zigarette
Es fühle sich manchmal so an, als hätte man gestern noch auf dem Schulhof in Oerlinghausen gestanden, erinnerte Fritz Haeger an die gemeinsame Schulzeit. „Die einen mit dem Pausenbrot, andere vielleicht mit der heimlichen Zigarette.“ Besonders bedankte er sich beim Festkomitee des Abends, Stefan Brinkmann, Heidi John, Kornelia Koch, Birgit Kran, Axel Schütte, Kathrin Wernicke und Heike Zimmer. Und mit einem Augenzwinkern erklärte der ehemalige Studiendirektor: „Sie, das Organisationsteam, haben wiederum unser Treffen zu einem Meisterwerk des Wiedersehens gestaltet. Mögen weitere Jahrgangstreffen folgen. Damals, für Sie noch als Schülerinnen und Schüler, waren Klassenfahrten das Salz in der Suppe der Schulzeit; jetzt halten Jahrgangstreffen den Geschmack lebendig. In diesem Sinne zum Wohl – auf uns, auf die Vergangenheit, auf die Gegenwart und auf das, was noch kommt. Bleiben Sie zuversichtlich.“
Als ehemalige Lehrer waren übrigens Elisabeth Lesniak und Ulrich Kuczmera beim Klassentreffen dabei. Ein Blick in die Vergangenheit dieser großen Jahrgangsstufe zeigt die erheblichen organisatorischen Aufwendungen der damaligen Zeit, die Schulleiter Friedrich Mahlmann und sein Stellvertreter Friedrich Hönecke seinerzeit zu bewältigen hatten.
Bei der Einschulung der 1964er-Jahrgangsstufe ins Gymnasium hatten 222 Schüler in sieben Parallelklassen begonnen. Das habe stundenplantechnisch und bei der Einteilung der Grund- und Leistungskurse erhebliche organisatorische Probleme bereitet, hieß es in damaligen Reden. Durch die hohe Schülerzahl seien vier Leistungskurse in Mathematik und zwei in Physik zustande gekommen.
Als dann zur Abiturfeier im Jahre 1985 mehr als 150 Schüler verabschiedet wurden, sorgten sich Eltern und Lehrer, ob die Abiturienten auch einen Arbeitsplatz finden würden. In seiner Verabschiedungsrede ging auch der damalige Oerlinghauser Bürgermeister Horst Steinkühler auf die sogenannte Akademikerarbeitslosigkeit ein. Und er riet ihnen mit „Intelligenz und Kreativität“ an der Lösung der „gesellschaftlichen, politischen und technischen Probleme“ mitzuwirken.
Die große Wiedersehensparty nach 40 Jahren jedenfalls zeige ein vielfältiges Bild von Lebenswegen und Karrieren, sagte Stefan Brinkmann. Der am weitesten angereiste Teilnehmer übrigens sei aus Rom gekommen, wo er im Bereich der UNO an landwirtschaftlichen Projekten arbeite. Und wenn die Planungen für die nächsten Klassentreffen sich erfüllten, so würde man sich nach fünf Jahren, also 2030, wieder einmal treffen.