Weshalb in einem Detmolder Hinterhof die erste Trauerbank Lippes entsteht

Detmold. Mittendrin und trotzdem ganz intim. So lässt sich der kleine Park an der alten Synagoge hinter dem Café Cup in Detmolds Kernstadt vielleicht am ehesten beschreiben. Der Ort scheint wie geschaffen dafür zu sein, persönliche Momente zu teilen. Umringt von grünen Büschen abseits der Fußgängerzone soll hier daher Lippes erste Trauerbank entstehen. Der ambulante Hospiz- und Palliativberatungsdienst Lippe will das Projekt ab Mai umsetzen. Für die Idee hat Ute Kiel, Koordinatorin in Bad Salzuflen, all ihre 25 ehrenamtlichen Trauerbegleiterinnen begeistern können. Bis zum ersten Saisonabschluss im September sei die Trauerbank schon vollständig mit Freiwilligen besetzt. &bdquo;Uns geht es darum, Menschen im Alltag anzusprechen und das Thema Trauer in die Stadt zu holen“, sagt Kiel. Andere Städte, wie beispielsweise Gütersloh, hätten bereits ein derartiges Angebot im öffentlichen Raum geschaffen. Das Konzept laufe gut. Detmold als Pilotprojekt Im Kreis Lippe soll nun der Standort Detmold den Anfang machen. Es sei gar nicht so leicht gewesen, einen geeigneten Ort zu finden - der zeitgleich zentral liegt und trotzdem eine geschützte Atmosphäre bietet. Der kleine hinter dem Café Cup gelegene Park an der alten Synagoge sei daher perfekt. &bdquo;Es geht ja auch um die Sicherheit der Ehrenamtlichen“, sagt Ute Kiel. Zu weit außerhalb, wie beispielsweise in dem am Rande der Innenstadt gelegenen Palaisgarten, wäre das Konzept nicht aufgegangen. Nun sollen zwei Hinweisschilder Passanten in der Fußgängerzone auf die neue Trauerbank aufmerksam machen. Ab dem 7. Mai wird hier bei gutem Wetter jeden Mittwoch eine der ehrenamtlichen Trauerbegleiterinnen von 15.30 Uhr bis 17 Uhr auf der Parkbank sitzen und sich als Gesprächspartnerin anbieten. Dafür hat der Verein extra passende Sitzkissen kreiert, die im Cup zwischenzeitlich lagern können. Die Trauerbank richtet sich an Menschen jeden Alters. Viele Trauernde hätten oftmals das Problem, sagt Ute Kiel, dass sie Kontakt suchen und ihre Gefühle aus verschiedenen Gründen nicht uneingeschränkt teilen könnten. Das Projekt sei daher auch gleichzeitig eines gegen die Einsamkeit. Egal, ob diese real ist oder als solche empfunden wird. &bdquo;Es geht vielen so, dass sie nicht immer ihre Familie belasten wollen“, erklärt Heike Strothmann, die bald als einer der Ehrenamtlichen auf der Bank sitzen wird. Trauerarbeit als Erfüllung Die 63-Jährige war selbst vor einigen Jahren als Betroffene regelmäßig im Trauercafé. Sie weiß aus eigener Erfahrung, wie sehr ihr der Kontakt mit anderen trauernden Personen genau wie die Gespräche mit den Trauerbegleiterinnen gutgetan haben. &bdquo;Genau das wollte ich auch zurückgeben.“ Vor drei Jahren hat sich Heike Strothmann daher wie die anderen Ehrenamtlichen fortbilden lassen. Die Menschen, die dort auf der Bank sitzen werden, sind daher entsprechend für das Gespräch mit Trauernden geschult. Wie solche Begegnungen ablaufen könnten, lässt sich im Vorfeld dennoch schwer abschätzen. &bdquo;Wir wollen in erster Linie zuhören und den Menschen die Möglichkeit geben, ihre Geschichte zu teilen“, sagt Ute Kiel. Den Anfang macht Trauerbegleiterin Susanne Koch-Hennig. Die 66-Jährige engagiert sich schon seit etwa 20 Jahren ehrenamtlich in der Trauerarbeit, hat in diesem Bereich früher beruflich gearbeitet. &bdquo;Eigentlich wollte ich mit dem Renteneintritt etwas anderes machen“, sagt Koch-Hennig. &bdquo;Ich habe aber gemerkt, dass mein Herz daran hängt.“ Zu sehen, wie der Kontakt mit anderen Trauernden Menschen weiterbringe und in Gesprächen mitzuerleben, wie Betroffene Fortschritte machten, sei etwas sehr Erfüllendes. Ziel sei es daher auch, die Menschen auf der Trauerbank über die anderen Angebote der Hospizarbeit in Lippe aufzuklären und ihnen andere Möglichkeiten aufzuzeigen, um mit der Trauer umzugehen. Vier Trauercafés biete der Verein inzwischen in Lippe an, dazu kämen am Wochenende geführte Wanderungen, die ebenfalls ein wichtiger Bestandteil der Trauerarbeit seien. &bdquo;Wir wollen Menschen zusammenbringen, das ist uns ganz wichtig“, sagt Koordinatorin Ute Kiel. Den Anfang dafür könnte ein erstes Gespräch auf der neuen Trauerbank machen. Bisher gebe es solch ein vergleichbares Angebot nur vereinzelt auf Friedhöfen nach Gottesdiensten. Menschen, die trauern, seien aber überall zu finden. Man müsse sie nur erreichen. Die Trauerbank ist ab Mittwoch, 7. Mai, wöchentlich bei gutem Wetter von 15.30 bis 17 Uhr besetzt. Zu finden ist sie im kleinen Park an der alten Synagoge zwischen der Langen- und Exterstraße. Die Saison endet im September.

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