Angriff auf Kühnert: Weshalb die Detmolder Eierwerferin seit Kurzem im Gefängnis sitzt

Detmold. Was, wenn die Frau ein Messer gezückt und nicht bloß ein Ei geworfen hätte? Ein Gedanke, der auf den Magen schlägt. Erstmals hat Kevin Kühnert, ehemaliger SPD-Generalsekretär, mit dem &bdquo;Zeit-Magazin“ über seinen Rücktritt aus der Spitzenpolitik gesprochen. Er begründet den Schritt, der im vergangenen Herbst viele überrascht hatte, unter anderem mit der Sorge um seine Sicherheit. Dabei spielt auch ein Vorfall in Detmold eine Rolle. Doch was wurde aus der Frau, die im April 2022 während einer Wahlkampftour an der Ameide in Detmold auf Kühnert losging, nach ihm schlug und zufällig von pensionierten Polizeibeamten überwältigt wurde? Die inzwischen 31-Jährige ist für die Detmolder Justiz kein unbeschriebenes Blatt. Im Gegenteil. Der Eierwurf auf den Spitzenpolitiker scheint nur die Spitze des Eisbergs zu sein, darunter erstreckt sich ein ganzes Meer aus Straftaten. Es geht um Körperverletzungen, gefährliche Eingriffe in den Straßenverkehr und den Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte. Seit Ende März sitzt die Detmolderin daher im Gefängnis eine mehrjährige Haftstrafe ab. Ihre Geschichte ist zermürbend – und gleichermaßen skurril. Als der Eierwurf auf Kühnert im Dezember 2022 zusammen mit zwei weiteren Vorfällen vor dem Amtsgericht Detmold verhandelt werden sollte, stürmte die Angeklagte einfach aus dem Saal. Insgesamt 2.600 Euro hätte die Detmolderin daraufhin bezahlen sollen, 120 Tagessätze à 20 Euro, so sah es der in ihrer Abwesenheit erlassene Strafbefehl vor. Weil sich die Frau dagegen bis zum Schluss sperrte, blieb nur noch das Mittel, sie eine Ersatzfreiheitsstrafe verbüßen zu lassen. Eierwerferin geht mit Baseballschläger auf Polizei los Auch das gestaltete sich als schwierig. Als die Polizei die Frau abholen wollte, widersetzte sie sich und ging auf die Beamten los. &bdquo;Sie bedrohte die Polizeibeamten in ihrer Wohnung mit einem Baseballschläger“, erklärt Amtsgerichtsdirektor Michael Wölfinger. Danach ging es wohl in Haft. Nach Angaben von Staatsanwalt Alexander Görlitz ist die Geldstrafe inzwischen abgegolten. 115 Tage habe die Detmolderin für die Geldstrafe rund um den Eierwurf und einen versuchten Angriff auf eine Supermarktkundin im Gefängnis abgesessen, 15 Tagessätze – also 300 Euro – soll die Frau bezahlt haben. Der Angriff auf den Spitzenpolitiker blieb also kein Ausreißer. &bdquo;Der Eierwurf ist eher als Puzzlestück zu sehen“, erklärt Michael Wölfinger. Kühnert sei nicht die einzige Person gewesen, gegen den sich der Frust der in der Querdenkerszene verorteten Frau gerichtet hatte. Lesen Sie auch: Was ein Vorfall in Detmold mit Kühnerts Rücktritt aus der Politik zu tun hat 31-Jährige sitzt Freiheitsstrafe ab Seit Kurzem sitzt die 31-Jährige daher eine dreijährige Freiheitsstrafe ab. Im November hatte das Amtsgericht Detmold die Detmolderin wegen acht weiterer Straftaten verurteilt – dazu zählte auch die Situation, bei der sie die Polizeibeamten mit einem Baseballschläger bedrohte. Bei einem weiteren Vorfall fuhr die Frau dem Urteil nach einem anderen Autofahrer absichtlich hinten auf, weil sie sich über ihn geärgert haben soll. Ihr Ärger über eine weitere, lange zurückliegende Situation soll auch der Grund gewesen sein, weshalb die Detmolderin im Jahr 2024 bei Bekannten vor der Haustür stand, klingelte und auf eine dort lebende Person einschlug. Im Februar 2023 ging die Frau darüber hinaus bei einem Verhandlungstermin auf eine Zeugin vor der Tür los. Nach Angaben des Amtsgerichts hatte sich die Detmolderin nicht von einem psychiatrischen Sachverständigen begutachten lassen, weshalb der Sachverständige zu ihrer Schuldfähigkeit in der Hauptverhandlung keine Aussage treffen konnte. Deshalb wurde sie letztendlich wie eine normale Straftäterin behandelt, obwohl es durchaus Auffälligkeiten in ihrem Verhalten gibt. Angriffe auf Politiker: Bielefelder Forscher warnt vor Strafverschärfungen Detmolderin muss drei Jahre Haft absitzen Ihre Berufung gegen das jüngste Urteil zog die Detmolderin nun letztendlich bei einem kurzen Termin Mitte März 2025 zurück, erklärt Landgerichtssprecher Wolfram Wormuth. &bdquo;Das tat die Angeklagte, nachdem die Staatsanwaltschaft aufgezählt hatte, welche bisher vorläufig eingestellten Verfahren in dem Fall wieder aufgenommen werden würden.“ Die Liste sei wohl dementsprechend lang gewesen. Vor Gericht soll die Detmolderin gesagt haben, sie würde zwar zurückziehen, aber im Widerstand bleiben. Inzwischen sitzt die Frau daher ihre Strafe ganz regulär ab, das Urteil ist seit dem 18. März rechtskräftig. Laut Wolfram Wormuth musste die Detmolderin allerdings schon von der JVA Bielefeld ins Rheinland wechseln, weil die Frau im Gefängnis randaliert haben soll. Ob die Verurteilte wirklich in den normalen Strafvollzug gehört, scheint daher fraglich zu sein. &bdquo;Das ist sicherlich ein Grenzfall“, sagt Wormuth. Ihr ebenfalls psychisch auffälliger Bruder ist gerade erst vor dem Landgericht Detmold in einem Sicherungsverfahren dauerhaft in die Psychiatrie eingewiesen worden, weil ihn die Kammer für allgemeingefährlich hält. Der Gutachter hatte ihm eine paranoide Psychose aus dem schizophrenen Formenkreis attestiert. Auch er wurde diverse Male straffällig – und griff aus dem Nichts Menschen an.

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