Neue Betrugsmasche: Falscher „Elon Musk“ verspricht Bad Salzufler einen Tesla

Bad Salzuflen. &bdquo;Hi, I’m Elon Musk.“ Walter K. (Name geändert) blickt ungläubig auf sein Handy und in das aus unzähligen Nachrichten bekannte Gesicht. Der vermeintliche &bdquo;Musk“ meldet sich per Video-Telefonat bei dem 82-jährigen Salzufler, lobt auf Englisch dessen Talent und will ihn mit einem Tesla beschenken. Am Ende dieser Story steht jedoch kein teurer Elektro-Schlitten vor dem Zuhause von Walter K. Im Gegenteil: Der Senior ist um 2.700 Euro ärmer. &bdquo;Und es hätte noch schlimmer kommen können“, sagt Thomas Konrad. Der 44-Jährige ist Kriminalhauptkommissar bei der lippischen Kripo. Dieses Mal waren es keine falschen Polizisten, die wegen Einbrüchen in der Nachbarschaft angeblich Wertsachen in Sicherheit bringen wollen oder am anderen Ende der Telefonleitung weinende &bdquo;Enkelkinder“, die nach einem Unfall nur gegen Kaution wieder auf freien Fuß kommen. Dieses Mal ist es die KI, Künstliche Intelligenz, die sich Betrüger zu eigen machen. In dem Fall wurde ein künstlich animierter &bdquo;Elon Musk“ eingesetzt. &bdquo;Es ist unfassbar, was damit bereits jetzt alles möglich ist. Und wir stehen ja gerade erst am Anfang.“ Konrad macht sich große Sorgen, welche Möglichkeiten die im Galopp fortschreitende Technik Betrügern gibt. Auf Deepfake-Video folgen unzählige Whatsapp-Nachrichten Im Fall des Salzufler Seniors folgte nach dem &bdquo;Kontakt“ mit dem vermeintlichen Elon Musk, das ein sogenanntes &bdquo;Deepfake“-Video (künstlich erstelltes Video) war, ein Bombardement von Whatsapp-Nachrichten. &bdquo;Das ist typisch für diese Masche. Die Betrüger, wenn sie einmal Lunte bei jemandem riechen, überziehen ihr Opfer mit einem Info-Overkill – mit Nachrichten, mit Telefonaten. Mit der Folge, dass die Opfer nicht mehr dazu kommen, klar zu denken beziehungsweise ihr Tun zu reflektieren“, sagt Konrad. Zunächst ging es in den Kontakten nicht um Geld, wie Walter K. später der Kripo berichten wird. Nach ein paar Tagen hieß es jedoch, der Tesla hänge im Zoll fest. Um ihn auszulösen, müsse der neue Besitzer Geld zahlen. In drei Chargen kostete dies den Salzufler Senior 2.700 Euro. Und zwar nicht per Überweisung auf ein Konto, sondern durch den Kauf von Gutscheinen eines amerikanischen Technik-Giganten. Die Gutscheine im Wert von jeweils 100 Euro erstand der Salzufler in einem Discounter. &bdquo;Anschließend gab er die alphanumerischen Codes der Gutscheine per Whatsapp durch“, berichtet Konrad. Diese Methode mache es jetzt extrem schwer, die Betrüger zu ermitteln. &bdquo;Wir haben in Deutschland keine Vorratsdatenspeicherung, und solche Telefon-Daten werden meist nach wenigen Tagen komplett wieder gelöscht. Dann hat man keine Chance auf Rückverfolgung mehr.“ Bad Salzufler glaubt nicht an einen Betrug Durch einen anonymen Hinweis konnte die Kripo Lippe möglicherweise weiteren Schaden verhindern. Konrad und ein Kollege wurden bei dem Senior persönlich vorstellig und redeten ihm ins Gewissen. &bdquo;Er hat uns zunächst nicht geglaubt, einem Betrug aufgesessen zu sein. Erst nach eineinhalb Stunden intensiven Gesprächen hat er es eingesehen“, berichtet Konrad. So konnte er einen weiteren Kauf von Gutscheinen im Wert von 800 Euro noch durch einen Anruf &bdquo;rückabwickeln“. &bdquo;Da war die Discounter-Seite sehr kulant“, lobt Konrad. Zuvor hatte Walter K. mit der Betrüger-Seite bereits einen Termin und einen Ort für die Übergabe des Tesla in Bad Salzuflen verabredet. Kriminalhauptkommissar Konrad hält es indes für völlig unrealistisch, dass es in dem Fall jemals zu einer persönlichen Begegnung geschweige denn zur Übergabe eines mindestens 42.000 Euro teuren E-Autos gekommen wäre: &bdquo;Nach der ersten Kontaktaufnahme mit dem Geschädigten war relativ schnell klar, dass es zu keiner Übergabe kommen wird, da diese Form des Betruges grundsätzlich online stattfindet. Diese Vermutung erhärtete sich vor allem durch den Umstand, dass der Geschädigte weiter online mit Guthaben zahlen sollte.“ Mehr zum Thema: Schockanrufe in NRW: Setzen die Täter jetzt auf Künstliche Intelligenz? Kriminalkommissar gibt Tipps zum Schutz vor Betrug Und weiter: &bdquo;Wir haben es hier mit absoluten Profis zu tun, die alle Register der Manipulation ziehen können. Mir tun ihre Opfer absolut leid. Wir alle müssen sehr, sehr wachsam sein und auch auf unsere Mitmenschen achten“, sagt der Kriminalhauptkommissar. Konrad appelliert daran, keine persönlichen Informationen am Telefon preiszugeben und selbst bei einem leisen Verdacht sofort die Polizei einzubinden. Alle Alarmglocken sollten schrillen, wenn plötzlich Geld gefordert werde. Auch helfe stets der gesunde Menschenverstand und der Spruch von Konrads Oma: &bdquo;Niemand schenkt Dir einfach etwas.“ Allerdings nehmen Konrad und seine Kripo-Kollegen wahr, dass immer mehr Zeitgenossen dem Internet und Sozialen Medien geradezu hörig sind. &bdquo;Viele Leute glauben blind, was da steht oder erzählt wird. Dabei kontrolliert kaum jemand die Inhalte.“ Weitere Informationen zu Betrugsmaschen finden sich laut Konrad auf der Homepage des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (www.bsi.bund.de) und bei der Polizei (www.polizei-beratung.de).

Meistgelesen