Ampel-Hermann, Mini-Parks, Miet-Zuschüsse: So will Detmold seine Innenstadt beleben

Detmold. Die Innenstadt von Detmold befindet sich im Wandel. Die Stadtverwaltung plante und plant viele neue Vorhaben, um Leerstände zu verringern, die Aufenthaltsqualität zu steigern und den historischen Stadtkern zukunftsfähig zu gestalten. Ein Blick auf die geplanten Veränderungen zeigt: Es geht um weit mehr als bloße Schönheitskorrekturen. In einem Gespräch mit der &bdquo;Lippischen Landes-Zeitung“ haben die Verantwortlichen einen aktuellen Überblick darüber gegeben, was sich in der Stadt alles so tut. Neue Impulse für den Detmolder Altstadtkern Sechs Ladenlokale in der Innenstadt stehen derzeit leer. Während drei von ihnen nicht förderfähig sind, könnten die übrigen drei bald über das Programm &bdquo;In Zukunft Innenstadt“ finanziell gefördert werden. Für Bürgermeister Frank Hilker ist klar: Wo der Markt versagt, muss die Kommune aktiv werden. Das &bdquo;Detmolder Modell“, das 2020 eingeführt wurde und Mietzuschüsse für neue Gewerbeansiedlungen vorsieht, hat laut Hilker in Nordrhein-Westfalen Vorbildcharakter. Doch es gibt einen Haken: Jede Immobilie kann nur einmal gefördert werden. Für den Detmolder Bürgermeister widerspricht das dem Grundgedanken, fortlaufend Raum für kreative Konzepte im Handel und in der Gastronomie zu schaffen. Die Zahlen zeigen dennoch, dass das Modell Wirkung zeigt: 57 Neuansiedlungen wurden in Detmold seit 2020 unterstützt. Inzwischen, sagt &bdquo;In Zukunft Innenstadt“-Koordinatorin Ann-Christin Lüersen, seien viele Immobilieneigentümer so überzeugt vom Programm, dass sie sich bei Leerstand von sich aus bei der Stadt melden. Ein Fortschritt – aber längst kein Grund, die Hände in den Schoß zu legen. Mehr Grün, mehr Bänke für die Detmolder City Die Aufenthaltsqualität prägt maßgeblich den Erfolg einer Innenstadt. Detmold hat hier nachgelegt: Bäume, Bänke und Blumentöpfe beleben mittlerweile das Stadtbild. Hilker spricht vom &bdquo;Wohnzimmer Detmolds“ – ein Ort, der gepflegt werden muss, weil er für viele Besucher den ersten Eindruck der Stadt formt. Die Anstrengungen, so der Bürgermeister, zeigten Wirkung: Detmold hat sich in der Region einen Namen gemacht – nicht zuletzt durch eine erwähnenswerte gastronomische Szene, die laut der Fachzeitschrift &bdquo;Der Feinschmecker“ mit dem &bdquo;Porte Neuf“ und &bdquo;Jan’s Restaurant“ im Detmolder Hof zwei Spitzenadressen in OWL beherbergt. Detmold trifft in dieser Hinsicht genau den Nerv der Zeit. Restaurants, Cafés und Bars gewinnen laut einer aktuellen Studie des Marktforschungsinstituts IFH Köln immer mehr an Bedeutung. Demnach besuchen 40 Prozent der Passanten die Innenstädte vor allem wegen der gastronomischen Angebote. Der Anteil ist deutlich gestiegen, 2022 lag er noch bei 35 Prozent, 2020 bei 26 Prozent. Aktuell hat das Innenstadtmanagement viele Anfragen für gastronomische Nutzungen. Meist scheitern die Ansiedlungen jedoch daran, dass Immobilieneigentümer einen oftmals nötigen Umbau scheuen. Neue Toilettenanlage im Rosental in Detmold Dass auch Details entscheidend sind, zeigt ein weiteres Projekt: Im Rosental soll eine neue Toilettenanlage entstehen. Finanziert wird sie durch verfallene Guthaben abgelaufener Stadtgutscheine – ein fünfstelliger Betrag. Die Stadtgutscheine haben bislang einen Umsatz von 1,75 Millionen Euro generiert. Die Ausschreibung für den Bau ist in Vorbereitung, und für die Stadtverwaltung steht fest: Wer eine lebendige Innenstadt will, darf die kleinen, aber unverzichtbaren Bedürfnisse der Besucher nicht übersehen. Ungenutzte Obergeschosse in Detmold werden Wohnraum Auch in Sachen Innenstadt-Wohnraum schlägt Detmold, in Zusammenarbeit mit der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe, einen neuen Weg ein: Mit dem Projekt &bdquo;Urban Pulse“ sollen ungenutzte Obergeschosse in der Fußgängerzone in Wohnraum umgewandelt werden. Die Stadt will Eigentümer beraten, ihnen wirtschaftliche Perspektiven aufzeigen und bei der Finanzierung für Ausbauten unterstützen, um ungenutzte Flächen nutzbar zu machen. Doch es geht nicht nur um neuen Wohnraum: Auch die energetische Sanierung historischer Gebäude steht im Mittelpunkt. Eine Solardach-Initiative, entwickelt in enger Abstimmung mit dem Denkmalschutz, könnte zu einem weiteren Projekt werden. Für &bdquo;Urban Pulse“ wurde bei der Stadtverwaltung eine neue Vollzeitstelle geschaffen, die spätestens im Mai besetzt werden soll. Vier Jahre gibt sich die Stadt für dieses ambitionierte Vorhaben – ein Signal, dass man es ernst meint mit der Weiterentwicklung des historischen Stadtkerns. Hermann als Symbolfigur – auch an Detmolder Ampeln Apropos Signal: Tradition und Moderne verbinden – das versucht die Stadt mit einem ungewöhnlichen Projekt. Zum 150. Geburtstag des Hermannsdenkmals in diesem Jahr sollen Fußgängerampeln in der Innenstadt mit den Symbolfiguren Hermann und Thusnelda ausgestattet werden. Was in Hiddesen im Jahr 2020 bereits umgesetzt wurde, soll nun auch das Stadtzentrum bereichern. Noch fehlt die Finanzierung, doch die Werbegemeinschaft &bdquo;Die Händler“ sucht bereits nach Sponsoren. Es wäre ein charmantes Detail, das Geschichte sichtbar macht – im besten Sinne alltagstauglich. Kleine Parks mit großer Wirkung in Detmold Und dann ist da noch die Idee der Pocket-Parks. Auf dem Gelände der ehemaligen Gärtnerei Töberich, nahe dem Hasselter Platz und hinter dem Café Outback, könnte ein erster kleiner Park entstehen – ein Rückzugsort mitten in der Stadt. Die Beratungen darüber sollen in diesem Jahr beginnen. Für die Verantwortlichen steht fest: Die Innenstadt muss mehr sein als ein Ort des Konsums. Sie soll ein Raum werden, in dem Menschen gerne verweilen – auch ohne Einkaufszettel in der Tasche.

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