Ein Familiengericht erkennt das Leid des Kindes

Oerlinghausen. Im Sommer hat Elke D. gedacht, dass sie den, so sagt sie, &bdquo;Repressalien des Jugendamtes des Kreises Lippe“ entkommen ist. Mit ihrem Kind ist sie umgezogen. Und auch wenn sie jetzt nicht mehr im Kreis Lippe wohnt, wird die Neue Westfälische weiter über ihr und ihres Kindes Schicksal berichten. Denn ihr Martyrium dauert weiter an. Der erste Bericht in der NW erschien am 20. November 2021. Seitdem begleitet diese Zeitung publizistisch den Kampf von Elke D. gegen das Jugendamt des Kreises Lippe, gegen das Familiengericht Detmold, dass ihr das Kind wegnehmen wollte, gegen das Oberlandesgericht (OLG) Hamm und gegen ständig wiederholte unwahre Anschuldigungen, wie die NW nachweisen konnte. Die neueste Entwicklung ist eine einstweilige Anordnung. Sie ist für das Kind und enthält ein Näherungsverbot gegen den Vater. Plötzlich will das Oberlandesgericht ein Gutachten Immer noch schwebt das Damoklesschwert der Hauptsacheverhandlung zum Sorge- und Umgangsrecht vor dem Oberlandesgericht Hamm über ihrem Kopf. &bdquo;Das OLG will jetzt ein erneutes familienpsychologisches Gutachten“, sagt Elke D. im Gespräch mit der NW. Bemerkenswert findet auch Rechtsanwältin Phyllis Kauke die Forderung nach einem neuen Gutachten. Bisher habe das OLG davon nichts verlauten lassen. Auch nicht zum ursprünglich geplanten Termin zur Hauptsache, dem 6. November. Diesen Termin konnte Elke D. nicht wahrnehmen, da sie an dem Tag im Krankenhaus lag. &bdquo;Und jetzt plötzlich kommt das OLG mit der Forderung nach einem neuen familienpsychologischen Gutachten auf uns zu“, sagt Kauke, die Elke D. in Familiensachen vertritt. Doch das ist in den Augen der betroffenen Mutter nicht das Schlimmste. Nach dem Umzug im Sommer hat sie versucht, für sich und ihr Kind Normalität im Alltag herzustellen, was ihr auch in großen Teilen gelungen ist. Das Kind ist wieder gern zur Schule gegangen, nachdem es in Oerlinghausen Schwierigkeiten bis hin zur Schulverweigerung hatte, nachdem der Vater des Kindes versucht hatte, brieflich Kontakt herzustellen. &bdquo;Das geschah“, berichtet Rechtsanwältin Phyllis Kauke, &bdquo;indem er minderjährige Mitschüler aus der Klasse des Kindes dafür bezahlte, dem Kind Briefe mit Fotos und Hinweisen auf Geschenke, die auf das Kind warten würden, mit in die Klasse zu nehmen und dem Kind auszuhändigen.“ Das Kind, dessen Willen eigentlich auch vom Jugendamt des Kreises Lippe respektiert werden sollte, aber nicht wird, lehnt seit Jahren den Kontakt zum Vater ab. Das Kind zittert am ganzen Körper Im neuen Zuhause ging es mit dem Kind emotional bergauf. Die Schule machte Spaß, es traf sich mit Freunden und es hatte einen Sport gefunden, in dem es sehr erfolgreich ist. Und dann kam im Spätherbst der Tag, an dem es von einem Geschäft aus auf dem Weg in die Schule den Kindesvater in dessen Auto sah. Elke D. beschreibt: &bdquo;Obwohl der Kindesvater das Kind nicht bemerkt zu haben schien, löste diese Begegnung bei meinem Kind große Angst aus. Es kam nach Hause und wollte sofort die Sachen packen – Rucksack, Kuscheltier und Kleidung – um in eine andere Stadt ganz weit wegzuziehen.“ Den ganzen Tag über äußerte das Kind immer wieder Angst und weigerte sich, zu Schule zu gehen, da es sich dort nicht mehr sicher fühle. Wie Elke D. weiter beschreibt, schaute das Kind immer wieder aus dem Fenster, um sich zu vergewissern, dass der Vater nicht vor dem Haus stehe. Es zitterte am ganzen Körper, sprach sehr leise und machte einen verängstigten, eingeschüchterten Eindruck. Am nächsten Tag begleitete Elke D. ihr Kind auf dem kurzen, zweiminütigen Schulweg. Wie die Mutter weiter beschreibt, bemerkte das Kind ein Auto und sagte panisch: &bdquo;Das ist sein Auto.“ Tatsächlich parkte der Kindesvater auf einem Parkplatz gegenüber der Schule, stieg aus und stellte sich dorthin, wo das Kind täglich entlanggeht. Das Kind sei in Panik geraten, sagte Elke D. Sie begleitete es auf das Schulgelände und sagte, dass es bei den anderen Kindern bleiben solle. Danach ging sie zum Kindesvater zurück, fragte ihn, was er dort suche, und bat ihn, zu gehen. &bdquo;Während der Kindesvater mich auslachte, bezeichnete er mich als &bdquo;psychisch krank“, erklärte Elke D. Der Kindesvater blieb noch einige Zeit stehen, bevor er ging, beschreibt die Kindesmutter die Situation. Der Begründung des Näherungsverbotes, das sie mittlerweile für ihr Kind hat, ist zu entnehmen, dass eine andere Mutter Elke D. später ansprach und erzählte, dass ihr das Auto bereits aufgefallen sei und sie sich ebenfalls beunruhigt fühlte. Die Schule will dem Kindesvater Hausverbot erteilen Elke D. berichtete der Schulleiterin über den Vorfall. Diese nahm die Angelegenheit sehr ernst und richtete sofort Schutzmaßnahmen für das Kind ein, ist der Begründung des Familiengerichts zu entnehmen. Die Schulleiterin riet Elke D., mit dem eigens für die Schule tätigen Schutzpolizisten Kontakt aufzunehmen und erklärte, dem Kindesvater Hausverbot zu erteilen. Wie in der Begründung des Näherungsverbotes weiter steht, hatte Elke D. am selben Tag noch einen Elternsprechtag, bei dem die Reaktion des Kindes und die gesamte Situation mit den Klassenlehrerinnen besprochen wurde. Beide bestätigten, dass das Verhalten des Kindes mit dem Erlebten übereinstimmte. Die Lehrer sind jetzt informiert und haben zugesichert, das Kind im Auge zu behalten und es zu unterstützen, falls es sich unsicher fühle. Auch am dritten Tag sah das Kind den Vater – und zog sich angstvoll emotional zurück, berichtet Elke D. &bdquo;Das ist so schlimm“, sagt die Mutter, &bdquo;dass mein Kind an jeder Straßenecke erst einmal vorsichtig schaut, ob nicht das Auto des Kindesvaters an der Straße steht.“ Sie fühlt sich und ihr Kind bedroht, zumal es nicht das erste Mal war, dass der Kindesvater dem Kind in dieser Art und Weise nachstellte. Näherungsverbot aufgrund des Gewaltschutzgesetzes Auf Anraten ihrer Anwältin suchte sie die Rechtsantragsstelle des für den neuen Wohnort zuständigen Amts-/Familiengerichts auf und stellte dort einen Antrag auf Näherungsverbot nach dem Gewaltschutzgesetz. Das Gericht sah die Eilbedürftigkeit des Antrags und erließ eine einstweilige Anordnung. Der Kindesvater darf sich dem Kind von Elke D. bis auf Weiteres nicht mehr als 20 Meter nähern. Solch eine Anordnung kann mit einem Antrag auf mündliche Verhandlung angefochten werden. Diese Verhandlung, zu der sowohl Elke D. als auch der Kindesvater geladen wurden, setzte das Gericht für den 4. Dezember an. Zwei Tage vorher sollte das Kind angehört werden, um ihm die Begegnung mit dem Kindesvater zu ersparen. Der Anwalt des Kindesvaters äußerte jedoch in einem Schreiben an das Gericht Zweifel darüber, ob dieses Familiengericht bezüglich des Erlasses einer einstweiligen Anordnung, des Näherungsverbotes, zuständig sei, und verwies auf ein Beschwerdeverfahren hinsichtlich der elterlichen Sorge, das beim OLG Hamm anhängig ist. Daraufhin zog das OLG Hamm die Sache an sich, weil das Sorgerechtsverfahren dort noch läuft. Einen Termin vor dem OLG gibt es allerdings noch nicht. Es ist auch noch nicht klar, ob das OLG das Sorgerechtsverfahren zusammen mit der einstweiligen Anordnung nach dem Gewaltschutzgesetz verhandeln wird. In einem Schreiben des örtlichen Familiengerichts jedenfalls steht: &bdquo;Das Gericht geht weiter davon aus, dass aufgrund des Antrags der Kindesmutter . . . auf Erlass einer einstweiligen Anordnung nach dem Gewaltschutzgesetz ein Bedürfnis für den sofortigen Erlass einer einstweiligen Anordnung nach den Paragrafen 1666 folgende Bürgerliches Gesetzbuch und 50 Abs. 2 des Gesetzes über das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit (FamFG) bestanden hat. Vor diesem Hintergrund besteht derzeit keine Veranlassung, den Beschluss aufzuheben.“ Elke D. fordert, dass der Kindeswille respektiert wird Elke D., die mittlerweile nach mehr als fünf Jahren das Vertrauen in die Jugendbehörde des Kreises Lippe und die Familienrechtsjustiz beinahe verloren hat, ist froh darüber, dass das Familiengericht am neuen Wohnort bei seiner Einschätzung der Belästigung vonseiten des Kindesvaters bleibt. In Richtung Jugendamt des Kreises Lippe sagt sie: &bdquo;Das Bundesverfassungsgericht hat den Kindeswillen immer wieder als relevantestes Kriterium der Kindeswohlprüfung hervorgehoben, so unter anderem hier: 1 BvR 311/08: ,In allen Familienrechtssachen gelte, dass es ein Wohl des Kindes gegen seinen Willen nicht gebe, wenn dieser Wille ausreichend formuliert werden könne und auf förderliche Bedingungen zurückgehe.’ Es wäre schön, wenn das Jugendamt des Kreises Lippe und der Kindesvater endlich den so oft geäußerten Willen meines Kindes respektieren würde.“

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