Klinikum Lippe in der Krise: Warum Geschäftsführer Hütte abberufen werden könnte

Kreis Lippe. Am kommenden Donnerstag könnte es dazu kommen, dass Dr. Johannes Hütte als Geschäftsführer der Klinikum Lippe GmbH abberufen wird. Mitte November hatten die Parteivorsitzenden von SPD, Katrin Freiberger, und CDU, Lars Brakhage die gütliche Trennung von Hütte gefordert - nur einen Tag nach der Grundsatzentscheidung, wie es mit dem Klinikum Lippe weitergeht. Eine Geschichte, die sich seit Monaten zieht. Doch wie kam das Ganze ins Rollen? Ein Überblick. Anfang Juni 2022: Das Klinikum erklärt, Orthopädie und Unfallchirurgie in Lemgo Ende September desselben Jahres zu schließen. Das löst eine Welle der Kritik aus. Juli 2022: Das &bdquo;Aktionsbündnis Klinikum Lippe“ stellt angesichts des Aus für die Unfallchirurgie Lemgo die Glaubwürdigkeit von Geschäftsführer Dr. Johannes Hütte infrage. September 2022: Der Kreistag beteuert trotz der Schließung der beiden Abteilungen die Standorttreue zu Lemgo und verabschiedet mehrheitlich einen Antrag von SPD und Grünen, in dem ein Ausbau des Standortes Lemgo avisiert wird. Ende Januar 2023: Das Klinikum stellt den Chefarzt der Kinderklinik, Professor Dr. Thomas Brune, frei. Er bekräftigte daraufhin seine Kritik an Geschäftsführer Dr. Johannes Hütte und seine Sorge um die Kinderklinik in einem Schreiben an den Landrat und an die Fraktionen des Kreistages. April 2023: Das &bdquo;Aktionsbündnis Klinikum Lippe“ wendet sich an Landrat Lehmann, den Aufsichtsratsvorsitzenden des Klinikums, und kritisiert Johannes Hütte. Der sei verantwortlich für ein schlechtes Betriebsklima. Ende Mai 2023: Geschäftsführer Hütte dementiert Aussagen des Aktionsbündnisses zu Gerüchten, dass die unfallchirurgische Notaufnahme in Lemgo geschlossen werden soll. August 2023: Axel Lehmann erneuert die Bestandsgarantie für die Standorte des Klinikums, geht aber von weiteren Umzügen aus. Angesichts von Reformen, Unterfinanzierung und Personalnot müssten Weichen gestellt werden. September 2023: Ein interner Brief Hüttes wird öffentlich, in dem er von 5.000 weniger Patienten als erwartet berichtet und die Chefärzte auffordert, aktiv Patientenakquise zu betreiben. Bis Mitte September läuft eine anonyme Mitarbeiterbefragung im Klinikum. 54 Prozent beteiligen sich. Dabei kommt heraus, dass Kollegialität und das Miteinander oft kritisiert werden, vor allem die untere Führungsebene, heißt es. Nach Informationen der &bdquo;Lippischen Landes-Zeitung“ (LZ) soll aber auch Dr. Johannes Hütte sehr kritisch bewertet worden sein. Oktober 2023: Das Klinikum bestätigt, dass auch am Wochenende kein Facharzt für Unfallchirurgie mehr am Standort Lemgo ist. Bereits seit August verwies das Lemgoer Krankenhaus unter der Woche unfallchirurgische Patienten von der Zentralen Notaufnahme an die Praxis im Medicum nebenan. Januar 2024: Landrat Lehmann erklärt, er würde den Vertrag mit Johannes Hütte gern verlängern, dieser habe das Klinikum zukunftsfähig aufgestellt. April 2024: Bis zum Sommer wollen Aufsichtsrat und Geschäftsführung für die Standorte Detmold und Lemgo mithilfe eines Beratungsunternehmens ein Konzept für die Zukunft erstellen. September 2024: Landrat Axel Lehmann macht &bdquo;die Schrumpfkur“ für den Standort Lemgo öffentlich, nach der immer mehr Abteilungen nach Detmold umziehen sollen. In Lemgo bleibe demnach mindestens eine Ambulanz, in Rede steht auch ein Medizinisches Versorgungszentrum. Entschieden dagegen sprechen sich der Lemgoer sowie die nordlippischen Bürgermeister bis auf den Kalletaler aus. Oktober 2024: Die Entscheidung zur Zukunft des Klinikums wird vertagt. Zunächst geht es für Aufsichtratsvorsitzenden und Geschäftsführer nach Düsseldorf, wo die Pläne keine Zustimmung finden: Das Laumann-Ministerium spricht sich klar dafür aus, Lemgo als Haus der Grundversorgung zu erhalten - inklusive Notaufnahme. Es hagelt Kritik an Lehmann und Hütte vonseiten der SPD, CDU und FDP. Die Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen in der SPD fordert die Abberufung Hüttes. November 2024: Die Gesellschafterversammlung fasst einen Grundsatzbeschluss zur Klinik-Zukunft: Das Krankenhaus in Lemgo soll ein Haus der Grundversorgung mit Notfallversorgung bleiben. Neurologie und Onkologie werden bis 2030 nach Detmold umziehen, der Umzug der Pneumologie sowie der Thorax- und der Gefäßchirurgie werde geprüft. In Detmold entsteht ein Notfallzentrum des höchsten Levels sowie ein onkologisches Spitzenzentrum, um den Standort als universitären Maximalversorger zu stärken. Mehr dazu: Beschlossen: Wie sich die Krankenhauslandschaft in Lippe sich bis 2030 verändern wird Nur einen Tag nach diesem Grundsatzbeschluss fordern die Parteichefs Katrin Freiberger (SPD) und Lars Brakhage (CDU) die Abberufung Hüttes. Dieser reagiert mit Unverständnis, nennt es &bdquo;parteipolitisches Getöse“ und unprofessionell. Die Koalition aus SPD und Grünen im Kreistag zerbricht. Die Medizinische Geschäftsführerin des Klinikums, Dr. Christine Fuchs, spricht davon, das Klinikum sei Spielball parteipolitischer und anderer Interessen geworden. Sie selbst stehe dem Klinikum &bdquo;nur in der Geschäftsführung als Gesamtheit zur Verfügung“, knüpft somit ihre berufliche Zukunft an die Dr. Hüttes. Zuletzt hatten sich Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat der Klinikum Lippe GmbH zu Wort gemeldet und Politiker zu einem Gespräch gebeten um &bdquo;Stellung zur aktuellen Situation der Mitarbeitenden im Klinikum Lippe“ zu nehmen. Über den Inhalt des Gespräches wurde Stillschweigen vereinbart, heißt es auf Nachfrage. Ein paar Tage später erreichte die Redaktion der LZ ein offener Brief vier leitender Ärzte &bdquo;zur aktuellen Situation und Entwicklung im Klinikum Lippe“ an die Parteien im Kreistag, Landrat Axel Lehmann sowie Mitglieder des Aufsichtsrates und der Gesellschafterversammlung. Sinngemäß heißt es, das Klinikum sollte nicht Teil des Wahlkampfes werden, Entscheidungen sollten sachlich und mit Weitblick getroffen werden, um die Gesundheitsversorgung der Lipper zu sichern. Am Donnerstag, 5. Dezember, steht nun die Gesellschafterversammlung an. SPD und CDU haben hier die Mehrheit, aber auch innerhalb der Fraktionen ist man sich nicht gänzlich einig. Damit könnte eine Abberufung von Dr. Johannes Hütte als Geschäftsführer, der er seit Oktober 2016 ist, erfolgen. Sicher ist das Votum gegen Hütte aber nicht.

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