In dritter Generation: Der Lemgoer Horst Mengedoht und sein Schuh-Imperium

Lemgo. Es ist ein Jubiläum, von dem es im Schuhgeschäft wohl nur noch wenige gibt. 125 Jahre feiert das Schuhhaus Mengedoht. In der dritten Generation führt Horst Mengedoth das kleine Schuh-Imperium. Sieben Filialen hat er im weiten Umkreis aufgebaut. Doch das Geschäft hat sich geändert: Noch immer zählt die Mode, doch vor allem auch der Preis. Wobei – Horst Mengedoth muss lächeln. Mit der Mode, da ist das so ein Ding. Weit uniformer sei die geworden und davon hat er sich jüngst auch vor der Filiale in der Bielefelder Altstadt ganz pragmatisch einen Eindruck verschafft. &bdquo;Vor dem Geschäft habe ich den Passanten auf die Füße geschaut“, erzählt der Lemgoer schmunzelnd. 97 Personen hat er gezählt, davon trugen 90 was an den Füßen? Weiße Sneaker. Und natürlich spiegelt sich dieser Trend auch im Hauptsitz im Geschäft an der Mittelstraße 82 wider: Der Firmeninhaber weist auf die Regale hinter sich: weiße Sneaker. Daran war damals vor 125 Jahren noch nicht zu denken, als Schuhmachermeister Friedrich Mengedoht mit seiner Frau Luise in der Mittelstraße 42 eine Maßschuhwerkstatt eröffnete und danach als einer der ersten in der Region industriell hergestellte Schuhe verkaufte. Die kamen aus Pirmasens oder auch aus Sachsen und bei den Kunden im weiten Umfeld bestens an. Mode war damals noch nicht so angesagt. Praktisch mussten die Schuhe sein, erschwinglich und etwas aushalten können. In das Schuhgeschäft hineingeboren 1927 übernahm Adolf Mengedoht mit seiner Frau Milly den Laden, expandierte und verlagerte den Verkauf an die Mittelstraße 82. Mitten hineingeboren und das im buchstäblichen Sinne wurde Sohn Horst, dessen Geburtshaus die Mittelstraße 42 ist. Später lebte die Familie in der oberen Etage über dem Geschäft an der Mittelstraße 82 – Schuhe waren für den Sohnemann damit schon von Geburt an das tägliche Geschäft. Früh war der junge Mann wirtschaftlich interessiert, und so war schnell klar, dass er das Schuhgeschäft übernehmen wollte. Nach dem Abitur schloss er zunächst die Fachschule in Pirmasens ab, leitete später die Herrenabteilung von Paul Prange in Düsseldorf und hospitierte bei Lilly und Skinner an der Londoner Oxford Street, dem damals größten Schuhgeschäft der Welt, oder auch bei Bally Capitol in Zürich – bevor es dann doch zurück in die Heimatstadt Lemgo ging. 1959 übernahm Horst Mengedoht das Lemgoer Schuhgeschäft und erweiterte es ab 1971 auf zehn Filialen. Die Geschäfte in Kassel, Gütersloh und auch Minden musste er zwischenzeitig wieder schließen. &bdquo;Die Mietforderungen waren einfach zu hoch.“ Aktuell beschäftigt er 73 Mitarbeiter in Lemgo, Herford, Bielefeld, Hameln, Hildesheim und Detmold und in fast jedem Geschäft setzt er Schwerpunkte: Besonders günstige Schuhe etwa gibt es in Lemgo an der Mittelstraße 15. &bdquo;Da kommen wir ganz den lippischen Sparfüchsen entgegen.“ Auch ein Schuhmacher arbeitet für das Unternehmen, &bdquo;und der ist nirgends so gefragt wie in Lemgo“. Jede Filiale mit eigenem Schwerpunkt In Bielefeld hingegen finden sich vorwiegend auch die exklusiveren Modelle, ebenso in Hameln oder auch Hildesheim. In zwei Geschäften wird mit einem großen Angebot an &bdquo;Bequemschuhen“ vor allem auch an die ältere Kundschaft gedacht. Marktanalyse, Wettbewerber und Stadtgröße nennt Horst Mengedoht die dafür entscheidenden Komponenten. Ein Konzept, das aufgeht. Allein sechs Schuhgeschäfte hätten im vergangenen halben Jahr in Bielefeld dichtgemacht, Mengedoht aber den Umsatz dort um 20 Prozent gesteigert. Ware und Modelle sucht der Senior noch immer selbst aus, dafür fährt er nach Mailand oder besucht die deutschen Schuhmessen und hat sich mit anderen Händlern zu einem Arbeitskreis zusammengeschlossen, um über die Menge bessere Konditionen zu erhalten. Doch die Preis-Margen sind eng gesetzt. Etwas wehmütig erinnert er sich an die Zeiten, damals in den 60er und 70er-Jahren, als ihn der Schuheinkauf nach Bologna, Mailand, Florenz oder auch Riva führte. &bdquo;Damals war Mode aus Italien chic – und auch noch zu bezahlen.“ Auch im Online-Handel hat sich Mengedoht versucht: &bdquo;Letztlich mussten wir das aber teuer bezahlen“, erinnert sich der Fachmann. &bdquo;Oft kamen die Schuhe gebraucht zurück.“ Und doch hat der Lemgoer nach wie vor ein Gespür für die angesagten Schuhe: für die gefütterten Boots, die Langschaft-Stiefel und Chelsea-Schuhe, die auch in dieser Wintersaison wieder den Trend vorgeben. Und dafür ist er noch immer fast jeden Tag im Geschäft, stets höflich, aufgeschlossen im Gespräch mit den Kunden auf der Suche nach Verbesserungsmöglichkeiten. Morgens gratuliert der Chef am Telefon Regelmäßig reist er auch seine Filialen ab und versucht, mindestens einen halben Tag vor Ort zu verbringen. Jede Mitarbeiterin, jeden Mitarbeiter kennt er mit Namen und hat jemand Geburtstag, klingelt morgens kurz vor acht Uhr das Telefon: Der Chef ist dran. Auch die Nachwuchs-Suche ist bei ihm Chefsache: &bdquo;Da fahre ich bei den Familien auch schon mal persönlich vorbei.“ Nicht immer mit Erfolg, denn wie in anderen Branchen auch, bleiben Auszubildende Mangelware. Über 65 Jahre im Geschäft – doch &bdquo;Ruhestand, das ist nichts für mich“, sagt Horst Mengedoht. &bdquo;Ich liebe Schuhe und meinen Beruf.“ Schon früh hat er sich als Unternehmer begriffen, habe als Erster einen Werbekreis in Lemgo gegründet, später als Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer gewirkt und auch im Handelsausschuss Berlin seine Spuren hinterlassen. Und natürlich hat er auch die Weichen für die Zukunft seines Hauses gestellt: Über eine Unternehmensstiftung sei die Zukunft des Schuhhauses Mengedoht gesichert. Der Unternehmer sagt lachend: &bdquo;Da muss in Lemgo niemand barfuß laufen.“ Anlässlich des 125-jährigen Bestehens läuft noch bis zum 16. November ein Jubiläumsverkauf in den Filialen.

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