Schuhgeschäft im Kreis Gütersloh schließt - dieser Promi war dort Stammkunde

Verl. Die Schaufenster sind zugeklebt, rote Zahlen künden von satten Rabatten bis zu 80 Prozent. In den Geschäftsräumen sind Ulli und Susanne Nieweg seit Tagen damit beschäftigt, alles für den Räumungsverkauf vorzubereiten. An praktisch jedem Paar Schuhe bringen die beiden rote runde Plastikschildchen an, die auf den Preisnachlass hinweisen. Die Zeichen sind eindeutig: Das alteingesessene Verler Schuhhaus Nieweg schließt – und das für immer. &bdquo;Wir haben das Rentenalter erreicht und keinen Nachfolger gefunden“, berichtet Inhaber Ulli Nieweg. Lesen Sie auch: Schnäppchen möglich: Flohmarkt in Gütersloh lockt Fans aus ganz Deutschland an Der 64-Jährige und seine Frau freuen sich auf den Ruhestand. &bdquo;Wir stehen jede Woche tagein tagaus von Montagmorgen um acht bis Samstagnachmittag um drei im Laden. Da sehnt man sich irgendwann danach, das nicht mehr tun zu müssen“, sagt Ulli Nieweg. Darum sei ihnen der Schritt nicht schwergefallen. Geschäft für Bastel- und Kunstbedarf zieht nächstes Jahr ein Dass Tochter Yvonne ebenso wie die drei Nichten nicht ins Geschäft einsteigen würde, war schon länger klar, und auch der Versuch über den Einkaufsverband einen Nachfolger zu finden, schlug fehl. Als die Niewegs dann durch Zufall erfuhren, dass Twistel, jenes seit 2006 an der Hauptstraße ansässige Geschäft für Bastel- und Kunstbedarf, größere Räumlichkeiten sucht, machten sie Nägel mit Köpfen. &bdquo;Twistel wird im Mai 2025 bei uns einziehen. Vorher stehen noch Renovierungsarbeiten an“, sagt Ulli Nieweg. Die Verler kaufen ihre Schuhe bei Nieweg – das war jahrzehntelang kaum anders denkbar. Los ging alles im Jahr 1953, als Schuhmachermeister Rudi Nieweg, der Vater von Ulli, in einem Fachwerkhaus an der Sender Straße 22 eine kleine Schuhreparaturwerkstatt eröffnete. Ulli Nieweg hatte ursprünglich andere Berufswünsche &bdquo;Mein Vater hat erst einmal angebaut und dann meine Mutter Maria geheiratet“, weiß der Sohn. Nach und nach habe sich das Gewerbe immer mehr in Richtung Schuhverkauf entwickelt. &bdquo;Angefangen hat alles mit Hausschuhen.“ Mehrmals wurde in den folgenden Jahrzehnten an- und umgebaut, ehe 1983 das heutige Haus mit der Klinkerfassade und dem großen Erker entstand. Ulli Nieweg war zu diesem Zeitpunkt nach seiner Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann in einem großen Paderborner Schuhgeschäft bereits seit drei Jahren gemeinsam mit seiner Frau im Familienbetrieb tätig. Auch seine ältere Schwester hat hier ihr Berufsleben verbracht. &bdquo;Eigentlich hätte ich viel lieber etwas mit Motorrädern oder Autos gemacht. Mein Vater hat mich mehr oder weniger gezwungen, ins Geschäft einzusteigen. Heute bin ich ganz glücklich damit, wie es gekommen ist“, erzählt Nieweg. Musiker Udo Lindenberg kaufte jahrelang seine Schuhe in Verl Vor allem mit Tanzsportschuhen und ihrem speziellen Material, das sich wie eine zweite Haut an den Fuß schmiegt, hat sich Nieweg in der Vergangenheit einen Namen gemacht. &bdquo;Wir hatten gute Kontakte zu einem Hersteller. Die Kunden kamen hierfür aus einem Gebiet zwischen Minden und Hamm zu uns“, betont Ulli Nieweg. Und dann war da noch ein prominenter Stammkunde, der das Schuhhaus immer wieder beehrte, obwohl er in Hamburg lebt(e). &bdquo;Udo Lindenberg und seine Crew haben bei uns jahrelang ihre Schuhe gekauft“, erzählt Ulli Nieweg. Das kam so: In den 70er und 80er Jahren spielte der Panikrocker nicht nur Konzerte in der Ostwestfalenhalle in Kaunitz, er nutzte die &bdquo;Eierhalle“ auch um die neue Bühnenshow für anstehende Tourneen einzuüben. &bdquo;Die ganze Udo-Mannschaft hat dann eine Woche oder zehn Tage im Hotel Altdeutsche gewohnt. Ich habe ihm dann immer einen speziellen Schuh besorgt“, berichtet Ulli Nieweg. Lesen Sie auch: Schließung abgewendet? Geschäft im Kreis Gütersloh wohl gerettet Räumungsverkauf startet am Freitag, 25. Oktober Und zwar einen hohen schwarzen Sportschuh mit drei Klettverschlüssen. Nieweg: &bdquo;Die hat Udo ganz lange getragen.“ Als der Rockstar das dritte oder vierte Mal ins Schuhgeschäft kam, habe er gesagt: &bdquo;’Die Chaoten sind wieder da.’ Meine Mutter hat dann ganz trocken geantwortet: ’Das macht nichts, solange ihr viele Schuhe kauft.’“ Das alles bleibt unvergessen. Dass sich die Schuhmode über all die Jahrzehnte ständig gewandelt hat, versteht sich von selbst. Pumps, wie sie noch vor 20 oder 30 Jahren von vielen Frauen getragen wurden, gibt es kaum noch. &bdquo;Schuhe sind heute sehr viel sportlicher als früher. Sogar zum Abendkleid werden Sneaker getragen. Das Elegante ist so gut wie tot“, sagt Susanne Nieweg (64). Das wird sich auch beim Räumungsverkauf zeigen, der am Freitag, 25. Oktober, beginnt. Endgültig abgeschlossen wird die Ladentür, &bdquo;wenn wir alle Schuhe losgeworden sind“, sagt Ulli Nieweg und lacht. Dann kann sich der 64-Jährige endlich verstärkt seiner Leidenschaft Motorsport widmen. &bdquo;Ich werde auf jeden Fall viel Motorrad fahren“, sagt er. Auf Susanne Nieweg wartet derweil der große Garten hinterm Haus.

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