Lkw-Fahrer: Wie hart ist der Job wirklich?

Bad Salzuflen. Sie sind auf jeder Autobahn zu Hause und im Nahverkehr natürlich auch auf den Bundes- und Landstraßen: Lastkraftwagen. Die Klischees über Lkw-Fahrer sind endlos, selbst im Fernsehen gibt es Formate, in denen es nur um die Brummis geht. Dabei steht die Branche vor großen Herausforderungen - vor allem, weil Fahrer fehlen. Die Redaktion wollte wissen: Wie hart ist der Job wirklich? Und wie sieht die Zukunft in der Branche aus? Wir trafen Hans-Jürgen Westerhoff, Operations Manager bei Dachser, in Bad Salzuflen. Dachser beschäftigt am Standort nahe Lockhausen mehr als 330 Frauen und Männer. Herr Westerhoff, vielleicht sollten wir gleich mit einigen Märchen aufräumen. Wie sieht der Arbeitsalltag als Lkw-Fahrer aus? Hans-Jürgen Westerhoff: Das ist sehr unterschiedlich. Es gibt nach wie vor Kraftfahrer und Kraftfahrerinnen, die mehrere Wochen am Stück im Lkw &bdquo;wohnen“ und quer durch Europa fahren, aber der größte Teil von ihnen hat einen planbaren und regelmäßigen Arbeitstag. Bei uns am Standort sind rund 250 Kraftfahrer über selbstständige Servicepartner im Einsatz, die ganz normal morgens oder abends ihren Dienst in Lockhausen beginnen und nach acht bis zehn Stunden wieder zurück sind, ihren Lkw abstellen und Feierabend haben. Hat sich der Verantwortungsbereich eines Fahrers im Laufe der Zeit stetig erweitert? Auf jeden Fall! &bdquo;Früher“ hatte die Bedienung des Lkws nebst kleinen Reparaturen einen wesentlich größeren Anteil an der Arbeit. Heute ist es das &bdquo;Drumherum“. Dazu gehören viele sicherheitsrelevante Punkte, wie die Ladungssicherung und das Gefahrguthandling, die – Gott sei Dank – an Bedeutung gewonnen haben. Darüber hinaus müssen die Fahrer und Fahrerinnen heute verschiedene &bdquo;digitale Helferlein“ bedienen, weil auch der administrative Aufwand auf der Tour viel größer geworden ist. Es kommt regelmäßig vor, dass die Fahrer auch den Zustand und die Beschaffenheit der transportierten Waren beurteilen müssen. Alle Welt spricht vom Fachkräftemangel, sind die guten Fahrer alle im Job? Davon sollten wir ausgehen. Darüber hinaus stellen wir fest, dass sich viele Fahrer und Fahrerinnen bei der Einarbeitung schwertun und diese sich dadurch erheblich in die Länge zieht – die Gründe hatte ich eben schon angesprochen. Wie in anderen Branchen muss neben dem passenden Gehalt auch für ein gutes Arbeitsklima gesorgt werden. Werden Engpässe mit Quereinsteigern oder Fahrern aus den osteuropäischen Ländern ausgeglichen? Nicht nur mit Fahrern aus Osteuropa. Auch hier müssen wir differenzieren. Die Transportunternehmer, die kreuz und quer durch Europa fahren, sitzen eher in Osteuropa. Die rekrutieren ihre Fahrer auch aus deren Nachbarländern, wie Belarus. Andere Fahrerinnen und Fahrer hingegen arbeiten eher von einem festen Standort aus und benötigen dort auch eine Wohnung nebst sozialen Bindungen. Diese Fahrer werden aus ganz Europa, ja sogar aus Asien oder Afrika rekrutiert. Sie bekommen hier eine Ausbildung und der Arbeitgeber unterstützt bei der Integration. Gehts um das liebe Geld? Das Ganze hat mit Lohnvorteilen nichts mehr zu tun – für den Servicepartner geht es darum, den Lkw zu besetzen. Die Alternative wäre mangels Personals aufgeben zu müssen. Wie schätzen Sie die Anforderungen für eine Ausbildung ein? Es heißt, man müsse viel Geld in die Hand nehmen für den Führerschein Nicht nur für den Führerschein. Es gibt zwar eine &bdquo;beschleunigte Grundqualifikation“, die im Rahmen einer Umschulung von der Agentur für Arbeit unterstützt wird. Der Beruf des Kraftfahrers ist im Grunde jedoch ein normaler Ausbildungsberuf mit dreijähriger Ausbildungszeit. Auch Dachser bildet seit vielen Jahren Berufskraftfahrer aus, um unsere Servicepartner zu unterstützen. Lange genug war die Bezahlung im Fokus, wenn es um den Nachwuchsmangel ging. Was verdient ein Lkw-Fahrer heutzutage? Da gibt es eine gewisse Spannbreite und es hängt von verschiedenen Faktoren ab, beispielsweise vom Tarifvertrag des Bundeslandes oder auch, ob im Fern- oder Nahverkehr gefahren wird. Die in Osteuropa angestellten Kraftfahrer sind hier sicherlich am unteren Ende der Skala, aber auch Kraftfahrer bei Paketdiensten tun sich schwer. Ich denke, wir haben hier eine Spanne zwischen 2.700 und 4.000 Euro, abhängig von Zeiteinsatz, Aufgabenspektrum und Verantwortung.

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