Darum kehrt der Extertaler Christian Sauter Berlin ab kommendem Jahr den Rücken

Extertal/Berlin. Christian Sauter (FDP) ist seit 2017 Mitglied des Deutschen Bundestags. Nach acht Jahren ist damit im Herbst kommenden Jahres aber Schluss. Der 44-Jährige hat sich entschieden, Berlin den Rücken zu kehren und sich ganz seiner Heimat Extertal zu widmen. Dort möchte er erneut für das Amt des Bürgermeisters kandidieren - wie schon 2020. Seinerzeit unterlag er allerdings in der Stichwahl Frank Meier, der letztlich 56,2 Prozent der Stimmen holte. Welche Chancen sich Christian Sauter dieses Mal ausrechnet, was er aus seiner Zeit in Berlin mitnimmt und was ihn zu seiner Entscheidung bewogen hat, erzählt er im Interview. Herr Sauter, bis zur nächsten Bundestagswahl ist es ja noch einige Zeit hin. Warum haben Sie so früh Ihre Entscheidung getroffen? Beide Wahlen im kommenden Jahr, die Bundestags- und die Kommunalwahl, fallen nach Plan zeitlich eng zusammen. Das war beim letzten Mal nicht so. Und für beides dann gleichzeitig zu kandidieren, wäre nicht glaubhaft. Hier habe ich mich für meine Heimat entschieden. Ich wollte auch für alle damit möglichst früh Klarheit schaffen. Bis dahin werde ich aber selbstverständlich mein Mandat in Berlin mit ganzer Kraft weiter ausführen und mache das nach wie vor mit Respekt vor der Aufgabe. Haben Sie die Entscheidung, erneut als Bürgermeister zu kandidieren, alleine getroffen? Im Vorfeld haben mich vor Ort Menschen angesprochen und mich damit letztlich auch motiviert, diesen Schritt zu gehen. Diese Entscheidung trifft man nicht alleine. Die FDP lief auf Bundesebene zeitweise Gefahr, im kommenden Jahr möglicherweise unter die Fünf-Prozent-Hürde zu rutschen und somit gar nicht ins Parlament einzuziehen. Hat das in Ihre Entscheidung mit reingespielt? Ich verstehe, dass diese Frage aufkommt. Das war aber nicht der Grund meiner Entscheidung. Ich bin auch zuversichtlich, was die Zukunft der Partei angeht. Die neuesten Umfragen zeigen, dass es durchaus wieder bergauf geht. Davon jedenfalls habe ich meine Entscheidung nicht abhängig gemacht. Vielmehr habe ich bereits 2020 bei der letzten Kommunalwahl mein Ziel deutlich gemacht und möchte daran anknüpfen. Auch ein Austritt aus der Ampel wurde ja schon diskutiert. Es ist wahr, dass es mit den anderen beiden Parteien viele Reibungen gibt und gab. Dazu gab es intern auch eine Mitgliederbefragung. Ich bin aber, wie schon gesagt, zuversichtlich, dass es künftig wieder besser laufen wird. Inwiefern hatte Ihr Bundestagsmandat Einfluss auf Projekte in Lippe? Als Verteidigungspolitiker ist mir die Bundeswehr mit ihrem Standort in der Region sehr wichtig. Daneben sind konkrete Projekte, wie zum Beispiel die Bundesförderung für die Monocabs OWL, zu nennen, die ich gemeinsam mit meinem Kollegen Frank Schäffler unterstützt habe. Für die Technische Hochschule OWL konnte außerdem eine Förderung für ein Laborverfahren zur Früherkennung des Geschlechts im Hühnerei realisiert werden. Über den Bundeshaushalt haben wir auch hier vor Ort Verkehrsprojekte möglich machen können. Generell glaube ich, dass es gut ist, auch kommunale Vertreter im Bundestag zu haben. Ich habe mir in den vergangenen Jahren ein überörtliches Netzwerk aufgebaut, das ich gerne künftig auch weiter zur Verfügung stellen möchte. Warum möchten sie es jetzt noch mal als Bürgermeisterkandidat versuchen? Ich komme aus der Kommunalpolitik, bin direkt in den Rat gewählt und kenne die Situation vor Ort recht gut. Wir erleben schwierige Zeiten in ländlichen Regionen, gerade was die Haushalts- und hier besonders die Verschuldungssituation in Extertal angeht. Da spielen externe Faktoren mit hinein, hier in Lippe zum Beispiel die Kreisumlage und weitere landes- oder bundespolitische Entscheidungen. Mein überörtliches Netzwerk möchte ich für Extertal zur Verfügung stellen, das ist mein Angebot. Wir sind schon auf einem guten Weg. Die Stimmung innerhalb der Fraktionen und mit der Verwaltung nehme ich in dieser Legislaturperiode als positiver und als Arbeit für den Bürger wahr. Sicherlich gibt es in der Sache aber auch unterschiedliche Meinungen und Ziele. Gibt es einen Plan B, wenn es mit dem Bürgermeisteramt nicht klappt? Zunächst setze ich darauf und bin motiviert, das Ziel zu erreichen. Deshalb mache ich mir jetzt dazu noch keine grundlegenden Gedanken. Nicht ich entscheide das aber am Ende, sondern die Wähler. Ich habe aber einen ordentlichen Beruf als Wirtschaftsingenieur erlernt, in dem ich vor meinem Mandat auch gearbeitet habe.

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