Blomberger Fahrlehrer plädiert für E-Auto-Fahrstunden

Kreis Lippe. Noch sind die Ermittlungen zu dem schweren Verkehrsunfall auf der B1 nicht abgeschlossen. Doch der Unfall, bei dem drei Menschen am Mittwoch, 7. Februar, ihr Leben verloren, beschäftigt die Menschen in der Region. Zwei 19-Jährige waren mit einem Dienstwagen, einem E-Auto der Marke VW ID, auf dem Weg zu einer Messe und gerieten aus bislang nicht abschließend geklärten Gründen in den Gegenverkehr. Eine der Hauptfragen: Ist die Bundesstraße, die von Barntrup bis Schlangen durch Lippe führt, für die Polizei ein Unfallschwerpunkt? Und: Sind E-Autos tendenziell schwieriger zu fahren als Verbrenner? Unfallstraße B1? Dass die B1 eine Unfallstraße ist, kann die Polizei pauschal nicht bejahen: &bdquo;Dazu hat die Straße zu viele Facetten“, sagt Polizeisprecher Yannick Thelaner: &bdquo;Es gibt verschiedene Geschwindigkeitsregelungen und bauliche Zustände entlang der Strecke, die sich auf die Unfallhäufigkeit auswirken können.“ Zwar werden die Unfallzahlen für 2023 erst im April veröffentlicht, ein Blick in die Statistik 2022 aber verrät: Auf dem lippischen Teil der B1 bildet lediglich der Bereich Osterröden in Barntrup (von Blomberg aus gesehen eine lang gezogene Linkskurve am Ende der Gaffel vor der Abzweigung Frettholz) in der Drei-Jahres-Betrachtung eine Unfallhäufungsstelle. Die Polizei, Straßenbaulastträger und Verkehrsbehörden haben reagiert. Thelaner: &bdquo;Dort hat die Griffigkeit der Fahrbahn bei Nässe deutlich nachgelassen, was zu einer Geschwindigkeitsbegrenzung auf 50 km/h führt.“ Einen Gefahrenbereich bilde zudem die Höhenlage im Bereich der Egge, wo es im Winter vermehrt zu Glätte kommen könne. Was macht Landstraßen so tückisch? Deutschlandweit kamen 2022 die meisten Menschen bei Verkehrsunfällen außerorts (ohne Autobahnen) ums Leben, teilt die Initiative &bdquo;Runter vom Gas“ des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) und der Deutsche Verkehrssicherheitsrats mit. 57,1 Prozent der Verkehrstoten starben 2022 auf Landstraßen. Was macht diese Bereiche so gefährlich? Landstraßen seien aufgrund der höheren Geschwindigkeiten, die dort üblicherweise gefahren werden dürfen und der damit verbundenen längeren Brems- und Anhaltewege besonders gefährlich. &bdquo;Ein frontaler Aufprall mit 100 km/h kann verheerende Folgen haben, bei denen enorme Kräfte wirken. Es ist wichtig, die Geschwindigkeit den Straßen-, Witterungs- und Sichtverhältnissen anzupassen“, unterstreicht Polizeisprecher Thelaner. Plötzlicher Wintereinbruch - was tun? &bdquo;Es ist wichtig, die Geschwindigkeit zu reduzieren, den Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug zu vergrößern und langsam auszurollen, anstatt stark zu bremsen“, betont die Polizei. Eine kontinuierliche Beobachtung der Straßenverhältnisse und eine entsprechende Anpassung des Fahrverhaltens seien entscheidend. Warum sind Fahrbahnmarkierungen glitschig? Bei einem Spurenwechsel wirken auf nasser Straße die weißen Linien oft wie Schmierseife. &bdquo;Das hängt damit zusammen, dass alte Markierungen übermalt wurden“, erläutert Fahrlerer Volker Naujokat. Sei die obere, griffige Markierung abgenutzt, komme die alte glatte zum Vorschein. Manchmal würden die Markierungen zudem ausgefräst und dann mit weißer Farbe ausgegossen. Gefährlicher sind die glatten Streifen für Motorradfahrer. Schulung für E-Autos? Wer schon mal ein E-Auto gefahren ist, der weiß: Diese Fahrzeuge reagieren anders als Verbrenner. Der Blomberger Naujokat ist seit Jahrzehnten als Fahrlehrer tätig. Er sagt: &bdquo;Das ist ein zweischneidiges Schwert“, und plädiert dafür, dass Menschen, die ein E-Auto fahren, zwei oder drei Fahrstunden nehmen, um den sicheren Umgang mit dem Fahrzeugtyp zu erlernen. Denn die Beschleunigung der Fahrzeuge ist enorm. Zudem sind sie nahezu lautlos, auch wenn sie bereits angeschaltet sind. &bdquo;Viele Fahrschulen haben mittlerweile E-Autos, trotzdem werden auch aktuell Fahrschüler nicht intensiv auf diesen Fahrzeugen geschult“, sagt Naujokat. Mit Sorge beobachtet er zudem, dass die neue Fahrzeuggeneration den Fahrer über den Touch-Screen ablenken kann. Wovor Naujokat immer wieder warnt: Seit einer Gesetzesänderung im April 2021 dürften Fahrschüler ihre Prüfungen auf Automatik-Wagen ablegen und trotz mangelnder Schulung später Wagen mit Schaltgetriebe steuern. &bdquo;Das ist für Fahrschüler und Fahrlehrer natürlich einfacher, aber hier geht ein großer Teil der Verkehrssicherheit verloren.“

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