Lippe: Tierschützer werfen Hegering Lügde-Köterberg „sinnloses Töten“ vor

Lügde-Köterberg. Wenn in diesen Tagen der Mond hell am Nachthimmel steht und am Köterberg sogar noch Schnee liegt, dann schlägt die Stunde der Jäger - und für manchen Fuchs sein letztes Stündlein. Auch Hermann Wenneker ist dann auf dem Ansitz: &bdquo;In diesem Licht sieht man die Füchse besonders gut“, erklärt der Vorsitzendes des Hegerings Lügde-Köterberg. Darum machen er und seine Jagdgenossen gerade in dieser Zeit Jagd auf das sogenannte Raubwild, zu dem auch Waschbär, Steinmarder, Marderhund und Hermelin gehören. Bei den intelligenten Rotpelzen kochen die Hormone, das macht sie unter Umständen weniger aufmerksam: Es ist Paarungszeit, &bdquo;Ranzzeit“, wie der Jäger sagt. &bdquo;Jetzt sind die Füchse auf den Läufen. Wenn Sie nachts Gebell hören, dann ist das oftmals kein Hundegebell, sondern Füchse bei der Paarung“, erklärt Hermann Wenneker. Das Zeitfenster für die Fuchsjagd ist nur sehr kurz: Vom 28. Februar bis zum 15. Mai ist die Fuchsjagd verboten. Denn den Fuchswelpen die Eltern wegschießen, das wollen und dürfen die Jäger nicht. Im Jahr 2017/18 fanden 54.645 nordrhein-westfälische Füchse den Tod, davon wurden 4608 entweder im Verkehr getötet oder verendeten anderweitig, etwa durch Krankheiten. Das geht aus Zahlen des Naturschutzbund (Nabu) NRW hervor. Gefährdet ist der Rotfuchs als Art nicht in seinem Bestand – die Population in Nordrhein-Westfalen sei seit 1990 auf einem historischen Hoch, schreibt der Nabu. Der Nabu fordert ein Verbot der Fuchsjagd Die Organisation steht auf dem Standpunkt, dass Tiere nur dann getötet werden dürfen, wenn sie nachhaltig verwertet werden – wenn schon nicht das Fleisch, dann wenigstens das Fell. Das sei bei Füchsen jedoch eher selten der Fall, darum hatte sich der Nabu bei der Reform des Landesjagdgesetzes für ein Verbot der Fuchsjagd ausgesprochen – die Politik entschied anders, das Gesetz von März 2019 erlaubt die Fuchsjagd nach wie vor. Die Tierschützer der Organisation Peta fordert ebenfalls ein Verbot. Wenneker versteht die Fuchsjagd als Schutzmaßnahme für andere Arten. &bdquo;Wir versuchen, die Population zu begrenzen, um damit das Niederwild zu schützen“, erklärt der Elbrinxener. So halten es auch die übrigen Hegeringe im Kreis Lippe. Mit &bdquo;Niederwild“ sind Fasane und Rebhühner, Hasen und Kaninchen gemeint, aber auch Brachvögel und andere Wildvogelarten. Die und vor allem ihr Nachwuchs stehen mitunter auch auf dem Speisezettel der Füchse, die sich allerdings überwiegend von Mäusen ernähren, aber auch von Schnecken und Maden. Wenn sie in die Nähe von Siedlungen oder Autobahnraststätten kommen, bedienen sie sich dort auch gern mal in Mülleimern oder Kompostern: Füchse sind Kulturfolger. Wenn Hühnerzüchter ihre Gehege nicht vernünftig schützen, dann kann das Federvieh auch hier mal leichte Beute sein. An Gänse traut sich Reineke Fuchs entgegen dem bekannten Kinderlied aber eher nicht heran, die sind nämlich ziemlich wehrhaft. Auch Waschbären werden in der &bdquo;Raubwildwoche“ gejagt Auf die Gelege der Bodenbrüter haben es aber nicht nur Füchse abgesehen: &bdquo;Der Waschbär ist noch viel schlimmer“, betont Wenneker, denn der komme ja auch auf die Bäume und lasse kein Nest mit Eiern oder Jungvögeln ungeschoren. Dass sie sich obendrein auch noch an der Obsternte bedienten, mache es nicht besser - ganz zu schweigen von großen Schäden, die Waschbären in Häusern anrichteten. So sollen auch sie in der &bdquo;Raubwildwoche“ zur Strecke gebracht werden. &bdquo;Füchse dienen den Hobbyjägern hauptsächlich als lebendige Zielscheibe, denn weder aus wildbiologischer noch aus gesundheitlicher Sicht besteht ein Grund für die massenhafte Bejagung der Beutegreifer“, schreibt dagegen Peta in einer Pressemitteilung. Das Töten der Füchse sei keine Maßnahme des Artenschutzes, weil sich Füchse in erster Linie von Mäusen ernährten, argumentiert Peta. So sieht es auch der Biologe und Naturfilmer Robin Jähne: &bdquo;So eine Fähe kann 5.000 bis 7.000 Mäuse fangen“, erklärt er. &bdquo;Ich habe selbst schon gesehen, wie die Fuchsmutter mit einem halben Dutzend Mäusen im Fang in den Bau kam, um ihre Jungen zu füttern.“ &bdquo;Der Mensch ist der schlimmere Feind“ Den Niedergang des Niederwildes führt der Experte eher auf die Zerstörung des Lebensraumes durch den Menschen zurück, er werde zu Unrecht den Füchsen in die Schuhe geschoben: Schuld sei vielmehr die intensive Bewirtschaftung des ländlichen Raumes. &bdquo;Überall werden Hecken abgeholzt, und ich habe schon oft gesehen, dass auch die wichtigen Uferrandstreifen der Gewässer zigmal im Jahr gemäht werden, obwohl das wichtige Lebensräume sind.“ Ein gesundes Ökosystem würde auch Waschbären und Füchse aushalten. In Luxemburg ist die Fuchsjagd seit 2015 verboten. Das Verbot gründet sich unter anderem auf Forschungsergebnissen deutscher Wissenschaftler. Die Gefährdung des Niederwildes resultiere &bdquo;in erster Linie“ aus den menschlichen Eingriffen in den Lebensraum. Einfach nur die Füchse zu bekämpfen, helfe den Bodenbrütern nicht, das sei Verschwendung, so lange ihr Lebensraum nicht geschützt und verbessert wird, heißt es von Thomas Kaphegyi vom Institut für Landespflege an der Universität Freiburg. Zwar hätten verschiedene Studien gezeigt, dass die Bekämpfung des Raubwildes lokal begrenzt wieder zu einer Vermehrung der Beutetiere führe. das lasse sich aber nur auf sehr kleinen Flächen von wenigen hundert Hektar effizient durchführen. &bdquo;Signifikante, dauerhafte Absenkungen von Fuchspopulationen als regionale Artenschutzmaßnahme ließen sich dagegen mit jagdlichen Mitteln auf großer Fläche bislang nicht realisieren.“ Oder anders ausgedrückt: Aus Sicht der Wissenschaftler ist die Fuchsjagd hier vergebliche Liebesmüh. Der Hegering tötet rund zehn Füchse in einer Woche Derweil liefert Peta noch ein weiteres Argument, warum Füchse wichtig für das Ökosystem seien. &bdquo;Als Gesundheitspolizei sind Füchse ein wichtiges Glied im Kreislauf der Natur. Sie sichern nicht zuletzt auch ihren Beutearten das Überleben, indem sie schwache und kranke Tiere jagen und Krankheitsherde somit sofort eliminieren.“ Da stimmt auch Jäger Hermann Wenneker zu: &bdquo;Ja, das ist richtig. Aber sie dürfen eben nicht zu viele werden.“ Wie viele Füchse bringt denn so ein Hegering in der Raubwildwoche eigentlich zur Strecke? &bdquo;Gar nicht so viele“, sagt Hermann Wenneker. &bdquo;Ungefähr zehn, würde ich sagen.“ Das Ritual am Ende der Jagd, wenn die erlegten Tiere in eine Reihe gelegt werden und das Jagdhorn bläst, sei mitnichten ein martialischer Ritus, verwahrt sich der Waidmann gegen oft geäußerter Kritik: &bdquo;Damit erweisen wir den Tieren die letzte Ehre.“ Das sei nicht nur Brauchtumspflege, sondern auch die Erinnerung an das Leben, das die Jäger genommen haben. &bdquo;Man kann sie doch nicht töten und dann einfach in die Ecke werfen.“

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