Leben mit 20 Geschwistern: Das ist die wohl kinderreichste Familie aus OWL

Kreis Lippe/Bensheim. &bdquo;Eigentlich war es eher durch Zufall, dass ich etwas mehr über die Familie meiner Mutter erfahren wollte“, beginnt Wolfram Schmitt zu erzählen. Dass sie einige Geschwister hatte, das habe er schon gewusst. Dass sie aber wohl aus einer - oder vielleicht sogar der - kinderreichsten Familie ganz Deutschlands stammt, sei ihm nicht so bewusst gewesen, sagt er lachend. Denn Wilma Schmitt, geborene Jendreck, hatte ganze 19 Geschwister. &bdquo;Eigentlich waren es sogar 21 Kinder“, weiß Wolfram Schmitt. Doch eines, Klaus, geboren am 3. Oktober 1947, starb mit drei oder vier Wochen, erzählt sein lebender Onkel Klaus Jendreck. Er wiederum erblickte exakt ein Jahr nach seinem verstorbenen Bruder das Licht der Welt - gemeinsam mit seiner Zwillingsschwester Bärbel. &bdquo;Und dann wurde ich kurzerhand eben auch Klaus genannt“, erzählt er lachend. Von Bullerbü bis Michel Zwischen Juli 1931 und Februar 1955 brachte Ruth Elsbeth Jendreck insgesamt 21 Kinder zur Welt. Doch der Tod des kleinen Klaus war nicht der einzige Schicksalsschlag für die Großfamilie. Mutter Ruth Elsbeth, geboren 1913, starb mit nur 42 Jahren kurz nach der Geburt von Tochter Ruth 1955. Eine Hausgeburt, der Arzt habe die Blutung nicht stoppen könne, auf dem Weg in die Klinik verstarb die Mutter. Vater Gustav (1907-1974), Bahnarbeiter, war fortan alleinerziehend, habe sich aber immer auf die Hilfe durch die älteren Geschwister verlassen können. Und die 20 Kinder haben Gustav dann insgesamt 56 Enkel beschert. &bdquo;Der Zusammenhalt bei uns war immer super“, auch wenn die Kinder es nicht immer leicht gehabt hätten. Gehänselt worden seien sie schon von anderen. &bdquo;Wir haben aber auch viel Blödsinn gemacht“, erinnert sich Klaus Jendreck lachend. &bdquo;Die Kinder aus Bullerbü“ oder &bdquo;Michel aus Lönneberga“? &bdquo;Das haben wir selbst alles erlebt!“ Noch heute habe er Kontakt zu seinen Geschwistern, &bdquo;auch wenn wir nur noch zu zehnt sind“. Alle zwei Jahre habe er ein Familientreffen organisiert, im kommenden Januar soll es ein Grünkohlessen bei ihm geben. Noch heute leben Jendrecks im Uhlental Doch wie ist Neffe Wolfram Schmitt nun ans Recherchieren über die Jendrecks gekommen? Eigentlich sei es um familiäre Erkrankungen gegangen, erzählt er. Und mit seinem Onkel Klaus habe er immer ganz guten Kontakt gehabt. &bdquo;Im Fernsehen wurde über die kinderreichste Familie Deutschlands berichtet - die hatten aber nur 18 Kinder!“, erzählt der 75-Jährige mit leichtert Empörung, aber auch Stolz in der Stimme. Und so führte eins zum anderen. Ja, er sei schon stolz auf seine Familie. &bdquo;Meine Kindheit war schön. Klar, wir mussten auch viel entbehren, aber es war immer was los.“ Gustav und Ruth Elsbeth flohen nach dem Krieg aus dem Schlesischen Pogarell und landete im Lippischen. Erst in Schönhagen in Extertal beheimatet, zogen sie ins Uhlental in Barntrup, erzählt Klaus Jendreck. Dort sei ein Gemeindehaus gebaut worden, in dem die Familie wohnte - drei der vier Zimmer seien &bdquo;allein restlos mit Betten gefüllt“, wie die LZ kurz nach der Geburt von Monika, dem 19. Kind, im Juni 1951 schrieb. &bdquo;1955 haben wir daneben ein Haus gebaut“, erinnert sich Klaus Jendreck. Noch heute lebt dort einer seiner Brüder: Adolf, genannt Kalle, geboren 1943. Es sei immer viel gesungen worden, wenn die Familie beisammen war. &bdquo;Wir hatten ein besonderes Familienlied: Jenseits des Tales - schließlich lebten wir ja im Uhlental“, erklärt Klaus Jendreck mit einem Augenzwinkern. Und eigentlich wollte er als junger Mann auch gar keine große Familie. Doch das änderte sich, mit seiner Frau hat er drei Kinder, ist mittlerweile Großvater. Neffe vor der Tante geboren Und auch Wolfram Schmitt ist froh, noch etwas mehr über die Familie seiner Mutter Wilma erfahren zu haben. Denn die kann er leider nicht mehr fragen, sie verstarb vor ein paar Jahren. Und früher sei manches eben einfach nicht so wichtig gewesen, &bdquo;viele Dinge im Leben brauchen wohl ihre Zeit“. Wilma, die Zweitgeborene (1932), hatte in Alverdissen in der Zigarrenfabrik gearbeitet und lernte beim Tanz den Bleilöter Günter Schmitt kennen - und lieben. Es verschlug sie beruflich nach Wuppertal, erzählt Wolfram Schmitt, der dort 1962 als drittes Kind das Licht der Welt erblickte. &bdquo;Mein ältester Bruder Harald ist acht Monate vor seiner Tante geboren“, wie er lachend erzählt. So ist das eben mit kinderreichen Familien. Heute lebt Wolfram Schmitt in Bensheim in Südhessen, nach einigen andern Stationen zogen seine Eltern mit den Jungs hierher. Doch den Kontakt zu ihrer Familie habe Wilma nie abreißen lassen. Geburtenziffer heute Hat eine Familie drei oder mehr Sprösslinge, gilt sie heutzutage als kinderreich. Im Jahr 2022 kamen in Deutschland 738 819 Kinder zur Welt, das waren laut Statistischen Bundesamt sieben Prozent weniger als im Jahr zuvor. Im Durchschnitt bekam demnach eine Frau in Deutschland 1,46 Kinder (Geburtenziffer), dem niedrigsten Stand seit 2013. In Lippe betrug die Geburtenziffer 2022 immerhin 1,74.

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