Detmolder Hofsynagoge: Besitzer feiert Halloween-Party im „Horrorhaus“

Detmold. Gruselgestalten, ein Skelett im Fenster der ehemaligen Synagoge an der Bruchmauerstraße 37 - das hat für Aufsehen gesorgt. &bdquo;Leben in der Bude“ nennt Besitzer Hendrik Schnelle die verspätete Halloween-Party, die er jetzt ausgerechnet an diesem Ort veranstaltet hat. Auf die Feier an diesem Ort reagiert die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Detmold mit Entsetzen. Sie wirft ihm vor allem eines vor: Respektlosigkeit. Seit Jahr und Tag besitzt der Detmolder Rechtsanwalt, der unter anderem einige einschlägig bekannte lippische Nazis und jüngst erst den rechten Youtuber Tim Kellner vor Gericht vertreten hat, das Gebäude. Das 1633 errichtete Fachwerkhaus mit der Holzfassade ist baulich in keinem guten Zustand, aber es ist geschichtsträchtig: Mehr als 100 Jahre hat es die damalige jüdische Gemeinde in Detmold bis 1742 als Synagoge genutzt - was Schnelle selbst übrigens bestreitet. Und es steht unter Denkmalschutz. Schnelle wünscht sich Abriss Schnelle hätte es nach eigenem Bekunden am liebsten abreißen lassen. Es stand auch schon mal das Angebot im Raum, es an die jüdische Gemeinde zu vermieten, wenn diese dann die von Schnelle geschätzt 400.000 Euro für die Instandsetzung übernehmen würde. Oder auch: Das Gebäude ins Freilichtmuseum versetzen zu lassen. Doch letzteres wäre weder für Denkmalschützer noch für die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit eine Option: &bdquo;Das Gebäude ist genau an dieser Stelle so wertvoll, weil es Teil eines Viertels mit diversen Spuren jüdischen Lebens ist“, beschreibt Geschäftsführer Philipp Wagner die Haltung des Vereins. Skelett am Fenster Zu den Vorgängen am 18. November äußert sich Hausbesitzer Hendrik Schnelle selbst auf seiner Internetseite: &bdquo;Am Samstag trafen sich 20 Karnevalisten, lustig kostümiert, in der als Horror-Haus von Detmold geschmückten Ruine“. &bdquo;Was soll ich denn sonst machen mit der alten Bude, bis ich sie endlich abbrechen darf?“ In Detmold seien Parkplätze nun mal &bdquo;Mangelware“, er wolle sein Denkmal in das LWL-Freilichtmuseum versetzen lassen, und am alten Standort neue Parkplätze, möglichst mit E-Anschlüssen, schaffen. &bdquo;Parkplätze sind heute wertvolle Wirtschaftsgüter“, sagt Schnelle. Dass er aber nun ausgerechnet die Fenster einer ehemaligen Synagoge mit gruseligen Elementen wie einem Skelett schmückte und eine Halloween-Party dort veranstaltete, rief die Kritiker auf den Plan. Kindisches Verhalten Eine davon ist Joanne Herzberg, jüdische Vorsitzende der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Detmold. Hendrik Schnelle lege es aus ihrer Sicht darauf an, zu provozieren. &bdquo;Es ist sein Gebäude, und er kann damit machen, was er will. Aber er weiß ganz genau, dass dieses Gebäude ein wichtiges Wahrzeichen in Detmold ist. Und er provoziert mit solch einer Aktion Gefühle bei denen, die ihn kritisieren.“ Was für Gefühle? &bdquo;Einerseits einfach Ärger über sein Verhalten. Aber andererseits auch einfach Ungläubigkeit darüber, dass jemand sich so kindisch verhält.“ Gerade ein Rechtsanwalt müsse einfach mehr Respekt zeigen, als Schnelle das hier tue, meint Herzberg. So sehen es auch ihre Mitstreiter. &bdquo;Wir sind entsetzt, dass hier immer wieder rote Linien überschritten werden“, sagt Geschäftsführer Philipp Wagner. Schnelles Wunsch nach Parkplätzen sei nachvollziehbar. &bdquo;Wir verstehen seine Perspektive und respektieren sie“, aber &bdquo;Eigentum verpflichtet auch.“ Schnelle zeige keinerlei Respekt vor der Geschichte des Hauses. &bdquo;Es geht hier nicht nur um jüdische, sondern auch um Detmolder Geschichte. Wir haben ein Interesse, dass die erhalten bleibt.“ Kein Rechtsverstoß Jemand hatte an dem Partyabend die Polizei gerufen, die der ehemaligen Synagoge einen Besuch abstattete. Das bestätigt Polizeisprecherin Nina Ehm auf Nachfrage: &bdquo;Ein Zeuge hat sich bei der Leitstelle gemeldet. Die Kollegen sind tatsächlich hingefahren und haben überprüft, ob es bei dieser verspäteten Halloween-Party irgendwelche Verstöße gegen das Baurecht gegeben hat. Das war nicht der Fall.“ Gleichwohl habe die Polizei das &bdquo;zur weiteren Einschätzung und Prüfung eventueller baurechtlicher Auflagen an die zuständige Abteilung der Stadt Detmold weitergegeben.“ Die Stadt Detmold hat sich auf Anfrage geäußert: Aus der subjektiven Perspektive entspreche eine Halloweenparty weder dem richtigen Umgang mit einem solchen Denkmal noch passe es auch nur annähernd in die Zeit nach dem 9. November und zu der aktuellen Antisemitismusdebatte, sagt Pressesprecher Thorsten Engelhardt dazu. &bdquo;Als Stadtverwaltung halten wir uns natürlich an die Bewertung auf der Basis rechtlich-objektiver Kriterien. Demnach ist es rechtlich zulässig, in im privaten Eigentum stehenden Gebäuden Feiern stattfinden zu lassen, sofern keine ordnungsrechtlichen Vorschriften, wie zum Beispiel Lärmbelastung, verletzt werden.“

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