An der Ostwestfalenstraße entsteht für Monate ein neues Nadelöhr

Bad Salzuflen/Bielefeld. Endspurt und Neustart auf und an der Ostwestfalenstraße: Während der Bau des neuen kreuzungsfreien Knotenpunkts mit der Oerlinghauser Straße auf die Zielgerade biegt, haben Anfang der Woche die Arbeiten für den vierten (und letzten) Bauabschnitt der L 712n im &bdquo;Dreiländereck“ zwischen Bad Salzuflen, Bielefeld und Herford begonnen. Die rund 2,5 Kilometer Verlängerung der Ostwestfalenstraße vom heutigen Ende bei Lockhausen bis zur Herforder Straße (B 61) in Bielefeld-Milse ist aktuell mit 34 Millionen Euro kalkuliert. Neuer Engpass Bis der neue kreuzungsfreie Knotenpunk mit der Oerlinghauser Straße freigegeben wird (Baukosten: rund 4,5 Millionen Euro), wird er jedoch noch einmal monatelang zum Nadelöhr. Um die beiden neuen Kreisverkehre an die Ostwestfalenstraße und die über sie führende Brücke anzubinden, muss die Oerlinghauser Straße von voraussichtlich Anfang Oktober bis Mai kommenden Jahres in dem Bereich voll gesperrt werden. Eine Ausnahme gibt es für Radfahrer und Fußgänger. &bdquo;Wir bauen gerade für sie einen neuen Weg, wenn der fertig ist, wird die Straße für den motorisierten Verkehr gesperrt“, erläutert Sven Johanning, Sprecher vom Landesbetrieb Straßenbau (&bdquo;Straßen.NRW“). Im kommenden Mai soll der neue, kreuzungsfreie Knotenpunkt dann komplett fertig sein, der ein altes Provisorium ersetzt (siehe Kasten). Zurück zum Weiterbau der Ostwestfalenstraße Laut Angaben von Projektleiter Marcel Karsten vom Landesbetrieb Straßenbau richtet zunächst das Bauunternehmen Karl Pollmann GmbH aus Beckum die Baustelle ein. Dazu gehören die Verkehrssicherung der Baustellenzufahrt, Rodungsarbeiten und die Räumung des Baufeldes. In diesem Zusammenhang werden auch die Bauzäune an der ehemaligen Kleingartenanlage entfernt, die man von der Milser Straße aus zurzeit noch sieht. Planmäßig werden dann Ende des Jahres die Arbeiten an dem Brückenbauwerk an der Milser Straße starten. Dieses dient zur Überführung der verlängerten Ostwestfalenstraße. Anfang nächsten Jahres wird der Durchlass des Milser Bachs gebaut. Anschließend wird es mit dem Bau der Brücke über die Aa weitergehen. Das Bauwerk über die Aa befindet sich derzeit noch in der Ausschreibungsphase. Im Zuge des Umbaus der Kreuzung für den Anschluss der Ostwestfalenstraße an die Herforder Straße erfolgen der Bau der Brücke über den Johannisbach, der Straßenbau und viele weitere Arbeiten für eine sichere Entwässerung der Straße. Für eine Verkehrsfreigabe sind dann noch Lärmschutzwände, Verkehrszeichen, Markierungen und wegweisende Beschilderungen erforderlich, heißt es in einer Pressemitteilung des Landesbetriebs Straßenbau. Weitere Straßensperrung Für die erste Brücke an der Milser Straße wird eine Umfahrung hergestellt – dafür muss die Straße voraussichtlich zwei Wochen voll gesperrt werden. Da ansonsten im Rahmen der bislang beauftragten Arbeiten auf freier Fläche gebaut wird, hat das zunächst für Anlieger und Pendler keine verkehrlichen Auswirkungen. Im weiteren Verlauf des Gesamtprojektes wird die Anbindung an die Herforder Straße auf Bielefelder Gebiet jedoch eine Herausforderung, weil der Umbau unter fließendem Verkehr der hochbelasteten Bundesstraße 61 erfolgt. Auf der anderen Seite der Baustrecke, also bei der abschließenden Anbindung an das vorhandene Ausbauende der Ostwestfalenstraße vor der A 2-Anschlussstelle Ostwestfalen/Lippe, wird es ebenfalls zu zeitweiligen Einschränkungen kommen, teilt der Landesbetrieb weiter mit. Mit der Fertigstellung des vierten Bauabschnitts der Ostwestfalenstraße rechnen die Verantwortlichen bis zum Ende dieses Jahrzehnts. Flora und Fauna Der Bau des rund 2,5 Kilometer langen Lückenschlusses hat laut dem Landesbetrieb auch Auswirkungen auf die Umwelt. Im Planfeststellungsbeschluss sind Vorgaben zu den Schutzgütern, also Tiere, Pflanzen, Boden, Wasser und Landschaft zusammengefasst. &bdquo;Unser Team hat jederzeit den Schutz der dort lebenden Tiere, der Gewässer, Bäume und Grünflächen im Blick. Es kontrolliert auch die frist- und fachgerechte Umsetzung der umweltrelevanten Maßnahmen“, wird Projektleiter Karsten zitiert. Bisher wurden 40.000 Quadratmeter Extensivgrünland entwickelt, etwa 2100 heimische Gehölze wie Erle, Ahorn, Schlehe und Eichen gepflanzt und 2000 Quadratmeter Ackerbrache zur Selbstbegrünung angelegt. Darüber hinaus wurden unter anderem Fledermauskästen und Ersatznistkästen für Turmfalken angebracht. Laut Projektleiter Karsten zeigt die Verkehrsprognose einen Anstieg an motorisiertem Verkehr entlang der Strecke. Für 2025 sind auf der Ostwestfalenstraße 22.300 Autos und mehr als 3700 Lkw pro Tag prognostiziert. Naturschützer und Anwohnerinitiativen kritisieren das Straßenbau-Projekt nach wie vor scharf. Provisorium macht seinen Job Seit Ende der 1980er Jahre wurde die Kreuzung der Oerlinghauser Straße mit der Ostwestfalenstraße wegen des hohen Verkehrsaufkommens und der gefahrenen Geschwindigkeiten auf der L 712 n regelmäßig als Unfallhäufungsstelle eingestuft. Allein zwischen 1989 und 1993 ereigneten sich an dem Knotenpunkt laut einer Statistik der Polizei 47 Unfälle, drei davon mit Todesfolge. Der Kreis Lippe beantragte bereits 1991 einen teilplanfreien Umbau. 1993 erfolgte eine entsprechende Zusage des Landes NRW. Da zur Verbesserung der Verkehrssicherheit eine schnelle Lösung gefragt war, wurde im Oktober 1999 ein provisorischer Kreisverkehr aus Recyclingelementen auf die Ostwestfalenstraße gesetzt, der bis heute seine Funktion erfüllt: Seit fast einem Vierteljahrhundert hat es an der Stelle keine schweren Unfälle mehr gegeben. Im Juni 2021 begann schließlich der Bau des neuen Knotenpunktes.

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