Gift in der Helpuper Schule

Oerlinghausen. Bei den Vorbereitungen zum Umbau der Grundschule Helpup wurde im Neubau, im Altbau sowie im Verwaltungstrakt der Stoff PCB in Baumaterialien und in der Raumluft gefunden. PCB steht für Polychlorierte Biphenyle (siehe Info). Entdeckt wurde der Giftstoff, weil Teile der Räume umgebaut werden sollen. Aus diesem Grund müssen somit auch alte Baumaterialien entsorgt werden. Diese Materialien werden grundsätzlich auf Schadstoffe untersucht, um sie anschließend sachgerecht entsorgen zu können. Dabei wurden vom Bielefelder Institut für Umweltanalyse hohe PCB-Gehalte in den weißen Beschichtungen der Spanplattendecken festgestellt. Ab 3.000 ng/m³ Luft muss sofort gehandelt werden Die Richtlinie für die Bewertung und Sanierung PCB-belasteter Baustoffe und Bauteile in Gebäuden in der Fassung von Juni 1996 gibt die Grenzwerte für PCB-Vorkommen an: &bdquo;Von PCB-belasteten Baustoffen und Bauteilen in Räumen können Gesundheitsrisiken für die Nutzer der Räume ausgehen. Das gesundheitliche Risiko steigt mit der Konzentration der PCB-Gehalte in der Raumluft, der Nutzungsart und der Aufenthaltsdauer im Raum", heißt es in der Richtlinie. Raumluftkonzentrationen unter 300 Nanogramm pro Kubikmeter (ng PCB/m³) werden als langfristig tolerabel angesehen. Ein Nanogramm ist der milliardstel Teil eines Gramms. Bei Raumluftkonzentrationen zwischen 300 ng/m³ und 3.000 ng/m³ ist die Quelle aufzuspüren und unter Beachtung der Verhältnismäßigkeit mittelfristig zu beseitigen. Zwischenzeitlich ist durch regelmäßiges Lüften sowie gründliche Reinigung und Entstauben der Räume eine Verminderung der Gehalte in der Raumluft anzustreben. Der Zielwert liegt bei weniger als 300 ng/m³ Luft. Das ist der Wert, der bei einer Sanierung anzustreben ist. Bei Raumluftkonzentrationen oberhalb von 3.000 ng/m³ seien kurzfristig Maßnahmen zur Sanierung umzusetzen." Die Raumluftmessungen in den Räumen der Grundschule Helpup mit entsprechendem Deckenanstrich ergaben Messwerte zwischen 900 und 2.435 ng/m³. Der Interventionswert von 3.000 ng/m³ wird in keiner Probe überschritten, ist aber recht nahe dran. Marcel Jagnow, Fachbereichsleiter Interne Dienste und Bildung, sagt: &bdquo;Ausgehend von den exemplarisch ermittelten Ergebnissen nehmen wir an, dass alle Räume in der Grundschule Helpup in denen die beschriebenen, weiß beschichteten Spanplattendecken verbaut wurden, vergleichbar erhöhte PCB-Gehalte in der Raumluft aufweisen." Wie es in der Grundschule weitergeht, beschreibt Marc Plaßmann, Fachbereichsleiter Bauen und Umwelt: &bdquo;Wir haben die Information über die PCB-Belastung am Dienstag erhalten. Erste Konsequenz war, dass die Lehrerinnen und Lehrer dazu aufgefordert wurden, häufiger zu lüften. Außerdem wurde das Reinigungspersonal dazu angehalten Böden, Tische, Stühle und andere Oberflächen feucht zu reinigen." Aufgrund dieser Vorsichtsmaßnahmen und auch, weil der gemessene Wert unter dem kritischen Wert von 3.000 ng/m³ liege, könne der Unterricht wie bisher durchgeführt werden. Arbeit am Handlungskonzept Das Bauamt ist derzeit in engem Kontakt mit dem Architekturbüro Schmersahl, Biermann, Prüßner aus Bad Salzuflen, die auch den Umbau der Grundschule betreuen. Die Architekten prüfen, wie schnell die Deckenplatten entfernt werden können. Eingebunden in diese Abstimmungsgespräche ist auch das Institut für Umweltanalyse. Aber bei der Entfernung der betroffenen Platten muss besondere Vorsicht gelten. Die Bauarbeiter dürfen nicht den Giftstoffen ausgesetzt werden, die Arbeit darf nur mit speziellen Schutzanzügen angegangen werden. Und nach der Demontage müssen die Platten fachgerecht entsorgt werden. Noch gibt es kein Handlungskonzept, aber Plaßmann räumt ein, dass eine Beseitigung bei laufendem Betrieb kaum machbar sei. &bdquo;Wir können nicht in einem Raum mit Schutzanzügen die Deckenplatten herunterreißen und im Raum nebenan wird normaler Unterricht veranstaltet. Sein Wunsch wäre, dass die Beseitigung der kontaminierten Deckenplatten während der Sommerferien durchgeführt werden könne. Es sei jedoch ungewiss, ob die Verwaltung so schnell eine Firma finden könne, die die Arbeiten erledigt. Typischerweise können auch Sekundärbelastungen von Materialien mit großen Oberflächen, wie Wandanstriche, Fußbodenbeläge und lackierte Metallbauteile wie Türzargen und Heizkörper, sowie möglicherweise auch das übrige Inventar, das bisher noch nicht untersucht wurde, zu Raumluftbelastungen beitragen. Deshalb werden mittelfristig auch für diese Fälle Sanierungsmaßnahmen geplant und umgesetzt. Da dieser PCB-Fund seinen Ursprung in den 1960-er und 1970-er Jahren hat, werden Folgeuntersuchungen an der Grundschule Lipperreihe, an der Heinz-Sielmann-Schule und auch am Niklas-Luhmann-Gymnasium folgen. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen werden dann von der Stadtverwaltung Oerlinghausen bekannt gegeben.

Meistgelesen