So geht es mit dem Detmolder Start-up Lynes nach der "Höhle der Löwen" weiter

Detmold. Drei Minuten haben Gründer bei der Sendung "Die Höhle der Löwen" jeweils, um mit einem Pitch den Investoren ihr Start-up vorzustellen. Danach dürfen ihnen die Investoren Fragen stellen und entscheiden dann direkt in der Sendung, ob sie mit Wagniskapital einsteigen möchten. Buchstäblich in letzter Sekunde hat sich Investor Nils Glagau für die Detmolder entschieden - nachdem alle anderen Investoren schon abgewunken hatten. "Das war schon sehr aufregend", sagt Tobias Hubbes. Am Tag vorher war er mit seinem Bruder Sven zur Aufzeichnung in Köln angereist und hatte mit ihm im Hotelzimmer die Präsentation geübt, bis sie wirklich sicher saß. "Als wir dann am Tag darauf im Studio hinter der Bühne standen und uns gesagt wurde: In 20 Sekunden geht es los", erinnert sich Sven Hubbes, "da habe ich Tobias angesehen und konnte mit bloßen Augen den Puls an seinem Hals erkennen." Beide lieferten einen perfekten Pitch ab - vor einer symbolischen Bushaltestelle und einem großen Handy, was das Geschehen auf dem Bildschirm des Smartphones für Investoren und Zuschauer sichtbar machte. "Das große Handy ist bei App-Vorstellungen in der Sendung quasi Standard", sagt Tobias, "aber für die restliche Kulisse konnten wir unsere Ideen mit einbringen." Da sei auch auf Details geachtet worden. So hieß die Bushaltestelle "Löwenplatz" und die symbolische Busfahrt kam aus dem "Löwengang". Authentische Show Die Show sei sehr authentisch, sagen beide. "Die Löwen (Investoren) wissen vorher wirklich nicht, was sie erwartet", sagt Sven. "Wir hatten auf dem Studiogelände unsere Lynes-Pullover an und mussten immer die Hand über das Logo halten, dass es niemand sah und hätte googeln können." "Die Investoren entscheiden wirklich aus dem Moment heraus und gehen nicht etwa in einer Pause raus und telefonieren mit Beratern", bekräftigt Tobias. Auch habe ihnen der Sender Vox, außer der Geheimhaltung des Sendungsergebnisses bis zur Ausstrahlung, keine Vorgaben gemacht und sei nun auch nicht an Gewinnen beteiligt. "Die Produktionsfirma hatte wohl von uns gelesen und war auf uns zugekommen", erzählt Sven. "Sie haben uns ermutigt, uns als Gründer zu bewerben." Das war der letzte Stups, den beide Brüder brauchten. "Seit Staffel 1" seien sie Fans von "Die Höhle der Löwen", erzählen sie, hätten sich aber nie getraut, selbst mitzumachen. "Für uns galt aber trotzdem der reguläre Bewerbungsprozess", versichert Sven. "Wenn dort auf der Bühne einer der Löwen ein Investment zusagt, dann ist das quasi ein Handschlag-Deal", erklärt er. "Natürlich wird dann später, wie es bei Wagnis-Kapital üblich ist, eine Due-Diligence-Prüfung gemacht. Man muss sich also einmal komplett nackig machen." Dabei werde überprüft, ob die Gründer bei ihrem Pitch auch bei der Wahrheit geblieben seien. Und mit ihrer radikalen Offenheit haben die Detmolder Nils Glagau wohl letztendlich überzeugt. "Während unseres Pitches war Nils richtig fokussiert", erinnert sich Sven. "Und als er uns dann Fragen gestellt hat, hat er uns ganz tief in die Augen geschaut. Man hat gemerkt, dass er verstehen wollte, wie wir ticken." Ansprechpartner für alles Die Aufzeichnung der Sendung ist nun ein Jahr her. Direkt nach der Sendung sind die Verträge über die 180.000 Euro Kapital für eine 25-Prozent-Beteiligung fertiggemacht worden. "Auch wenn wir ja eigentlich nur eine 20-prozentige Beteiligung hatten geben wollen, war es rückblickend das Beste, was uns passieren konnte", ist Tobias überzeugt. Denn vor einem Jahr sei die App noch längst nicht so weit gewesen wie heute. "Das ist jetzt eine viel bessere App", sagt Tobias. "Das Investment von Nils ist ja nur der eine Aspekt", erklärt Sven. "Man bekommt darüber hinaus so viele Ressourcen, die man sonst alle einkaufen müsste." So gebe es bei Rock B(r)and, Glagaus Investment-Firma, einen Ansprechpartner für sie beide, mit dem sie mindestens wöchentlich konferierten, erzählt Tobias. Für alle Bereiche gebe es dort Ansprechpartner und Hilfe. Natürlich werde man noch weitere Finanzierungsrunden brauchen, geben beide zu. "Plattform-Modelle sind leider anfangs sehr kapitalintensiv, weil man das Henne-Ei-Problem hat", erklärt Sven. "Die Partnerunternehmen möchten viele Nutzer haben und die Nutzer viele Partnerunternehmen, bei denen sie ihre Punkte einlösen können." Aber dass es mehrere Finanzierungsrunden brauche, sei immer so geplant gewesen. Die nächste stehe wohl gegen Ende des Jahres an. Die Sendungsfolge mit Sven und Tobias Hubbes lässt sich in der Mediathek abrufen. Lynes - Payback für Umweltschutz Die Idee hinter Lynes ist ein Belohnungssystem für die Nutzung von umweltfreundlicher Fortbewegung. Eine Smartphone-App erfasst - automatisch wie eine Fitness-Uhr - die komplette Mobilität des Handy-Eigentümers. Für Autofahren gibt es keine Punkte, aber fürs zu Fuß gehen, fürs Bahn-, Bus- oder Radfahren. Die lassen sich später bei Online-Shops oder bestimmten lokalen Geschäften gegen Prämien einlösen.

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