Für den Hochwasserschutz müssen die Lagenser mehr tun

Lage. Schlamm liegt auf der Straße am Vorlandweg in Ehrentrup, ein kleiner Bach hat sich in einen reißenden Strom verwandelt und Mengen an Schlamm zurückgelassen. Am Tag nach dem Unwetter liegen Zahlen vor: 70 Liter Wasser pro Quadratmeter sind in kürzester Zeit runtergekommen. "Die Gewitterzelle färbte sich von blau zu rot, dann lila und dann ging es ganz schnell. Die ersten Notrufe kamen rein, Keller liefen voll", sagt Anders. Solche Wassermassen kann ein Kanalsystem in so kurzer Zeit nicht fassen, aber es gibt Maßnahmen, die mehr Zeit verschaffen, damit die Fluten ablaufen können. Lesen Sie auch:Starkregen in Lage: "Wasser kam wie eine Flutwelle über den Hof" Sven Anders wird nicht müde, auch an die Eigenverantwortung der Bürger zu appellieren, er bietet eine Beratung an. Am Montag hat es vor allem Hagen, Ehrentrup und Waddenhausen getroffen. "Das kann aber überall passieren. Und so genau lässt sich das nicht vorhersagen, wo eine derartige Gewitterwolke runterkommt und Zeit zum Warnen gibt es kaum", sagt Anders. Das Wasser kam am Montag mit Macht, Familie Pfaff in Ehrentrup sah, dass sich der Durchlass am Bach neben ihrem Haus in Nullkommanichts zusetzte. Und dann lief die Flut über die Einfahrt. Der Durchlass hat ein Gitter. "Da haben wir immer wieder Probleme. Eine Woche vorher saß er schon einmal zu", sagt Ramona Pfaff. Hochwasserschutzmaßnahmen der Stadt wirken Nicht weit entfernt wohnt Nicole Dolle am Bussardweg. Dort hat die Stadt den Hochwasserschutz angepasst, weil es immer wieder Probleme gab und auch weil das Baugebiet Obere Bült ausgewiesen wurde. "Wir hatten regelmäßig das Wasser im Haus, der Garten war überflutet - und es war keineswegs nur Regenwasser", sagt Nicole Dolle. Die Anwohner hätten große Bedenken angesichts des Baugebietes gehabt und bei der Stadt stießen sie auf offene Ohren. "Der Hochwasserschutz muss heute anders gedacht werden. Wir müssen mehr dafür tun", sagt Anders. Am Bussardweg wurden große Durchlässe eingesetzt, ein Gitter haben sie nicht. Das allerdings kann man nicht immer einfach weglassen. "Wenn die Durchlässe zu lang sind, dann muss ein Gitter davor. Es geht darum, Menschen vor dem Ertrinken zu bewahren. Ist so ein Stück länger, dann dauert es zu lange, bis jemand wieder Luft bekommen kann. Ist der Durchlass kurz, dann besteht die Gefahr nicht in dem Ausmaß", erklärt Anders. Auch gebe es noch zu viele verrohrte Bäche. "Da haben wir das Problem, dass wir an private Flächen nicht ohne weiteres rankommen." Aber nicht nur die Stadt sieht er in der Pflicht. Beim Jubiläum der Feuerwehr war der Hochwasserschutz ebenfalls Thema. Experten aus Köln waren vor Ort und erklärten, was Bürger selber in ihren Häusern, Wohnungen und in ihrem Umfeld machen können. "Wir kommen und beraten, es müssen nicht immer die ganz großen Umbauten gemacht werden. Es hilft, die Waschmaschine im Keller auf einen Sockel zu setzen oder auch Bodenabflüsse zu schließen, die man nicht braucht." Und dann ist da das Thema Rückstausicherung. "Man gewinnt damit Zeit. Und das ist bei so einem Starkregen ein wichtiger Faktor, denn das Kanalsystem kann das Wasser aufnehmen - nur nicht so schnell. Es läuft kontinuierlich ab", erklärt Anders. Bürgermeister dankt allen Helfern Wer da investiere und sein Eigentum schütze, entlaste auch die Rettungskräfte. Und für die war es eine heiße Nacht: Feuerwehr, Bauhof, Polizei und die Verwaltungsmitarbeiter mussten 180 Notrufe abarbeiten. Am Dienstag spricht Bürgermeister Matthias Kalkreuter, der in der Nacht auf Dienstag ebenfalls in der Feuerwache war, allen Helfern seinen Dank aus. Die Feuerwehr unter der Leitung des stellvertretenden Wehrführers, Detlef Lemke, habe "erneut ihre Professionalität unter Beweis gestellt." Es sei eine Gemeinschaftsleistung gewesen. "Ein weiterer Dank geht an die städtischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ebenso großartige Hilfe geleistet haben. Auch den Bürgerinnen und Bürgern, die ihren Familien, Bekannten und Nachbarn geholfen haben, erste Schäden zu beseitigen, danke ich für die geleistete Hilfsbereitschaft." Ein Termin beim Fachteam Abwasser für eine Beratung kann unter der Nummer des Bürgerservice, Tel. (05232) 601-0, vereinbart werden. Gesonderte Abfuhr: Sperrmüll kann gemeldet werden Die Schadensbeseitigung läuft - und auch hier will die Stadt weiter unterstützen. Es muss einiges an Mobiliar entsorgt werden, das durch den Starkregen beschädigt wurde. Die Arbeitsgemeinschaft Arbeit (AGA) in Detmold hat sich auf Nachfrage der Stadt Lage bereit erklärt, einen Sonderabfuhrtermin für Lage vorzusehen. Bürger, die dieses Angebot der Stadt Lage nutzen möchten, werden gebeten, sich unter Tel. (05232) 601-0 zu melden, ihre Adressangaben zu hinterlegen und mitzuteilen, welche und in welchem Umfang Gegenstände zu entsorgen sind. Sobald die Stadt eine Übersicht über Art und Menge des Sperrmülls hat, wird ein Sonderabfuhrtermin mit der AGA vereinbart und in den Medien bekannt gegeben. Die AGA habe signalisiert, dass das relativ zeitnah erfolgen könne.

Meistgelesen