Paar lebt Traum vom Van-Life – was die beiden aus ihrer Reise gelernt haben

Lage-Hörste. Beide haben gute Jobs, viele Freunde, ein gutes Leben in Berlin, wie man so sagt. Aber Anna Orzelski und Florian Berndt spüren, dass es mehr geben muss. 2021 kaufen sie einen Fiat Ducato, bauen ihn um und lassen im Mai 2022 alles hinter sich. Jetzt sind sie zurück - mit vielen Erkenntnissen, einem neuen Familienmitglied und der Gewissheit, dass sie ihr weiteres Leben gemeinsam verbringen möchten. In Deutschland ist es Winter, als die beiden wieder ankommen. Für das Paar ist es ein kompletter Neuanfang. Es hatte sein altes Leben in Berlin komplett aufgegeben und alles verkauft. Anna Orzelski, die in Hörste aufgewachsen ist, ist optimistisch, dass es weitergeht - auch wenn die Wohnungssuche nicht ganz so einfach ist. Denn da ist auch Paul dabei, der Hund, den das Paar in Teneriffa als Welpen aufgenommen hat, und der jetzt eine ganz formidable Größe vorweist. Es klappt, und nun kommt in der alten neuen Heimat schon etwas Wehmut auf. "Doch das fühlt sich jetzt richtig an, wir waren zum Schluss an einem Punkt, wo wir wieder gegenseitig Freiräume brauchten", sagt die 31-Jährige. Der Fiat Ducato war monatelang ihr Zuhause. Das Fahrzeug hatten sie 2021 gekauft, um die 8.000 Euro kostete der Umbau. Auf dem Dach hat Bob, wie er getauft wurde, eine Solaranlage, denn das Paar wollte weitestgehend autark sein. Beide surfen leidenschaftlich gerne, also ging es im Mai 2022 die Atlantikküste runter. Und der Ausstieg aus dem Job sollte auch kein kompletter sein. "Wir waren weiter angestellt, hatten auch eine Krankenversicherung für das Ausland abgeschlossen. Es ist ein selbstbestimmteres Arbeiten gewesen - es ist unglaublich schön, wenn man mit dem Meeresrauschen einschläft und frühmorgens den Sonnenaufgang genießen und surfen kann", sagt Anna. Bett musste verlängert werden Wichtig sei, vor dem Reisestart alles gründlich zu testen - auch die Schlafmöglichkeiten. "Auf dem Papier bekommt man einiges unter. Das Bett für Florian haben wir allerdings noch einmal umgebaut und es verlängert, damit es auf Dauer bequemer ist." Die Freiheit hat ihren Preis, denn längst nicht überall könne man kostenfrei stehen. "Wir haben vor allem anfangs sehr auf die Kosten geachtet, weil wir keine Erfahrung hatten. Die Kanaren sind da ein guter Tipp, da kann man an vielen Stellen frei stehen." Aufgewachsen im beschaulichen Hörste, liegt nahe, dass die Naturverbundenheit zumindest gute Chancen hat, sich durchzusetzen. Gecampt habe sie allerdings vorher noch nie, aber Erfahrungen als Backpackerin hatte sie in Asien gesammelt, als Yogalehrerin hatte sie auch in einem Surfcamp gearbeitet. Ihr Freund, Leistungssportler im Handball, ist in der Bushcraft-Szene zuhause - da geht e ums Leben in der Wildnis. "Daraus hatte sich unser Wunsch entwickelt, aus der Tretmühle auszusteigen, mehr auf unser Inneres zu hören, selbstbestimmter zu leben", sagt Anna. Und jetzt? "Das fühlt sich in diesem Augenblick genau richtig an, wieder hier zu sein. Als Paar sind wir zusammengewachsen, aber wir haben auch gemerkt, dass wir uns gegenseitig wieder Freiraum geben müssen, es braucht wieder jeder ein Stück weit mehr ein Ich." Minimaler Komfort ist lehrreich Der Gewinn, den sie aus der Reise gezogen hätten, sei groß. Es geht um die Lebensphilosophie, um den Umgang mit sich selbst, den eigenen Grenzen und mit der Umwelt. Mit einer Außendusche, ohne Heizung, weniger Wasser und Strom - man lerne sehr gut, mit weniger auszukommen. "Das ist keineswegs immer schön. Es war zum Teil sehr kalt, ich war froh, dass ich eine Wärmflasche im Schlafsack hatte", sagt Anna lachend. Auch Bob setzte die Reise zu. Auf Teneriffa schaffte er den Berganstieg nicht - "und als wir rückwärts runterrollen mussten, da war das ein Erlebnis, was ich nicht noch einmal haben muss". Einmal musste der Ducato abgeschleppt werden, zum Ende hin gab der Scheibenwischermotor im strömenden Regen seinen Geist auf. Und jetzt, was will Anna Orzelski? Bob bleibe erst einmal stehen. Aber auch: "Die Frage begleitet mich bestimmt schon zehn Jahre lang. Alles, was ich je wollte, habe ich. Partner. Hund. Reisen. Abenteuer. Wieder merke ich, dass es richtig ist, wie es eben gerade ist." Wer mehr über die Reise wissen möchte, findet das unter: www.annasworldofwonder.de/vantour/

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