
Oerlinghausen. Fläche ist nicht vermehrbar. Auch wenn es noch so viele Anfragen von Unternehmen gibt, die sich auf dem Gebiet der Bergstadt ansiedeln wollen. Denn Oerlinghausen liegt verkehrstechnisch betrachtet extrem günstig. Die A33 und die A2 sind in unmittelbarer Nähe und auch die B66 und die B239 sind – nach Abschluss der Straßenbauarbeiten – gut zu erreichen. Doch die Bergstadt hat keine Flächen, die als Gewerbegebiete ausgewiesen sind. Flächen sind ein begrenzender Faktor. Auch deshalb, weil sich ein Gedanke grüner Politik durchgesetzt hat, möglichst wenig Fläche zu versiegeln.
Wirtschaftsförderung spielt sich in Oerlinghausen also nicht in erster Linie in der Bereitstellung von Flächen ab, es geht in großem Maße um die Pflege der ansässigen Unternehmen. Und Bürgermeister Dirk Becker hat das Thema zur Chefsache erklärt – natürlich mit Hilfe der entsprechenden Fachbereichsleiter. Die Schwierigkeiten, die die Unternehmen beschäftigen, sind vielfältig. Die einen klagen über ein zu langsames Internet, wobei die Sewikom als ausführendes Unternehmen für den Ausbau mit Glasfaserkabeln immer noch nicht fertig ist, anderen sind die Zufahrten zu den Firmengrundstücken zu eng oder die Parksituation lässt zu wünschen übrig. All das hört Becker bei seinen regelmäßigen Gesprächen mit den Unternehmern – und kann doch in vielen Fällen nicht selbst für eine Lösung sorgen, denn für vieles ist der Kreis Lippe zuständig. Aber er kann vermittelnd tätig werden und auf der Verwaltungsebene manchmal auch dafür sorgen, dass ein Problem schnell gelöst wird. „Ich habe gute Kontakte zu den Unternehmen und manches ist auch für beide Seiten von Vorteil, beispielsweise die Betriebskita von Gundlach“, sagt Dirk Becker.
Viele Anfragen von Unternehmen, die sich gern in Oerlinghausen ansiedeln möchten, muss er jedoch abschlägig beantworten. „Die Stadt hat keine Gewerbegrundstücke“, sagt er. Zudem sind die verfügbaren Flächen zu klein und in Privatbesitz. Manchmal können Grundstückswünsche erfüllt werden, indem Becker die Grundstückseigentümer anspricht und nachfragt, ob die Unternehmen die Fläche selbst benötigen. Auch da wird er dann vermittelnd tätig.
Neuansiedlungen wären von Vorteil
Bei größeren Flächen ist eine Zusammenarbeit mit den Regionalplanern der Bezirksregierung angesagt. Im Regionalplan ist festgelegt, wie die Flächen strukturiert sind. Wo also reine Wohngebiete liegen, wo eine gemischte Nutzung von Wohn- und Gewerbegebiet möglich ist und wo reine Gewerbeflächen liegen. Das aber sind erst einmal nur die Bezeichnungen auf einem Plan, denn auch die Regionalplaner können die vorhandene Fläche nicht vergrößern. Becker bot also der Bezirksregierung an, mehrere kleine Flächen quasi umwidmen zu lassen, wenn im Regionalplan dann eine zusammenhängende Fläche als Gewerbegebiet ausgewiesen werde. „Mit diesem Vorschlag tut sich die Bezirksregierung schwer, denn dadurch könnte womöglich ein Präzedenzfall geschaffen werden. Doch wir sind noch im Gespräch“, sagt Becker. Die Umsetzung allerdings liege nicht allein in seiner Hand. Natürlich würde er gern neue Unternehmen in Oerlinghausen ansiedeln. „Dadurch würden Arbeitsplätze geschaffen werden und es würden Gewerbesteuern in die Stadtkasse fließen“, sagt Becker. Und angesichts der steigenden finanziellen Belastungen der Stadt, gerade wurde der Kreishaushalt eingebracht, in dem die Kreisumlage empfindlich steigt (NW berichtete), wären Neuansiedlungen von Gewerbebetrieben und Unternehmen wünschenswert.