In welchen westlippischen Lehrerzimmern derzeit noch Stühle frei sind

Leopoldshöhe/Oerlinghausen. Unterrichtsausfall, Überlastung und Planungsunsicherheit – der Lehrkräftemangel ist ein leidiges Thema für alle Beteiligten. Im Sommer hat die Landesregierung bereits mit einer drastischen Maßnahme reagiert und knapp 3.300 Lehrer an andere Schulformen abgeordnet. Oft vollzieht sich der Wechsel von weiterführenden Schulen an Grundschulen, wo der Personalmangel besonders groß ist. Diese und andere Hilfsmittel nutzen auch westlippische Schulen, um die Unterbesetzung auszugleichen. &bdquo;Der Grundschulmarkt ist leer“, sagt Ulrike Petersen von der Grundschule Helpup. Zwar fehle an ihrer Schule laut Personalschlüssel niemand, jedoch könnten krankheitsbedingte Ausfälle nicht aufgefangen werden. Und der Krankenstand sei aktuell hoch. Ein besonderes Thema sei an ihrer Schule, dass die Konrektorstelle seit einem Jahr nicht besetzt ist. Zu der Tatsache, dass es generell wenig Bewerber gebe, komme hinzu, dass Funktionsstellen nicht besonders begehrt seien, sagt Ulrike Petersen. Auch Cornelia Schmidt, Schulleiterin der Grundschule Nord in Leopoldshöhe, bestätigt das Problem im Grundschulbereich. &bdquo;Es gibt keine arbeitslosen Lehrer“, sagt sie. Sie habe zwar Stellen ausgeschrieben, aber niemand habe sich gemeldet. Aktuell sei die Situation etwas besser als im vergangenen Jahr, doch sie seien an der Schule unterbesetzt. Der Maßnahmenkatalog der Landesregierung sieht verschiedene Mittel vor, um etwas gegen den Lehrkräftemangel zu tun. Dazu gehört die Einstellung von Seiteneinsteigern, Lehramtsstudierenden in fortgeschrittenen Semestern oder Abordnungen. Musikerin als Seiteneinsteigerin für den Unterricht Cornelia Schmidt hat teilweise davon Gebrauch gemacht. Unter anderem hat sie eine Musikerin als Seiteneinsteigerin eingestellt. Außerdem habe sie einen Lehramtsstudenten noch vor Ende des Studiums zeitlich befristet eingestellt. Doch bei diesen Maßnahmen fehle die Kontinuität, sagt Cornelia Schmidt. Abordnungen, bei denen Lehrkräfte von Gymnasien an Grundschulen wechseln, gebe es an ihrer Schule jedoch nicht. Claudia Hädrich vom Grundschulverbund Süd in Oerlinghausen sieht ihre Schule derzeit bestens mit Lehrkräften versorgt. Doch auch sie habe zwei Kolleginnen an ihrer Schule, die zunächst nicht auf Grundschullehramt studiert hatten. Eine Gymnasiallehrerin aus der Ukraine unterrichte zur Zeit im Grundschulverbund. Claudia Hädrich ist mit dieser Lösung zufrieden. Sie kann sich für sie auch gut eine dauerhafte Anstellung vorstellen. Die Einarbeitung habe vor allem mit der Unterstützung des Kollegiums und wegen des Engagements der neuen Kollegin funktioniert. Auch eine Referendarin, die zunächst auf Gymnasiallehramt studiert habe, habe sich nach einer befristeten Stelle entschieden, langfristig im Grundschulverbund zu bleiben, sagt Claudia Hädrich. An der Felix-Fechenbach-Gesamtschule in Leopoldshöhe sind laut Schulleiter Manfred Kurtz &bdquo;nahezu alle Stellen besetzt“. Man spüre die angespannte Lage, sei aber zur Zeit noch sehr zufrieden. Ein Problem stellen vor allem krankheitsbedingte Ausfälle dar, die nur schwer ersetzt werden können, sagt Manfred Kurtz. Schwierig, Stellen für Deutschförderung zu besetzen Die Gymnasien sind tendenziell nicht so stark von Personalmangel betroffen. Doch auch Katrin Tebben berichtet von einer &bdquo;punktuellen Unterbesetzung“ am Oerlinghauser Niklas-Luhmann-Gymnasium. Deshalb müsste in einzelnen Jahrgängen der Unterricht in nicht-schriftlichen Fächern gekürzt werden. Ein Problem sei auch, die Stellen zur Deutschförderung zu besetzen, wie Katrin Tebben und auch Christian Landerbarthold von der Oerlinghauser Heinz-Sielmann-Schule berichten. Die Beschulung von geflüchteten Kindern und Jugendlichen und die Corona-Pandemie stellten die Schulen weiterhin vor besondere Anforderungen. Auf die Gymnasien kommt ab 2026 eine weitere Herausforderung zu. Die 2017 beschlossene Rückkehr zum Abitur nach dreizehn Schuljahren (G9) und Abkehr vom sogenannten Turbo-Abi (G8) greift dann wieder vollständig – und wird den Lehrkräftebedarf an Gymnasien erhöhen. Hier sieht Katrin Tebben eine gute Präventivmaßnahme in der Abordnung von sogenannten Vorgriffsstellen. Gymnasien können Lehrkräfte einstellen, die sie ab 2026 brauchen werden. Bis dahin werden diese Lehrkräfte allerdings nur an anderen Schulformen, also Grundschule, Sekundarschule oder Berufskollegs, eingesetzt. Wenn der erhöhte Bedarf 2026 eintritt, gibt es schon einen Bestand an Lehrkräften, auf die die Gymnasien dann zurückgreifen können.

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