
Leopoldshöhe. Da muss man doch was tun – dieser Gedanke trieb Heinz-Detlev Gadow und weitere Mitstreiter Ende der 90er Jahre um. Und so wollten sie Angebote und Hilfe, Unterstützung und Unterhaltung für diejenigen organisieren, die kurz vor oder bereits im Ruhestand waren, für die es aber nicht mehr so einfach war, Kontakte zu knüpfen, sich auszutauschen, in Gesellschaft etwas zu unternehmen. Ein Beispiel aus Gerresheim (Düsseldorf) hatte es ihm besonders angetan. Das wurde es in der Gemeinde dann eins zu eins zwar nicht, aber das Soziale Netzwerk Leopoldshöhe ist dann doch 1997 entstanden – und es ist gewachsen. In diesem Jahr feiert es sein 25-jähriges Bestehen.
Nachbarschaftshilfe war der Grundgedanke
Möglichst unbürokratisch sollte das alles laufen, das sei der Grundgedanke gewesen, erzählt Mitbegründer Heinz-Detlev Gadow. Ohne Vereinsstrukturen mit ihren Verpflichtungen und Regularien. Möglichst unterschiedliche Interessen sollten abgedeckt, gegenseitige Unterstützung in vielerlei Hinsicht ermöglicht werden können, alles mit dem Grundgedanken der Nachbarschaftshilfe. Das Beispiel aus Gerresheim hatte der damalige Sozialamtsleiter Fritz Heidemann bei seinen Recherchen entdeckt. Und so lud er einen Vertreter dieses seit 1993 bestehenden Netzwerkes ein, das Konzept seinerzeit im Sozialausschuss vorzustellen, dem auch Gemeinderatsmitglied Gadow angehörte.
„Die hatten bessere Möglichkeiten, ein Haus, eine Mitarbeiterin“, sagt Gadow, der sich das auch immer für die Gemeinde gewünscht hatte. Das und eine entsprechenden Förderung mit Landesmitteln gelang nicht, wohl aber die Gründung des Sozialen Netzwerks Leopoldshöhe. Schnell fanden sich Interessierte, die in einzelnen Gruppen Angebote schafften. Gemeinsame Theaterbesuche, kleine handwerkliche Dienste, Kalligraphie, ein Radfahrkreis, ein soziales Beratungsangebot, Begleitung zum Einkaufen oder Spaziergehen, ein Segelclub, Stadtführungen und Betriebsbesichtigungen, Boulespielen, eine PC- und Internetgruppe und noch mehr ist in den Jahren entstanden. Einige Gruppen gibt es mittlerweile nicht mehr, neue sind hinzugekommen.
Um das alles noch besser bekannt zu machen und die verschiedenen Angebote zu verbinden und vorzustellen, „dachten wir, wir machen ein gemeinsames Frühstück, jeden ersten Samstag im Monat“, erklärt Gadow. Angefangen hatte das im Klönkeller im Rathaus, seit einigen Jahren ist das Forum in der Grundschule Asemissen der Frühstückstreff. Nach der Coronapause ist es im April zum ersten Mal wieder angeboten worden. Nicht ganz so wie gewohnt mit Unterstützung des Teams der ebenfalls als Netzwerkgruppe etablierten „Küchenbienen“ und Bedienung, aber eben doch endlich wieder in Zusammenkunft.
Angebote gibt es in verschiedenen Ortsteilen
Das Soziale Netzwerk nutzt außerdem verschiedene Gruppenräume im Begegnungszentrum B-vier, die dortige Turnhalle oder das Leos. Zu einer eigenen Veranstaltungsstätte hat es – sehr zum Bedauern von Gadow – nie gereicht. „Ich wollte ein Haus, wo man den ganzen Tag hinkommen kann.“ Der aktuelle Vorsitzende Gerd Wolter, er löste den langjährigen Vorsitzenden Ulrich Wellmann nach dessen 18-jähriger Tätigkeit 2017 ab, sieht es etwas pragmatischer. Die verschiedenen Stätten ermöglichten so auch Aktionen in den verschiedenen Ortsteilen, so sagt er.
Apropos Vorsitzender. Ausgerechnet eine Spende in Höhe von 4.000 Mark sorgte 1999, zwei Jahre nach Start des Netzwerkes, dann doch noch dafür, dass ein gemeinnütziger Verein gegründet wurde. Um geschäftsfähig sein zu können und das Geld zu verwalten. Udo Wellmann wurde der erste Vorsitzende, bereut habe er es nie. Später sagte er einmal zu seinen Netzwerk-Aktivitäten: „Es waren die schönsten Jahre.“ Zum ersten Vorstand gehörten zudem Ingrid Ebenfeld als seine Stellvertreterin, Friedrich Brüntrup als Kassierer und Heinz-Detlev Gadow als Schriftführer.
„Wir haben die Satzung auf der untersten Ebene angelegt, die möglich war“, erklärt Gadow. Die Mitglieder zahlen keine Beiträge, der Austritt aus dem Verein sei jederzeit möglich, die Regularien sind überschaubar. Gadow: „Wir wollten möglichst unbürokratisch bleiben.“ Das funktioniere weiterhin, auch finanziell sei der Verein gut aufgestellt, ergänzt Gerd Wolter. „Wir haben ein Polster und wir geben ja auch kaum was aus.“ 300 Euro gibt es jährlich von der Verwaltung als Vereinszuschuss, hinzu kommen Spenden sowie die kleine Umlage beim Netzwerk-Frühstück, bei dem jeder gibt, was er mag – und kann.

Den Erfolg des Netzwerks erklärt Gerd Wolter so: „Das offene Konzept hat es gebracht.“ Die einzelnen Gruppen organisierten sich selbstständig und eigenverantwortlich, das gemeinsame Interesse an dem jeweiligen Thema sorgt für den Zusammenhalt. Wenn etwas benötigt werde, dann wird gefragt – und es besorgt.
Ein paar Vorbehalte mussten die Netzwerker anfangs aber doch ausräumen. Handwerker befürchteten Konkurrenz von der Dienstleistungsgruppe, die Volkshochschule beäugte das Angebot einzelner Freizeit- und Schulungsgruppen skeptisch. Schnell sei aber klargeworden, dass es beim Netzwerk eher darum gehe, gemeinsam Freizeit und Alltag zu gestalten und sich dabei zu unterstützen. Im nachbarschaftlichen Sinne.
Neue Themen, Ideen und Mitstreiter sind willkommen. Ein Literaturzirkel wäre so etwas, was noch fehlen könnte. Oder die Wiederbelebung der Theaterbesuche. Ideen gibt es reichlich. Und für September ist ein Jubiläumsfest auf dem Heimathof geplant. Dann stellt sich das Netzwerk in seiner breiten Vielfalt auch gerne neuen Mitstreitern vor. Weitere Infos gibt es auf der Homepage des Vereins.