
Oerlinghausen. Im AWO-Jugendzentrum sind an mehreren Stellwänden Informationen zu den Parteien zu lesen, die bei der Bundestagswahl antreten. Es sind Antworten zu Fragen, die der Landesjugendring zusammengestellt hat und die vor allem die Interessen und Themen junger Menschen widerspiegeln sollen. Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren können am 26. September zwar nicht wählen, ihre Stimme aber neun Tage vorher bei der sogenannten U18-Wahl abgeben. Das Oerlinghauser Jugendzentrum macht bei dieser Aktion wieder mit.
Noch bis Freitag ist das Wahlbüro im Complex an der Hauptstraße 12 geöffnet. In den Oerlinghauser Schulen ist die Bundestagswahl Thema im Politikunterricht oder den Gesellschaftskunde-Kursen. Die Klassen oder Kurse können dann im Jugendzentrum wählen gehen. „Wir haben hier morgens bis Freitag jetzt immer Schüler und Lehrer“, erklärt Leiter Jörg Wedderwelle. Im vorderen Raum sind die Infotafeln und der Wahl-O-Mat zugänglich – eine Onlineplattform, mit der Bürger ihre persönlichen Übereinstimmungen mit den jeweiligen Wahlprogrammen der Parteien ermitteln können. „Wir haben Tablets hier, mit dem die Jugendlichen den Wahl-O-Mat ausprobieren können“, sagt Wedderwille.
Auf den Infotafeln haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der offenen Kinder- und Jugendarbeit die Antworten der Parteien, jeweils ein DIN-A4-Bogen pro Partei und Antwort, geheftet, die sie zu den Fragen gegeben haben, die die U18-Wahlkoordinatoren im Vorfeld gestellt hatten. Eine Frage und die jeweiligen Antworten füllen jeweils eine Stellwandseite.
Es geht um Themen wie Klimaschutz, Bildung, Soziales und mehr – immer aus Perspektive der Jungen. Beispiel: „Wie kann der Zustand unserer Schulen verbessert und wie können die Klassen verkleinert werden?“ oder ob BAföG elternunabhängig gezahlt werden soll. Oder wie die jeweilige Partei Jugendliche bei der Zusammenstellung ihres Wahlprogramms beteiligt hatte. Einige antworten kurz, andere lang, „nicht immer in einer Sprache, die auch Jugendliche verstehen“, sagen Vanessa Harring und Katrin Hartlieb. Alle Parteien seien angeschrieben worden, nicht alle hätten geantwortet.
Eine original Wahlurne steht bereit
Im hinteren Raum ist das Wahllokal eingerichtet. An einem Tisch bekommen die Kinder und Jugendlichen ihren besonderen Stimmzettel. Damit geht es wie bei einer richtigen Wahl in die Wahlkabine, der Stimmzettel kommt – gefaltet – in die „original Wahlurne aus dem Oerlinghauser Rathaus“. Mit dem Stimmzettel sind nicht alle Parteien wählbar, die zur Bundestagswahl antreten. Bei der U18-Wahl fehlen einige Kleinstparteien. Und es gibt nur die Zweitstimme, also das Kreuz für die jeweilige Partei, nicht für den Direktkandidaten im entsprechenden Wahlkreis. Mit der Zweitstimme geht es letztendlich um den künftigen Bundeskanzler oder die Bundeskanzlerin. Weil es keine Wahlbenachrichtigung oder eine Wählerliste gibt, bekommen die jungen Wähler einen Stempel auf die Hand, wenn sie ihre Stimme abgegeben haben.
In den vergangenen Jahren hat das Jugendzentrum bereits zu anderen Wahlen diese Aktion angeboten. 83 Jugendliche stimmten so bei der Europawahl ab, die meisten Stimmen hatten dabei die großen Parteien bekommen, Grüne, SPD und FDP. „Die AfD hatte keine Rolle gespielt“, sagt Jörg Wedderwille. Die letzte Möglichkeit, auf diese Weise wählen zu können, haben die Oerlinghauser Jugendlichen am Freitag im offenen Bereich des Jugendzentrums zwischen 13 und 17 Uhr. Dann wird ausgezählt, und die Stimmen werden gemeldet. Weitere Infos und die Ergebnisse im Netz.