Oerlinghausen

Oerlinghauser NABU bändigt Herkulesstauden

Nach Kontakt mit der auch Riesen-Bärenklau genannten Pflanze können bei Sonnenlicht Hautreizungen entstehen. Einsatz oberhalb des Archäologischen Freilichtmuseums ist beendet.

Vorsichtig werden die Samendolden abgetrennt, Handschuhe und lange Ärmel sollen die Haut schützen. | © Wilfried Kohlmeyer/NABU Oerlinghausen

Birgit Guhlke
03.08.2021 | 03.08.2021, 06:51

Oerlinghausen. In den vergangenen Monaten machte vor allem der Eichenprozessionsspinner von sich reden. In vielen Kommunen werden diese Raupen mit ihren giftigen Brennhaaren, die Hautreizungen auslösen können, und die Nester entfernt, betroffene Regionen markiert, um Spaziergänger zu warnen. Hautreizungen kann aber auch eine Pflanze auslösen, um die sich in Oerlinghausen nun wieder einmal Vertreter des Oerlinghauser Naturschutzbundes (NABU) gekümmert haben. Es geht um die Herkulesstauden, auch Riesen-Bärenklau genannt.

Wilfried Kohlmeyer vom heimischen NABU und einige seiner Mitstreiter sind in den vergangenen Wochen mit Handschuhen, langärmeliger Kleidung, Zangen und Astscheren ausgerückt, um vor allem die Dolden noch rechtzeitig abzuschneiden. Denn wenn die Samen erst einmal reif sind, ist es schon zu spät. Die Samen fallen zu Boden, können weiterfliegen oder weggeschwemmt werden – und neue Herkulesstauden können wachsen.

Die Samen packen sie in feste Behälter oder Tüten

Andreas Volmar (l.) und Winfried Ober schneiden die Dolden der Herkulesstaude ab. - © Wilfried Kohlmeyer/NABU Oerlinghausen
Andreas Volmar (l.) und Winfried Ober schneiden die Dolden der Herkulesstaude ab. | © Wilfried Kohlmeyer/NABU Oerlinghausen

Deshalb sind jüngst wieder einmal Wilfried Kohlmeyer, Winfried Ober, Frank Krupke und Andreas Volmar ausgerückt, um die Dolden abzuschneiden, oder, wenn möglich, die gesamte Knolle rauszustechen. Die Samen packen sie in feste Behälter und lassen sie vom Bauhof abholen, erklärt Kohlmeyer. In der Biotonne hätten sie schließlich nichts zu suchen, denn es gehe ja darum, ihre Ausbreitung einzuschränken, wenn nicht gar zu verhindern. „Das Beste ist, sie in Tüten oder feste Müllsäcke zu packen“, sagt Kohlmeyer. Die Pflanze könne nach Kontakt und dann unter Sonnenlicht Reaktionen auf der Haut hervorrufen, „die wie Verbrennungen aussehen“, sagt Kohlmeyer.

An die Dolden heranzukommen, sei nicht immer ganz einfach. Mannshoch und länger – „bis zu drei Meter“ – werde die Pflanze, die Stämme sind bis zu 20 Zentimeter dick. Da braucht es schon Kraft und entsprechendes Gerät, um sie abschneiden zu können. Es sei „eigentlich eine schöne Pflanze“, sagt der Naturfreund. Wenn da nicht der für den Menschen schmerzhafte Nebeneffekt wäre.

Wenn er blühe, sei der Riesen-Bärenklau für Wildbienen willkommener Nektarspender. Und er wurde auch lange Zeit als Unterschlupf für Wildtiere geschätzt. Seit 2017 steht die aus dem Kaukasus stammende Pflanze in der Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung der Europäischen Union. Demnach ist die Vermehrung, Freisetzung oder Beförderung in der EU verboten. In Oerlinghausen kümmern sich NABU und Bauhof darum, dass sich der Riesen-Bärenklau nicht weiter ausbreitet oder gar auf einmal an sensiblen Bereichen wie in der Nähe von Kindertageseinrichtungen wächst. „Hinter dem Seniorenzentrum haben wir ihn schon vor längerem gut zurückbekommen“, sagt Kohlmeyer. Und ein Landwirt, habe in Währentrup dafür gesorgt, dass die Herkulesstaude verschwindet.

Am Steinbruch ist dem NABU der Riesen-Bärenklau auch aufgefallen

Am Steinbruch ist dem NABU noch ein Vorkommen aufgefallen, dort seilen sich die Ehrenamtlichen auch schon mal an, wenn es der Pflanze an die Dolden geht. Die Stängel seien im übrigen bei Bastlern sehr beliebt, mit den hohlen, dann getrockneten Stangen lasse sich einiges anstellen.

Wer im Stadtgebiet Riesen-Bärenklau entdeckt, könne sich an den NABU und die Stadtverwaltung oder den Bauhof wenden. Das bestätigt auch Thomas Reimeier von der Verwaltung. Dann könne er entfernt werden, und der NABU kartiert das Vorkommen im Stadtgebiet. Nicht zu verwechseln sei er mit dem viel kleineren Wiesen-Bärenklau, der gerne mal an Straßenrändern zu finden sei. Auch der könne Reizungen verursachen, sagt Kohlmeyer, „aber nicht so schwere“. Und er sei „nicht so kritisch, weil er sich nicht flächendeckend verteilt.“


Mehr zum Thema