
Oerlinghausen. Wenn Markus Höhne auf den Kalender schaut, dann sieht er dort, „was alles gewesen wäre“. Kinderschützenfest, Schützenfest, Arbeitseinsätze, so viele Dinge, die im Vorfeld hätten organisiert und geplant werden müssen. Alle Termine sind wegen Corona gestrichen worden, nur einen absoluten Notbetrieb hat es rund um den Schützenplatz gegeben. „Man gewöhnt sich ein bisschen dran“, beschreibt der Vorsitzende des Unteroffizierskorps seine eigene und die Gemütslage vieler Menschen nach der langen Zeit drastischer Einschränkungen. Damit wenigstens ein Stückchen Normalität zurückkehrt und vor allem die von den Schützen gelebte Geselligkeit wieder aufkeimen kann, haben sich die Schützen Alternativen zu den großen Festivitäten überlegt.
Schon im zweiten Jahre hintereinander müssen Kinderschützenfest und Schützenfest ausfallen. Auch das Kreiskönigsschießen, das Mitte September in Oerlinghausen hätte stattfinden sollen, ist bereits abgesagt worden. Im vergangenen Jahr hatten die Oerlinghauser Schützen mit ihrer digital übertragenen Tombola einen großen Coup gelandet. „Was machen wir diesmal“, war nun die Frage. Die Antwort fiel nicht leicht, „denn man hat gemerkt, dass viele Leute noch vorsichtig und auch verunsichert sind“, beschreibt Christian Landerbarthold die aktuelle Situation.
Dennoch haben sich die Schützen natürlich etwas einfallen lassen. Statt des Kinderschützenfestes wird es einen Malwettbewerb für Kinder von 6 bis 12 Jahren geben. Gemalt und gestaltet werden können beispielsweise Erinnerungen an das Kinderschützenfest, eine Szene vom Festumzug oder vom Festgelände mit den vielen Spielständen.
Bilder malen und ein Fahrrad gewinnen
Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. Die fertigen Bilder können mit Angabe des Namens, des Alters und der Kontaktdaten (auf der Rückseite) bis Montag, 5. Juli, bei der Buchhandlung Blume abgegeben werden. Die vier Kompaniefeldwebel werden die Jury bilden und das schönste Bild aus jeder Altersklasse prämieren. Als Hauptpreis gibt es ein Fahrrad zu gewinnen. Auch eine kleine Ausstellung soll es geben.
Statt des Konzertes und des großen Festumzuges wird es am Schützenfest-Sonntag, 4. Juli, ab 11 Uhr eine Bierpolonaise geben. Und die funktioniert wie folgt: Teams von maximal sechs Personen starten zeitversetzt auf dem Rathausplatz. Sie wandern durch die Bergstadt und orientieren sich dabei am Marschweg des Schützenfestes. Unterwegs gibt es immer wieder kleine Verpflegungsstationen, die von Abteilungen der Schützengesellschaft betreut werden. Kompaniechef Robin Grote nimmt unter der Mail-Adresse robin.grote@dieschuetzen.de Anmeldungen bis zum 30. Juni entgegen. Teilnehmer erhalten eine Startzeit und einen Plan der Stationen. „Uniform ist erwünscht, aber nicht zwingend notwendig“, betont Christian Landerbarthold. Wichtig sei, „in Bewegung und ins Gespräch zu kommen“. Empfohlen wird, vorab einen Coronatest zu machen.
Bereits am Freitag, 2. Juli, ab 19 Uhr wird es das erste Bergstädter Bier-Tasting mit einem Biersommelier geben, und zwar in digitaler Form. Dabei werden vor dem Bildschirm im eigenen Wohnzimmer vier verschiedene Biere getestet, die vorher auf dem Schützenplatz abgeholt werden sollen. Anmeldungen nimmt der Oberst unter christian.landerbarthold@dieschützen.de bis zum 28. Juni entgegen.
Langfristige Planung ist nicht möglich
Den letzten Arbeitseinsatz hatte es 2019 gegeben. Am Samstag, 26. Juni, wird nach so langer Zeit der nächste Einsatz von Unteroffizieren und Offizieren stattfinden. Unkraut muss gezupft, der Rasen gemäht und Büsche beschnitten werden. „Wir wollen einfach klar Schiff machen“, sagt Markus Höhne, betont aber, dass es danach „dringend notwendig ist, der Geselligkeit nachzugehen und ins Gespräch zu kommen“. Das, was viele so lange schmerzlich vermisst haben. „Vor allem viele ältere Mitglieder haben oft danach gefragt“, berichtet Markus Höhne vom großen Bedürfnis nach direktem Austausch.
Es sei an der Zeit, wieder in einen anderen Rhythmus zu finden, meint Christian Landerbarthold. „Jahr für Jahr hatte man einen festen Fahrplan mit Terminen, die vorgegeben haben, wann was erledigt werden musste“. Seit Corona seien diese festen Ziele verlorengegangen. Schwer sei es, sich wieder aufzuraffen, auch deshalb, „weil man nicht weiß, was man darf und wann sich das wieder ändert“. Langfristige Planungen seien gar nicht möglich. Schlimm sei auch gewesen, dass man sich von verstorbenen Schützen nur mit kleiner Abordnung habe verabschieden können. Ein Gottesdienst mit Kranzniederlegung soll deshalb nachgeholt werden. Die Generalversammlung wird wohl unter freiem Himmel nachgeholt, voraussichtlich im August oder September.
„Das Hauptaugenmerk liegt auf der Zeit nach den Sommerferien“, bestätigt Christian Landerbarthold. Eventuell soll dann der Familientag nachgeholt werden und auch das Kompanie- und Bataillonsfest. Ob die Aprés-Ski-Party am 26. September steigen kann, soll am 6. Juli entschieden werden. Eines zumindest ist in der langen Zeit der Pandemie-Einschränkungen geschehen. Mitglieder der 1. Kompanie haben das Plateau des Schießstandes erweitert, gepflastert, den Bereich insgesamt aufgehübscht und mehr Sitzflächen geschaffen. Am 10. Juli soll der Bereich eingeweiht werden. Zu den Alternativ-Veranstaltungen von Kinderschützen- und Schützenfest bitten die Grünröcke die Bürger, die Fahnen zu hissen.