Oerlinghausen Trauern mit Abstand

Oerlinghausen. Abschied nehmen von einem vertrauten Menschen, das fällt schon in normalen Zeiten schwer. Wenn die Trauer mit Einschränkungen verbunden ist, wie sie derzeit die Corona-Pandemie mit sich bringen, dann ist die Endgültigkeit umso schwerer zu verkraften. Für Angehörige oft schmerzlich. Bestatter und Pfarrer müssen derzeit Wege finden, um den letzten Weg würdig zu gestalten. &bdquo;Mit den jüngsten Lockerungen hat es sich zwar entspannt, aber nur ein bisschen“, sagt David Heilmann vom Bestattungsinstitut Bohle-Heilmann. Überschaubar sei die Zahl der Beerdigungen in der ersten Corona-Zeit gewesen. So habe man sich allmählich auf die (sich verändernden) Vorschriften einstellen können. Die Friedhofskapellen waren lange Zeit geschlossen. Nach wie vor finden Trauerfeiern unter freiem Himmel statt. Das sei für viele Menschen zwar zunächst ungewohnt, letztlich aber auch sehr tröstlich gewesen, bei Sonnenschein und Vogelgezwitscher Abschied zu nehmen. &bdquo;Seit vergangener Woche darf die städtische Kapelle in Lipperreihe wieder genutzt werden“, informiert Pfarrer Jörg Gronemeier. &bdquo;Neben der Mietgebühr fallen allerdings 500 Euro für die Desinfektion sämtlicher Oberflächen an.“ Deshalb ist diese Option bislang nicht genutzt worden. Auch in der Kapelle auf dem kirchlichen Friedhof wäre eine Trauerzeremonie wieder möglich. &bdquo;Damit warten wir aber noch – zunächst bis einschließlich Pfingsten“, informiert Pfarrer Klaus Sommer und berichtet von einer würdigen Alternative. Sarg oder Urne werden vor der Kapelle aufgebahrt, Kerzen stehen dahinter. Die Musik kommt vom Band, die Trauergesellschaft zieht nach der Feier – mit Abstand – zum Grab. War anfangs nur eine sehr begrenzte Anzahl von Trauergästen zugelassen, so dürfen mittlerweile ein paar mehr kommen, allerdings nicht in großer Zahl. &bdquo;Mit Abstandsregeln sind auf den großzügigen Friedhöfen auch 20 Personen möglich.“ Pfarrer Gronemeier hat das Gefühl, &bdquo;dass sogar mehr Abstand als zwei Meter gehalten werden“. Die Reaktionen darauf, dass die Feier so anders und nur im kleinen Kreis gestaltet werden muss, reichten bei den Angehörigen sehr individuell von großer Traurigkeit bis zum Entschluss, die Trauerfeier nachzuholen, wenn es wieder möglich ist. Das aber müsste normalerweise innerhalb von sechs Wochen geschehen, &bdquo;denn eigentlich darf eine Urne nicht länger aufbewahrt werden“, erläutert David Heilmann. Für eine Verlängerung brauche es die Genehmigung durch das Ordnungsamt. Die es wohl gegeben hätte, &bdquo;wir haben sie bisher aber nicht in Anspruch nehmen müssen“. &bdquo;Wir haben uns bei Personen mit Krankenhauskeimen schon immer mehr schützen müssen“ Bislang hat der Bestatter auch noch nicht die besonderen Vorschriften bei einem Covid-19-Verstorbenen umsetzen müssen. &bdquo;Wir haben uns beispielsweise bei Personen mit Krankenhauskeimen oder Hepatitis schon immer mehr schützen müssen“, berichtet Heilmann. Bei einer Abholung werden FFP-3-Masken und Handschuhe getragen. Ein mit dem Corona-Virus Infizierter kommt in eine luftdichte Hülle, die von außen desinfiziert wird. Auch der Sarg wird von außen desinfiziert. &bdquo;Er muss außerdem mit einem dicken roten Schild gekennzeichnet werden.“ Eine Pflicht zur Feuerbestattung gebe es nicht, betont David Heilmann. Er hat in der 100 Quadratmeter großen Kapelle seines Beerdigungsinstitutes bereits eine Trauerfeier mit freiem Prediger durchgeführt. Mit Atemschutz und nicht mehr als zehn Personen. Trauergespräche können im Einzelfall zwar auch per Telefon stattfinden, Klaus Sommer und Jörg Gronemeier setzen allerdings auf das persönliche Gespräch – mit dem entsprechenden Abstand und Mund-Nasen-Bedeckung im Gemeindehaus beziehungsweise im alten Pfarrhaus. Ein Händeschütteln, eine tröstende Umarmung, all das muss im Moment unterbleiben. &bdquo;Das ist völlig klar“, betont Jörg Gronemeier. Dennoch wissen er und sein Amtskollege, &bdquo;dass man gerade dadurch Anteilnahme ausdrücken könnte“. Als Riesenproblem in der Krise sieht Sommer auch, dass Menschen in Altenheimen oder Krankenhäusern lange kein gewohntes Gesicht sehen können. Momentan nicht zu ändern, &bdquo;aber trostlos im wahrsten Sinne“.

Mehr zum Thema