
Oerlinghausen. Gisa ist fünf Jahre alt und eine Spezialistin. Doch alles, was sie im Moment interessiert, ist die Katze, die in zehn Meter Entfernung entdeckt hat, wie gut sie mit Fototaschen kuscheln kann. Gisa ist ein Fährtenhund - und zusammen mit ihrer Hundeführerin Sabine Becker nimmt sie am Donnerstag, 3. Oktober, an der Landesverbandsmeisterschaft für Fährtenhunde teil. Ausgerichtet wird die Meisterschaft vom Hundesportverein Oerlinghausen, in dem Sabine Becker Mitglied ist. Ebenso wie Peter Keitel, der den neun Jahre alten Mischlingsrüden Aiko führt.
Der Oerlinghauser Verein ist bei der Meisterschaft sehr gut vertreten. Er stellt zwei der fünf Teilnehmer. Warum nur so wenige Hundeführer an der Meisterschaft teilnehmen, kann Ulf Helming, Vereinsvorsitzender und Trainer, nur mutmaßen: "Die Ansprüche sind schon recht hoch."
Es ist unerheblich, ob die Spur von einem Menschen stammt

Die Fährtensuche ist für die Hunde anstrengend und die Ausbildung, bis sie selbstständig einer Fährte folgen können, dauert ein gutes Jahr. "Aber es ist faszinierend, wozu Hundenasen in der Lage sind", sagt Sabine Becker. Trainer Helming erklärt, wie die Fährtensuche funktioniert: "Wenn ein Mensch über einen Rasen oder eine Ackerfläche geht, verursacht er Bodenverletzungen. Mikroorganismen werden zertreten, Pflanzen zerstört, der Boden aufgewühlt. Aus diesen Verletzungen des Bodens ergibt sich für den Hund ein ganz bestimmtes Geruchsprofil. Dabei ist es unerheblich, ob die Spur von einem Menschen verursacht wurde oder zum Beispiel von einem Fahrradreifen. Ausschlaggebend sind die Bodenverletzungen." Hat der Hund dieses spezifische Geruchsprofil aufgenommen, folgt er dieser Fährte. Und um den Hunden diese Arbeit nicht zu leicht zu machen, lässt man die Fährte im Wettkampf drei Stunden altern. Als zusätzliche Schwierigkeit kreuzt ein Mensch eine halbe Stunde vor dem Start der Suche, die Fährte an zwei Stellen. Der Hund darf sich dadurch nicht ablenken lassen. Der Hundeführer folgt dem Fährtenhund am Ende einer zehn Meter langen Leine. Bei der Meisterschaft wird für jedes Team, Hund und Hundeführer, eine eigene Fährte gelegt.
Der Fährtenleger fertigt von der Fährte, die er verursacht, eine genaue Zeichnung an, denn es geht nicht nur geradeaus. Es gibt Bögen, Ecken und spitze Winkel. Bewertet wird der Hund von einem Richter, der dem Team folgt. Er vergleicht den Lauf des Hundes mit der Skizze. Je genauer der Hund sich an die Skizze hält, desto höher die Punktzahl. Punkte aber gibt es auch noch für eine andere Sache: Der Fährtenleger verliert auf der etwa 1,5 Kilometer langen Strecke sieben Gegenstände, die er vorher dicht am Körper getragen hat. Bei den Wettkämpfen sind das stoffummantelte Holzstückchen. Findet der Hund eines auf der Fährte, so muss er das anzeigen. Entweder erlegt sich davor - "das machen die meisten Hunde", sagt Becker - oder er bleibt stocksteif davor stehen. Der Hundeführer nimmt den Gegenstand auf und zeigt ihn dem Richter. Pro Gegenstand gibt es drei Punkte.
1.500 Meter Suche dauern 20 bis 30 Minuten

Diese Art der Fährtensuche ist reiner Hundesport und nicht mit den Fährtenhunden zu vergleichen, die bei der Polizei eingesetzt werden.
Bevor aber ein Hund eine 1,5 Kilometer lange Fährte absuchen kann, ist von ihm und von seinem Hundeführer eine Menge Arbeit zu leisten. "Am Anfang habe ich unter jeden Schritt,, den ich auf der Fährte gemacht habe, ein Leckerchen gelegt", sagt sie. Und zu Anfang seien es auch nur ganz kurze Strecken, wenige Meter, die der Hund suchen muss. Erst langsam, nach und nach, werde die Strecke länger, es werden Ecken und Bögen eingearbeitet und die Leckerchen immer weiter reduziert. Bis ein Hund die vollen 1.500 Meter abarbeiten kann dauert es etwa 50 Suchen.
Das alles funktioniert allerdings auch nur, wenn der Hund Spaß an dieser Beschäftigung habe, sagt Ulf Helming. Und dieser Spaß darf ruhig anstrengend sein. "Wenn ein Hund die 1.500 Meter abgesucht hat, wofür er zwischen 20 und 30 Minuten braucht, ist er erst einmal erledigt, sagt Becker. Da hilft nur eines: Spielen, herumtollen und Streicheleinheiten abholen.
INFORMATION
Fährtenhunde
Um als Fährtenhund ausgebildet zu werden, braucht ein Hund nicht zu den großen Rassen zu gehören. "Das funktioniert auch mit Möpsen", sagt Ulf Helming.
Der Hundesportverein Oerlinghausen wurde im Herbst 1993 gegründet und begeht damit in diesem Jahr sein 25. Jubiläum.
Der Verein hat 60 Mitglieder, etwa die Hälfte von ihnen betreibt mit ihren Hunden Fährtensuche.
Das Vereinsgelände liegt am Stapelager Weg in Oerlinghausen.
Wer die Veranstaltung der Landesverbandsmeisterschaft besuchen möchte, sollte sich am Donnerstag, 3. Oktober, bis 10 Uhr am Vereinsgelände einfinden. Von dort aus geht es mit den Autos gemeinsam zum Fährtengelände im Bereich der Gemeinde Hövelhof.
Wegbeschreibungen können angefordert werden bei Ulf Helming, E-Mail: ulf.helming@gmx.de.