Training für den Ernstfall

Rettungshunde suchen im Gymnasium nach Kindern

Die Hundestaffel Teutoburger Wald trainiert in den Fluren des Niklas-Luhmann-Gymnasiums unter erschwerten Bedingungen.

Hundeführerin Patricia Blum ist mit ihrem Rettungshund beim Training im Gymnasium dabei. Anja Kropp beobachtet das Verhalten oben von einer der Treppen aus. | © Karin Prignitz

Karin Prignitz
04.05.2025 | 04.05.2025, 15:20

Oerlinghausen. Trainingsgebiete zu finden, „das ist nicht einfach“, sagt Ausbilderin und Hundeführerin Anja Kropp. Umso dankbarer ist sie, dass Aktive der Rettungshundestaffel Teutoburger Wald am Sonntag das Niklas-Luhmann-Gymnasium (NLG) als Übungsort nutzen dürfen. Kühl und windig ist es auf dem Außengelände. Umso größer ist die Herausforderung für Dexter, Carlsson, Smilla, Emma und Lottje, Personen zu finden, die sich in den ungleich wärmeren Fluren zu Trainingszwecken versteckt haben.

„Die Witterung ist hier ganz anders, es weht nicht, hinzu kommen die vielen Treppen“, erläutert Hundeführerin Lea Meise. Ihr siebenjähriger Labi-Mix Dexter ist auf der Suche nach zwei Kindern. Seit dem Jahr 2019 ist Dexter im Training und inzwischen auch geprüft. Rauf und runter geht es, ehe Dexter fündig wird und es einen Ball als Belohnung gibt. Im Angebot wären auch ein Futterbeutel oder eine Beißwurst. Je nach Hundegeschmack.

Zwei bis drei Jahre bis zur ersten Prüfung

Malie, die bei Anja Kropps Zwillingsschwester Ute Elbrächter bei der TuS Helpup turnt und neben ihrer Mutter zwei Nachbarskinder mitgebracht hat, hockt hinter roten Couchelementen. Während sie dort ein Gruppenfoto mit wohl schon vor längerer Zeit geehrten Schülerinnen und Schülern zutage fördert, versucht Patricia Blums Malinois die Witterung nach Malie aufzunehmen. Gar nicht so einfach, doch schließlich zeigt sein Bellen an, dass er sie gefunden hat.

Die Rettungshundestaffel sucht auch nach Kindern. Die riechen anders. - © Karin Prignitz
Die Rettungshundestaffel sucht auch nach Kindern. Die riechen anders. | © Karin Prignitz

Rettungshundestaffeln helfen bei der Suche nach vermissten Personen, etwa nach Menschen, die verwirrt sind, aber auch bei Verschüttungen durch Gasexplosionen oder Erdbeben. Regelmäßiges Training ist umso wichtiger, als „beispielsweise Trümmerlagen nicht betreten werden dürfen“, erläutert Anja Kropp. „Dort müssen die Hunde alleine suchen.“

Zwei bis drei Jahre dauere es, bis Hunde eine Prüfung laufen dürfen, erzählt die erfahrene Ausbilderin. Schon oft ist die Staffel Einsätze in der Fläche gelaufen, vor allem im Wald. „Weil dort momentan Brut- und Setzzeit ist, weichen wir an andere Orte aus“, bestätigt Anja Kropp. Etwa auf Betriebsgelände. Der Verein der Rettungshundestaffel Teutoburger Wald ist in Gütersloh ansässig. Noch.

Sitz nach Osnabrück verlagern

„Wir werden unseren Sitz nach Osnabrück verlagern“, kündigt die Hundeführerin an, denn „dort kommen wir mit in die Alarmierung hinein, in Niedersachsen dürfen wir Einsätze laufen“. In NRW sei das wesentlich schwieriger. Trotz des Trainings nicht eingesetzt zu werden, sei „etwas frustrierend“. Geplant ist auch eine Kooperation mit der Rettungshundestaffel Wiehen-Weser.

Aktuell gibt es in der Staffel zehn Hundeführer und sechs geprüfte Hunde. Welcher Vierbeiner geeignet ist, das sieht Anja Kropp oft schon nach der ersten Trainingsstunde. „Wichtig ist, dass es menschlich und tierisch passt, dass sich beide aufeinander verlassen können.“

Kinder riechen anders

Die 54-Jährige rät, so früh wie möglich mit dem Hundetraining zu beginnen. Umweltreize, Futterkreise, die Verbindung zum Menschen, Gehorsam und Unterordnung, all das muss stimmen und immer wieder geübt werden. Helfer, wie jetzt beim Training im NLG, seien dabei besonders wichtig, betont Anja Kropp. „Toll ist es immer“, sagt sie, „wenn auch Kinder unter den Versteckpersonen sind“.

Denn bei der Suche nach Vermissten geht es in erster Linie um demente ältere Menschen oder um Kinder. Letztere riechen anders. Und der Hund, der zuvor gelernt hat, Kinder nicht anzubellen, muss lernen, dass er es in Notfallsituationen eben doch tun darf. Wie gelingt das? Wie auch bei allen anderen Übungen durch eine Belohnung.

Der Rettungshundestaffel Teutoburger Wald gehören aktuell 14 Mitglieder an. Weitere Hundeführer werden immer gesucht.